Eben gelesen und das möchte ich mit euch teilen: Ich lasse mich regelmäßig von einem Wort zum Schreiben inspirieren, das Projekt nennt sich [*.txt]. Jetzt startet der Erfinder Dominik Leitner ein neues, spannendes Schreibprojekt: Unter „365 gute Dinge“ schreibt er als Gegengewicht zur Flut der negativen Nachrichten, die tagtäglich auf uns einprasseln, über positive Entwicklungen. Denn „Zumindest 1 x am Tag ist nicht alles schlecht.“ Da werde ich sicher gerne und öfter mitlesen – und vielleicht hat ja noch jemand Lust?
Schlagwort-Archive: nachrichten
Betroffenheit
Betroffenheit hat viele Gesichter. Innerhalb kürzester Zeit war (und ist) gestern jeder Münchner, ob Einwohner oder Besucher, von einer außergewöhnlichen und vor allem unkalkulierbar bedrohlichen Situation betroffen. Ob am oder in der Nähe des OEZ, ob Kilometer entfernt. Wir Mädels waren „eigentlich“ auf dem Tollwood-Festival verabredet, eine hat kurzfristig abgesagt, ich wäre zu meiner mir möglichen Zeit nicht mal mehr in die Nähe des Festival-Geländes gekommen. Zum Glück. Schon auf der Autobahn begegneten mir unzählige Polizei-Fahrzeuge mit Blaulicht. Im Radio unklare Nachrichten. Ich entschloss mich, ohne Umwege direkt weiter aufs Land zu fahren, habe irgendwann unzählige Social Media Infomationen über diverseste Anschläge überall und und und ausgeblendet, mich auf die Nachrichten der Münchner Polizei konzentriert. Um gedanklich nicht über zu reagieren. Denn die Angst fuhr mit. Wenig Menschen waren unterwegs, ich bin ab Freising kilometerweit keinem anderen Fahrzeug begegnet, das ist sehr ungewöhnlich für einen Freitag Abend …. alle saßen wohl bang vor den Fernsehgeräten? Ich komme zu Hause an, sehe ebenfalls die Bilder im Fernsehen. Dann meldet sich mein kleiner Bruder. Sein ICE blieb in Petershausen stehen, der Münchner Hauptbahnhof ist gesperrt, da auch der öffentliche Nahverkehr eingestellt ist: Er kommt nicht mehr weiter. So hat sich die große Schwester noch mal auf den Weg über Land gemacht. Dort stehen unzählige Reisende, versteinerte Mienen, alle versinken in ihren Handydisplays. Er erzählt, wie schnell sich im Zug Panik bereitmachte. Jeder habe jedes Gerücht, das über WhatsApp-Gruppen etc. verbreitet wurde, direkt an alle geteilt … Betroffenheit hat viele Gesichter. Meine Gedanken und guten Wünsche gehen heute an alle Opfer und ihre Angehörigen, auf dass die Verletzten schnell genesen mögen. Aber ich denke auch an alle anderen, die Angst hatten und haben … Ein Dankeschön an alle Einsatzkräfte für die schnelle und umfassende Aktion und ein besonderes Kompliment für eine souveräne und zielgerichtete Pressearbeit an die Pressestelle der Münchner Polizei!
Auf in einen normalen Tag, auch wenn uns allen der gestrige Abend sicher in den Knochen steckt …
Das mit der Kommunikation
Könnt ihr euch erinnern, dass ihr früher für Oma, Opa, Tante, Onkel, … Bilder gezeichnet habt, die dann in einen Umschlag gesteckt und mit der Post verschickt wurden? Gibts das heute noch? Weil ich bekomm von der Nichte immer öfter „selbstgeschriebene“ Nachrichten per Smartphone – und so sieht das beispielsweise aus:
Oder so:
Und wer fragen wollte: ja, das erzählt hin und wieder auch eine erlebte Geschichte, oder Wünsche, oder so. Und dauert, bis das geschrieben ist, weil jedes einzelne Motiv wird sorgfältig ausgewählt und die Anzahl genau abgestimmt, „nein, noch einmal, oder noch eins, ja, jetzt passt das.“ Jawoll!
Short Stories: Leidenschaft
Was genau bedeutet das eigentlich: Leidenschaft. Im Wort steckt Leiden, hat es etwas damit zu tun? Wahrscheinlich, weil es tatsächlich Leiden schaffen kann, wenn man etwas leidenschaftlich begehrt, herbeisehnt, sich wünscht … Wikipedia definiert als „eine das Gemüt völlig ergreifende Emotion“. Man ist himmelhochjauchzend. Unter Umständen auch mal zu Tode betrübt. Man kann sowohl leidenschaftlich lieben als auch hassen. Und tatsächlich ist in der ursprünglichen Verwendung des Wortes auch der Leidensaspekt berücksichtigt. Ich denke da an an die leidenschaftlich dramatischen Elemente der tragischen Literatur.
Nun zu meiner Leidenschaft: hin und wieder schreibe ich hier über Musik. Für die ich brenne, glühe, mich verzehre, in ihr aufgehen kann, mich ganz hineinhöre, mit ihr verschmelze. Es gibt wenig, was mich so sehr berühren kann, wie Musik. Sie bringt meine Seele zum Schwingen und meinen Körper zum Klingen. Ich lasse meinen Atem und meine Stimme fließen. Ja, ich summe. Permanent. Was bedeutet: immer. Auch in Augenblicken, in denen das weniger passend ist. Aber das bin ich, das gehört zu mir.
Musik macht mich ganz. Das trifft aktiv wie passiv zu. Beim Selbersingen erlebe ich Momente, in denen die ganze Welt vibriert, weil Musik diesen Ort zu dieser Zeit zum stimmigen Raum macht. Seltene Momente, aber umso kostbarer. Nie hab ich mich mehr im Hier und jetzt gefühlt. Musiker haben in solchen Augenblicken eine sphärische Gänsehaut – Zuhörer auch. Hab ich nämlich auch passiv schon mehrmals erlebt.
Meine Leidenschaft für Musik ist groß, verbindend, hilfreich, mitfühlend, bewegend, aktivierend, motivierend, unbändig, vielfältig – und kann auch vollkommen unerwartet auftreten. Wie gestern abend, wenn die Nachrichten von der Krim musikalisch untermalt werden, durch eine tieftraurige, schicksalsschwangere Melodie …