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Sonntagsfreude: Vollmond in Tirol

Zumindest erahnt haben wir ihn, den Herrn Vollmond. Und schön war unser Ausflug auf die Alm, erholsam. So eine kurze Auszeit an einem Ort, wo alles noch ganz urtümlich ist. Komfort gibt’s kaum, aber eigentlich ist dann doch wieder alles da, was man zum gemütlich leben braucht. Ein Plumpsklo an der frischen Luft, Wasser vom Brunnen, das sich per Seilwinde bis zum Haus ziehen lässt, ein Bettenlager mit richtigen Betten samt Matratze und sogar Federbetten und das Beste: ein alter Holzofen in der gemütlichen Kuchel, der macht an den schon klammen Abenden ordentlich warm … 

Und wenn man dann noch ein Kräuterseminar geschenkt bekommt, von einer Frau, die sich ihr Wissen nicht angelesen hat, sondern es als alte Familientradition von Kind auf gelernt hat, dann freu ich mich viel zu sehr, als dass ich mich wegen den Wolken vor dem Mond ärgern würde … So ein Vollmondfeuer voll von Dankbarkeit, guten Wünschen mit fröhlichen Menschen sollte ich übrigens öfter machen, hat sehr gut getan.

Mehr Sonntagsfreude sammelt Rita. Bei ihr geht’s diese Woche ums Ernten, schön, dieses Erleben mit ihr zu teilen.

Ein Abend mit Elisabeth

#ElisabethMusical
#ElisabethMusical

Ihre Geschichte begleitet – bestimmt nicht nur mich – mein Leben lang: Elisabeth, Kaiserin von Österreich, genannt Sisi. Die Sissi-Filme zu Weihnachten war jahrelang gesetztes Programm für mich und meine Schwestern.

Elisabeth im Sternenkleid
Elisabeth im Sternenkleid

Das Musical habe ich zwar nie gesehen, die Musik aber kenne ich in- und auswendig. Der Komponist wohnt mit seiner Familie übrigens in der Hallertau, quasi „ums Eck“ von meinem Heimatort. Zum Komponieren für das erfolgreiche Musical hat ihn laut Medienberichten seine Frau überredet, die ein Faible für Elisabeth hat. In allen Facetten, keinesfalls romantisch verklärt wie im Film, in dem die hübsche Prinzessin Kaiserin und geliebte Ehefrau ihres Franzl wird. Wo die Film-Trilogie mit Happy End endet, legt sich das Musical erst richtig ins Zeug. Zeigt im Zeitraffer, wie unglücklich dieses majestätische Erbe sie machte.

In der Garderobe hat alles seinen festen Platz, beim Umziehen hat keiner Zeit, lange zu suchen ...
In der Garderobe hat alles seinen festen Platz, beim Umziehen hat keiner Zeit, lange zu suchen …

Wie wenig ihr am Ende das bedeutet hat, was eigentlich wichtig hätte sein können. Wie traurig sie war, wie sehr die Grabenkämpfe mit einer unbeugsamen Schwiegermutter und die Erwartungshaltung einer Gesellschaft sie ausgezehrt haben. Aber auch, was für ein Egoist sie dadurch wurde …

Der Blick in den Orchestergraben #DeutschesTheaterMünchen
Der Blick in den Orchestergraben #DeutschesTheaterMünchen

Jetzt habe ich das Musical zum ersten Mal live erlebt, auf Einladung des Deutschen Theaters. Beim #Tweetup. Eine Premiere für fast alle Beteiligten. Eine bunte Truppe von Menschen, die auf unterschiedlichen Kanälen online kommunizieren. Twitter, Facebook, Blogs – 10 wurden ausgewählt, ich gehöre dazu.

Partitur
Partitur

Ein paar große Fans, sogar echte Musical-Experten, die nicht nur diese Inszenierung in München schon gesehen hatten, sondern das gleich mehrfach. Die anderen Darsteller schon erlebt haben. Wow, da bleibt mir nur, meinen Eindruck wiederzugeben, für mich ist es eine Premiere.Hinter den Kulissen lagert alles, was im Verlauf des Stücks benötigt wird, etwa Sissis Reisegepäck

Hinter den Kulissen lagert alles, was im Verlauf des Stücks benötigt wird, etwa Sissis Reisegepäck

Im Vorfeld wurde auch Kritik geäußert, so eine Gruppe störe sicher das restliche Publikum, es gäbe einen Grund, wieso Aufnahmen verboten seien. Und was genau soll so eine Veranstaltung eigentlich bringen? Gute Frage. Hab ich mich im Vorfeld auch gefragt. Kann ich das? Also gleichzeitig erleben, alles aufnehmen – und das twittern? Wie oft? In welchem Abstand soll man…? Verpasse ich dann nicht wichtige Szenen?

Kitsch
Kitsch

Mein Eindruck war: es fühlt sich genauso an, wie wenn man als „normaler“ kritischer Berichterstatter eine Aufführung erlebt. Die Tweets sind nicht nur durch die 140 Zeichen ohnehin kurz, es ist, als ob man „sich“ ein paar Notizen macht. Bilder durften nur in bestimmten Szenen gemacht werden – und natürlich ohne Blitz. Das war also sicher nicht störend. Meine Aufnahmen sind zwar auch entsprechend unscharf, aber egal. Nach der Aufführung wurde ich übrigens von einer Zuschauerin angesprochen, die nachfragte, ob wir das offiziell machen. Und die fand es toll, „da wär ich auch gern dabei gewesen, schöne Sache“.

Die "Pferdchen" für die Lippizaner-Parade der Regierungsvertreter mit Erzherzogin Sophie
Die „Pferdchen“ für die Lippizaner-Parade der Regierungsvertreter mit Erzherzogin Sophie
Die Puppen aus dem Kinderzimmer - können nicht ersetzen, dass der kleine Rudolph seine Mama vermisst
Die Puppen aus dem Kinderzimmer – können nicht ersetzen, dass der kleine Rudolph seine Mama vermisst

Besonders waren die kleinen Zusatzprogrammpunkte, also die Erklärung der Bühne und der Blick hinter die Kulissen. Wir haben uns auf der Drehbühne im Kreis bewegt, in den Orchestergraben gespäht, die Bühnenbilder bewundert, waren in den Garderoben, haben Perücken und Kleider bestaunt … Und ja, es macht einen Unterschied, ob man die Puppen aus dem Spielzimmer des jungen Rudolph vorher schon mal nah gesehen hat. Oder weiß, wo der Schirm hängt, mit dem sich Elisabeth bei der Begegnung am Meer vor der Sonne schützt. Besonders beeindruckt waren wir alle von Elisabeths Haaren, die mehrfach gewechselt werden müssen, sehr schwer sind – und mit alten Heizscheren gelockt werden, weil moderne Lockenstäbe nicht heiß genug werden.

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Alles hat seinen Platz, damit später nur ein Handgriff notwendig ist – mit dem Schirm spaziert Elisabeth am Strand

Besonders in Erinnerung bleibt mir die Ensembleleistung, man merkt, wie sehr das ein Team ist. Keine Einzelkämpfer, einige können für jede Rolle flexibel eingesetzt werden. Wunderbar, wie die Darsteller das Altern, also andere Perücken, graues Haar, auch stimmlich umsetzen konnten. Die Stimme von Elisabeth ist zu Beginn mädchenhaft und wird immer schwerer, bei Franz Joseph dachte ich sogar, es wären 2 Schauspieler, das liegt natürlich auch an den Stücken. Ja, Gesang ist so sehr Geschmacksache, deshalb ganz kurz: mich hat jede einzelne Leistung sehr überzeugt. Etwas überraschend war „Boote in der Nacht“, das Duett des Kaiserpaares, mein absolutes Highlight, ein echter Gänsehautmoment.

Wenn der Dirigent im Spiegel zu entdecken ist
Wenn der Dirigent im Spiegel zu entdecken ist

Und gefreut habe ich mich, als ich während „Wenn ich dein Spiegel wär“ den Dirigenten im Spiegelbild entdeckt habe und für Minuten absolut im Takt war. Ein Lob an das Orchester, das auch in den schrillen Passagen nicht übermütig wird – und sich in der Lautstärke sehr dem Raum anpasst. Meine große Bewunderung gilt denen, die hinter den Kulissen für den reibungslosen Ablauf sorgen, Garderobe, Licht, Technik. Die Bühne des Deutschen Theaters ist nicht sehr groß, da muss jeder Handgriff sitzen. Das Publikum soll ja nicht sehen, wenn die Kulissen vorbereitet und wieder verstaut werden.

Kostüme, Kostüme, Kostüme - eine Unmenge an Kostümen
Kostüme, Kostüme, Kostüme – eine Unmenge an Kostümen

Und das mit den Kostümen und Perücken: Elisabeth wechselt allein 14 mal das Outfit. Die Ensemble-Mitglieder verwandeln sich in Hofdamen, Kaffehausgäste, Kammerzofen, Volk, Hofstatt, Regierung, Hochzeitsgäste, Reisegesllschaft … Da muss man sich blind aufeinander verlassen können. Und wissen, wo was liegt. Geordnete Handgriffe, sonst leidet das Stück.Zum Schluss hätte ich durch die angeregte Plauderei mit der Zuschauerin beinahe die beiden Hauptdarsteller Roberta Valentini und Mark Seibert an der Bühne verpasst – hab aber doch noch dazu gefunden. Wär schade gewesen, denn das Meet & Great war so richtig herzlich, offen, interessiert. Schön, dass wir hier zwei echte Stars zum Anfassen erlebt haben. War ziemlich sympathisch, dass sie sich Zeit für uns genommen haben. Dazu auch noch mal ein großes Dankeschön an das Team vom Deutschen Theater, das die Idee zum #Tweetup hatte, alles vorbereitet und uns durch den Abend begleitet hat. An Mona, die uns auf (und über) die Bretter, die die Welt bedeuten, geführt hat. Und ein riesengroßes Dankeschön an alle Darsteller, Musiker und diejenigen, die im Hintergrund wirken, es war ein ganz schön toller Abend. Den ich so schnell nicht vergessen werde! Das finde nicht nur ich, die anderen Teilnehmer waren ähnlich begeistert, wie ihr hier im Überblick nachlesen könnt.

Das Musical ist übrigens noch bis 7. Juni 2015 im Deutschen Theater in München zu sehen, danach geht es nach Linz, Frankfurt, Berlin und Hamburg, Karten bei den bekannten Verkaufsstellen.

 

Eisheilige

In diesem Jahr machen die Eisheiligen ihrem Namen alle Ehre – heute noch kalte Sophie, dann ist aber auch echt mal gut, oder? Da war die letzten Tagen von Sonne, Sturm, Wind, Regen, Platzregen, kalten Böen, Hagel wirklich alles dabei. Heute solls in Österreich sogar schneien, brrrr … Gut, wie war das jetzt genau: nach den Eisheiligen ist es vorbei mit Nachtfrost und man kann beruhigt alle Pflanzen ins Freie bringen? Bedeutet das dann auch, dass ab morgen schönes Wetter ist? Die bezaubernde Nichte feiert nämlich im Kindergarten ein Maifest. Im matschigen Garten. Da sollten die hübschen Sommerkleidchen mal besser im Schrank hängen bleiben. Sie hat ja zum Glück Gummistiefel. Natürlich in der Lieblingsfarbe PINK.

Gipfel-Hochgenuss

Normalerweise schreibe ich prinzipiell (hahaha, „normalerweise prinzipiell“, klar!) nicht über berufliche Dinge. Und ich leide unter Höhenangst. Zwei gewichtige Komponenten, die mich dennoch nicht davon abhalten, über meinen Montag-Abend zu schreiben – oder eher über das, was ich gehört, gesehen und genossen habe. Möchte ich alles so schrecklich gerne erleben, auch wenn ich in Höhen muss, die mich unvorstellbare Überwindung kosten werden. Egal. Ich möcht’s trotzdem ausprobieren. Weil ich schlicht so begeistert bin. Wo ich Montag Abend war? Mit Münchner Reisejournalisten bei der monatlichen touristischen Runde. Thema waren kulinarische Hochgenüsse auf großer Berg-Höhe.

  • Zum Beispiel in der Südtiroler Urlaubsregion Alta Badia, wo sich 14 Berghütten unter dem Motto Slope Food dem Gaumengenuss widmen. Entwickelt werden die Speisen von Spitzenköchen von „unten“, nachgekocht wird dann hoch oben von Köchen der Berghütten mit regionalen Produkten. Jetzt im Winter lockt ein Imbiss, den man als Skifahrer oder Schneewanderer genießen darf, dazu gibts ein Glaserl Wein. Im Sommer kann man sich einen kulinarischen Picknickkorb packen lassen – und diesen gemeinsam mit seinen Liebsten einsam auf einer Bergwiese hoch droben verspeisen. Schönes Bild, finde ich!
  • Österreichs höchstes Kaffeehaus ist das Café 3.440 am Pitztaler Gletscher. Nach oben kommt man mit der Seilbahn, oben muss die Küche mit den Komponenten etwas variieren, dennoch gibts Cappuccino und andere Kaffespezialitäten. Einen kleinen Vorgeschmack auf die süßen Köstlichkeiten haben Konditor Norbert Santeler und seine Tochter mit in die bayerische Landeshauptstadt gebracht, liebevoll angerichtet Torten, Strudel, Kuchen. Und zum Abschluss gabs ein süßes Herz für jeden Besucher, reizend und sehr lecker.
  • Schlafen wie ein Eskimo (oder so) kann man im IgluLodge im Allgäu, man übernachtet einsam weit droben in der Oberstdorfer Bergwelt auf 2.000 Metern Höhe am Nebelhorn. Schon der Spaziergang aufs Plateau mit bestem Blick auf den Sonnenuntergang ein Genuss, dann ein besonderes Fondue als Abendessen, danach Entertainment zum Warmwerden. Jeder Gast wird am Abend in den 38 Grad warmen Whirlpool gesteckt, danach kann die Kälte nichts mehr ausrichten. Als Gast schläft man mollig warm eingepackt im Thermoschlafsack auf einem Schneebett. Nur leider gibts in diesem Winter so gut wie keine freien Plätze mehr, schade, ich glaube, eine Nacht würde ich dieses besondere Erlebnis – trotz Höhenangst – gerne ausprobieren und erleben.
  • Nicht zum Übernachten, aber kulinarisch sehr exquisit ist Fondue im Iglu auf der Schweizer Engstligenalp oberhalb von Adelboden. Man muss sich hier eher ein sehr ausgefallenes Restaurantambiente vorstellen: großräumige Iglus mit heimeliger, aber auch klirrend kalter Atmosphäre. Der Innenraum ist mit Kunstwerken und Fellen liebevoll und sehr ausgefallen dekoriert. Das Fondue-Rezept wird nicht verraten, verschiedene Käse und Gewürze gemischt. Natürlich sind die Iglus saisonal, von Dezember bis Januar buchbar, ohne Reservierung kann man nur zum Staunen herkommen.
  • Ebenfalls im Südtirol liegt das Sternelokal Viel del Pan, die Küche variiert mit regionalen Produkten, die Komposition ist liebevoll, die Preise sind gehoben, für die Qualität aber fair. Es herrscht Verwöhnatmosphäre und die Karte liest sich lecker.
  • Last, but not least: das Haubenrestaurant Schaufelspitz auf dem Stubaier Gletscher – schon sehr beeindruckend, was Koch David über das Testen der Gaumenerlebnisse berichtet. Weine lagern ist nicht, auch manche Zutaten entwickeln in der luftigen Höhe, wo sonst nur Bergsteiger und Skifahrer unterwegs sind, eine andere Geschmacksnote oder Konsistenz. Es darf experimientiert werden. Und das offensichtlich mit Erfolg, denn: das Lokal ist stark frequentiert und mehrfach ausgezeichnet.

Am wichtigsten zu erwähnen ist, dass in allen Locations ein atemberaubender Blick zu erwarten ist. Gut essen kann man auch woanders, aber die Ausblicke auf die Gletscher, über die Bergketten, das allein ist es schon wert, meine Höhenangst irgendwann mal zu überwinden. Vielleicht schaff ich nicht alles, aber ich hab alle 6 auf meine Liste gesetzt. Und hoffe, dass mich meine wackligen Knie trotzdem die Gondeln besteigen lassen. Sehr nett übrigens: „zivile“ Besucher sind überall ebenso willkommen wie Skifahrer. Die Skimontur ist kein Hindernis, im Gegenteil. Und in den Iglus haben die Betreiber zur Not auch warme leihklamotten für Besucher, die die klirrende Kälte in dieser Höhe unterschätzen und mit Jeans und Winterjacke ankommen …

 

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