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Betroffenheit

Betroffenheit hat viele Gesichter. Innerhalb kürzester Zeit war (und ist) gestern jeder Münchner, ob Einwohner oder Besucher, von einer außergewöhnlichen und vor allem unkalkulierbar bedrohlichen Situation betroffen. Ob am oder in der Nähe des OEZ, ob Kilometer entfernt. Wir Mädels waren „eigentlich“ auf dem Tollwood-Festival verabredet, eine hat kurzfristig abgesagt, ich wäre zu meiner mir möglichen Zeit nicht mal mehr in die Nähe des Festival-Geländes gekommen. Zum Glück. Schon auf der Autobahn begegneten mir unzählige Polizei-Fahrzeuge mit Blaulicht. Im Radio unklare Nachrichten. Ich entschloss mich, ohne Umwege direkt weiter aufs Land zu fahren, habe irgendwann unzählige Social Media Infomationen über diverseste Anschläge überall und und und ausgeblendet, mich auf die Nachrichten der Münchner Polizei konzentriert. Um gedanklich nicht über zu reagieren. Denn die Angst fuhr mit. Wenig Menschen waren unterwegs, ich bin ab Freising kilometerweit keinem anderen Fahrzeug begegnet, das ist sehr ungewöhnlich für einen Freitag Abend …. alle saßen wohl bang vor den Fernsehgeräten? Ich komme zu Hause an, sehe ebenfalls die Bilder im Fernsehen. Dann meldet sich mein kleiner Bruder. Sein ICE blieb in Petershausen stehen, der Münchner Hauptbahnhof ist gesperrt, da auch der öffentliche Nahverkehr eingestellt ist: Er kommt nicht mehr weiter. So hat sich die große Schwester noch mal auf den Weg über Land gemacht. Dort stehen unzählige Reisende, versteinerte Mienen, alle versinken in ihren Handydisplays. Er erzählt, wie schnell sich im Zug Panik bereitmachte. Jeder habe jedes Gerücht, das über WhatsApp-Gruppen etc.  verbreitet wurde, direkt an alle geteilt … Betroffenheit hat viele Gesichter. Meine Gedanken und guten Wünsche gehen heute an alle Opfer und ihre Angehörigen, auf dass die Verletzten schnell genesen mögen. Aber ich denke auch an alle anderen, die Angst hatten und haben … Ein Dankeschön an alle Einsatzkräfte für die schnelle und umfassende Aktion und ein besonderes Kompliment für eine souveräne und zielgerichtete Pressearbeit an die Pressestelle der Münchner Polizei! 

Auf in einen normalen Tag, auch wenn uns allen der gestrige Abend sicher in den Knochen steckt …

Ein Abend mit Elisabeth

#ElisabethMusical
#ElisabethMusical

Ihre Geschichte begleitet – bestimmt nicht nur mich – mein Leben lang: Elisabeth, Kaiserin von Österreich, genannt Sisi. Die Sissi-Filme zu Weihnachten war jahrelang gesetztes Programm für mich und meine Schwestern.

Elisabeth im Sternenkleid
Elisabeth im Sternenkleid

Das Musical habe ich zwar nie gesehen, die Musik aber kenne ich in- und auswendig. Der Komponist wohnt mit seiner Familie übrigens in der Hallertau, quasi „ums Eck“ von meinem Heimatort. Zum Komponieren für das erfolgreiche Musical hat ihn laut Medienberichten seine Frau überredet, die ein Faible für Elisabeth hat. In allen Facetten, keinesfalls romantisch verklärt wie im Film, in dem die hübsche Prinzessin Kaiserin und geliebte Ehefrau ihres Franzl wird. Wo die Film-Trilogie mit Happy End endet, legt sich das Musical erst richtig ins Zeug. Zeigt im Zeitraffer, wie unglücklich dieses majestätische Erbe sie machte.

In der Garderobe hat alles seinen festen Platz, beim Umziehen hat keiner Zeit, lange zu suchen ...
In der Garderobe hat alles seinen festen Platz, beim Umziehen hat keiner Zeit, lange zu suchen …

Wie wenig ihr am Ende das bedeutet hat, was eigentlich wichtig hätte sein können. Wie traurig sie war, wie sehr die Grabenkämpfe mit einer unbeugsamen Schwiegermutter und die Erwartungshaltung einer Gesellschaft sie ausgezehrt haben. Aber auch, was für ein Egoist sie dadurch wurde …

Der Blick in den Orchestergraben #DeutschesTheaterMünchen
Der Blick in den Orchestergraben #DeutschesTheaterMünchen

Jetzt habe ich das Musical zum ersten Mal live erlebt, auf Einladung des Deutschen Theaters. Beim #Tweetup. Eine Premiere für fast alle Beteiligten. Eine bunte Truppe von Menschen, die auf unterschiedlichen Kanälen online kommunizieren. Twitter, Facebook, Blogs – 10 wurden ausgewählt, ich gehöre dazu.

Partitur
Partitur

Ein paar große Fans, sogar echte Musical-Experten, die nicht nur diese Inszenierung in München schon gesehen hatten, sondern das gleich mehrfach. Die anderen Darsteller schon erlebt haben. Wow, da bleibt mir nur, meinen Eindruck wiederzugeben, für mich ist es eine Premiere.Hinter den Kulissen lagert alles, was im Verlauf des Stücks benötigt wird, etwa Sissis Reisegepäck

Hinter den Kulissen lagert alles, was im Verlauf des Stücks benötigt wird, etwa Sissis Reisegepäck

Im Vorfeld wurde auch Kritik geäußert, so eine Gruppe störe sicher das restliche Publikum, es gäbe einen Grund, wieso Aufnahmen verboten seien. Und was genau soll so eine Veranstaltung eigentlich bringen? Gute Frage. Hab ich mich im Vorfeld auch gefragt. Kann ich das? Also gleichzeitig erleben, alles aufnehmen – und das twittern? Wie oft? In welchem Abstand soll man…? Verpasse ich dann nicht wichtige Szenen?

Kitsch
Kitsch

Mein Eindruck war: es fühlt sich genauso an, wie wenn man als „normaler“ kritischer Berichterstatter eine Aufführung erlebt. Die Tweets sind nicht nur durch die 140 Zeichen ohnehin kurz, es ist, als ob man „sich“ ein paar Notizen macht. Bilder durften nur in bestimmten Szenen gemacht werden – und natürlich ohne Blitz. Das war also sicher nicht störend. Meine Aufnahmen sind zwar auch entsprechend unscharf, aber egal. Nach der Aufführung wurde ich übrigens von einer Zuschauerin angesprochen, die nachfragte, ob wir das offiziell machen. Und die fand es toll, „da wär ich auch gern dabei gewesen, schöne Sache“.

Die "Pferdchen" für die Lippizaner-Parade der Regierungsvertreter mit Erzherzogin Sophie
Die „Pferdchen“ für die Lippizaner-Parade der Regierungsvertreter mit Erzherzogin Sophie
Die Puppen aus dem Kinderzimmer - können nicht ersetzen, dass der kleine Rudolph seine Mama vermisst
Die Puppen aus dem Kinderzimmer – können nicht ersetzen, dass der kleine Rudolph seine Mama vermisst

Besonders waren die kleinen Zusatzprogrammpunkte, also die Erklärung der Bühne und der Blick hinter die Kulissen. Wir haben uns auf der Drehbühne im Kreis bewegt, in den Orchestergraben gespäht, die Bühnenbilder bewundert, waren in den Garderoben, haben Perücken und Kleider bestaunt … Und ja, es macht einen Unterschied, ob man die Puppen aus dem Spielzimmer des jungen Rudolph vorher schon mal nah gesehen hat. Oder weiß, wo der Schirm hängt, mit dem sich Elisabeth bei der Begegnung am Meer vor der Sonne schützt. Besonders beeindruckt waren wir alle von Elisabeths Haaren, die mehrfach gewechselt werden müssen, sehr schwer sind – und mit alten Heizscheren gelockt werden, weil moderne Lockenstäbe nicht heiß genug werden.

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Alles hat seinen Platz, damit später nur ein Handgriff notwendig ist – mit dem Schirm spaziert Elisabeth am Strand

Besonders in Erinnerung bleibt mir die Ensembleleistung, man merkt, wie sehr das ein Team ist. Keine Einzelkämpfer, einige können für jede Rolle flexibel eingesetzt werden. Wunderbar, wie die Darsteller das Altern, also andere Perücken, graues Haar, auch stimmlich umsetzen konnten. Die Stimme von Elisabeth ist zu Beginn mädchenhaft und wird immer schwerer, bei Franz Joseph dachte ich sogar, es wären 2 Schauspieler, das liegt natürlich auch an den Stücken. Ja, Gesang ist so sehr Geschmacksache, deshalb ganz kurz: mich hat jede einzelne Leistung sehr überzeugt. Etwas überraschend war „Boote in der Nacht“, das Duett des Kaiserpaares, mein absolutes Highlight, ein echter Gänsehautmoment.

Wenn der Dirigent im Spiegel zu entdecken ist
Wenn der Dirigent im Spiegel zu entdecken ist

Und gefreut habe ich mich, als ich während „Wenn ich dein Spiegel wär“ den Dirigenten im Spiegelbild entdeckt habe und für Minuten absolut im Takt war. Ein Lob an das Orchester, das auch in den schrillen Passagen nicht übermütig wird – und sich in der Lautstärke sehr dem Raum anpasst. Meine große Bewunderung gilt denen, die hinter den Kulissen für den reibungslosen Ablauf sorgen, Garderobe, Licht, Technik. Die Bühne des Deutschen Theaters ist nicht sehr groß, da muss jeder Handgriff sitzen. Das Publikum soll ja nicht sehen, wenn die Kulissen vorbereitet und wieder verstaut werden.

Kostüme, Kostüme, Kostüme - eine Unmenge an Kostümen
Kostüme, Kostüme, Kostüme – eine Unmenge an Kostümen

Und das mit den Kostümen und Perücken: Elisabeth wechselt allein 14 mal das Outfit. Die Ensemble-Mitglieder verwandeln sich in Hofdamen, Kaffehausgäste, Kammerzofen, Volk, Hofstatt, Regierung, Hochzeitsgäste, Reisegesllschaft … Da muss man sich blind aufeinander verlassen können. Und wissen, wo was liegt. Geordnete Handgriffe, sonst leidet das Stück.Zum Schluss hätte ich durch die angeregte Plauderei mit der Zuschauerin beinahe die beiden Hauptdarsteller Roberta Valentini und Mark Seibert an der Bühne verpasst – hab aber doch noch dazu gefunden. Wär schade gewesen, denn das Meet & Great war so richtig herzlich, offen, interessiert. Schön, dass wir hier zwei echte Stars zum Anfassen erlebt haben. War ziemlich sympathisch, dass sie sich Zeit für uns genommen haben. Dazu auch noch mal ein großes Dankeschön an das Team vom Deutschen Theater, das die Idee zum #Tweetup hatte, alles vorbereitet und uns durch den Abend begleitet hat. An Mona, die uns auf (und über) die Bretter, die die Welt bedeuten, geführt hat. Und ein riesengroßes Dankeschön an alle Darsteller, Musiker und diejenigen, die im Hintergrund wirken, es war ein ganz schön toller Abend. Den ich so schnell nicht vergessen werde! Das finde nicht nur ich, die anderen Teilnehmer waren ähnlich begeistert, wie ihr hier im Überblick nachlesen könnt.

Das Musical ist übrigens noch bis 7. Juni 2015 im Deutschen Theater in München zu sehen, danach geht es nach Linz, Frankfurt, Berlin und Hamburg, Karten bei den bekannten Verkaufsstellen.

 

#TravelTuesday: Reiseinspirationen?

Mal was Nachdenkliches: In der Touristik und auf Twitter gibt es den #TravelTuesday, reisebegeisterte Menschen verpacken in 140 Zeichen, was sie mit der Lust aufs Reisen verbinden. Wo sie gerne hinmöchten, einmal, vielmals. Was sie gerne sehen möchten, Berge oder Meer. Wo sie gerne wohnen möchten, in einem tollen Hotel, Agriturismo, privat wie bei Freunden. Wo sie gerne mal entspannen möchten, an einem Hotelpool, am einmalig schönen Strand, auf einer traumhaften Aussichtsplattform. Was sie gerne als Erinnerung mitnehmen möchten, eine Landschaft, einen Sonnenuntergang, eine Stadt. Flair, den sie erleben möchten, ein Lebensgefühl, das sie mit Freizeit verbinden. Sollte zumindest so sein. Glaubt man Umfragen, dann ist die beliebteste Reiseart der Deutschen Strand- und Badeurlaub, am liebsten in Spanien. Aber das liegt ja immer sehr an dem, der gefragt wird?

Jetzt ist es so, dass es viele Reiseziele gibt, die bei weitem nicht so oft in den Umfragen als beliebt auftauchen – deshalb müssen die was für ihr Image tun. Gelingt mal besser, mal weniger gut. Wie die Süddeutsche kürzlich in einem Artikel zusammengefasst hat. Da wird die aktuelle Kampagne für das Ferienland Schwarzwald analysiert, ein nackter Frauenkörper als Silhouette, beworben mit „Große Berge, feuchte Täler & jede Menge Wald“…? Plump und aufgesetzt anzüglich – passt das zum Schwarzwald, der doch eher bieder daher kommt? Welche Zielgruppe soll das anlocken?  Imageprobleme haben auch diejenigen, die sich um den Transport von Urlaubern zum Ziel kümmern. Aus unterschiedlichen Gründen. Makaber eine Aktion der Unglücks-Fluggesellschaft Malaysia Airlines, um das Image wieder aufzupolieren. My ulimate bucket list. Aufgabe: alle Dinge auflisten, die man vor seinem Tod noch erleben/tun wollen. Nach 2 Flugzeugunglücken mit Toten und Vermissten?

Fazit: Manchmal ist es einfach, aus der Masse herauszustechen – aber nicht immer erzielt es den gewünschten Effekt.

Sehenswürdigkeiten twittern

Mittlerweile ist es ganz normal, dass Sehenswürdigkeiten im Social Media zu finden sind. Personalisiert. Da twittert beispielsweise die Freiheitsstatue oder Michelangelos David. Ich arbeite ja mittlerweile in einem sehr freizeitaffinen Umfeld. Bislang hat der Ammersee aber noch keine eigene Twitterpräsenz. Dabei gäbs so einiges mit Potential – mal überlegen:

„So viele Radfahrer, mein Gott, als ob das schöne Wetter und die Sonne wirklich alle aus dem Haus treiben würde …“(twittert eine verwunderte Möwe kopfschüttelnd und laut lärmend vom Steg, auf dem sie Tag und Nacht, bei gutem und schlechtem Wetter „abhängt“)

„Freier Blick auf die gesamte Alpenkette“ (posted ein Ammersee Schiff auf seinem Facebook-Profil – und beweist es mit einem wirklich atemberaubenden Panorama-Bild)

„Im Garten blüht und gedeiht alles, herrlich! #Ammersee #Bayern #Frühling“ (veröffentlicht ein lokaler Blumenladen auf Instagramm und Pinterest zahlreiche Farbtupfer aus der Region)

„13 Uhr Mittagspause im Andechser Biergarten – wer noch?“ (lädt ein vom Homeoffice aus arbeitender Freiberufler unter der Präsenz „Ich arbeite am See, und du?“ seine Google+-Community ein – und erntet eine Menge neidische Kommentare ….)

Ich persönlich finde ja die Möwe super, vor allem, weil die wirklich IMMER am See ist, und alles mitbekommt, was da so passiert … Sollte die Idee mal an die Ammerseeregion spielen 🙂