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Oupsi

Witzig ist dieser Perspektivenwechsel zwischenzeitlich nur noch selten. Tatsächlich stehe ich ältestes Kind mittlerweile meistens kopfschüttelnd und mit durchdringendem Unverständnis neben der Szenerie, die von der vormals so bezaubernden Nichte und ihrem pubertierenden Verhalten dominiert wird. Und kann über so vieles nicht einfach schweigen.

Vor allem, wenn sie die mittlere Schwester einfach nur grob anfasst. Oft grundlos. Noch mehr, wenn sie die kleinste Schwester so lang ärgert und anstachelt, bis diese im wahrsten Sinn des Wortes umfällt und sich dabei weh tut … Und immer dann, wenn alles so unfassbar vorhersehbar ist, man vor den Folgen in exakt der Reihenfolge gewarnt hat und sie es zum Schaden der jüngeren Schwestern doch auf die Spitze treibt, kommt dann dieses dümmlich hingekicherte „Oupsi!“

Und das ist für mich echt am schwersten auszuhalten. Sie ist nämlich nicht nur intelligent, sondern oft auch ein bisschen arrogant und überheblich. Fühlt sich ne ist in vielerlei Hinsicht superschlau. Und trotzdem eben offensichtlich nicht, weil dann wäre ihr Verhalten ja sogar mit Vorsatz … und das ist es doch ganz bestimmt nicht. Bitte nicht …!

Aber wie gut ich aus heutiger Perspektive verstehe, was meine Umgebung in meinen Teenagerzeiten aushalten musste. Wobei ich für meinen Teil am liebsten cool mit den Freunden und damit einfach fern der nervigen Geschwister war und deshalb weniger unmittelbar verletzen konnte…

… lass mich!

Noch öfter als das langgezogene „naaaaaa gut“ bekommt ihre Umwelt von Nichte 3.0 wie aus der Pistole geschossen „lass!!!“ „mich!!!!“ zu hören. Gleichermaßen in passenden wie unpassenden Situationen.

So kann es dummerweise passieren, dass die Tante sie dann lassen soll, wenn wir gerade miteinander auf der Toilette sind. Und ich sie eben nicht loslassen kann, weil sie sonst in die Schüssel plumpst … Vielleicht geht sie deshalb mittlerweile wieder lieber aufs Töpfchen? Das kann sie nämlich ganz allein, da hat sie ihre Ruhe und keiner stört.

„Lass mich!“ bekommt man aber auch dann mal auf die Ohren, wenn eine Sekunde zuvor die Welt noch in Ordnung war. Wir miteinander gelacht oder irgendeinen Unsinn gemacht haben.

Deshalb hab ich noch nicht ganz begriffen, wann die Gefahr von akutem Bockigsein und Alleingelassen werdens droht. Weshalb ich recht oft in dieses Fettnäpfchen trete.

Und mittlerweile manchmal – also am ehesten, wenn sich keine der großen Schwestern einmischt – auch ganz gut in die wieder Normalität überleiten kann. Da wär ich aber gerne noch etwas erfolgreicher 😉

Sommerferien-Gedanken

Mademoiselles Start in die Sommerferien war ein bisschen anders als „geplant“, denn am Tag vor dem letzten Schultag vor den großen Ferien fühlte sie sich so richtig unwohl und – obwohl sie sich nicht erklären kann, wo sie sich angesteckt hat – zeigte der Test dann plötzlich 2 Streifen. Positiv. Zum Glück geht es ihr seitdem von Tag zu Tag besser – aber ein bisschen traurig macht es sie trotzdem. Und wir alle wissen ja, dass man gerade als Teenager gar nicht gern mag, wenn etwas anders als geplant passiert …

Trotzdem mussten die Münchner Patenkindern im letzten Jahr akzeptieren lernen, dass sich in ihrem Leben und vor allem in der Familie etwas maßgeblich verändert. Nach ersten Gesprächen, langen Wochen randvoll von unterschiedlichen Gedanken, Hoffnung, Unglauben, Wut, Traurigkeit und vor allem sehr viel Gefühlschaos ist vor einigen Wochen Mama ausgezogen und lebt jetzt getrennt in einer anderen Wohnung in einer anderen Stadt.

Seitdem sind erneut Wochen vergangen, alles ist in Bewegung und es wird wohl auch noch dauern, bis sich einmal neue Routinen einstellen, gewohnte Routinen endgültig der Vergangenheit angehören – und überhaupt. Ich wünsche allen Familienmitgliedern, dass der Sommer die Zeit zum Durchatmen wird, dass das neue Normal langsam aber sicher „normal“ wird.

Und dass es irgendwann leichter wird, zu akzeptieren, dass nicht alles immer nach Plan verlaufen kann ❤

Kleine Beobachtungen

Aktuell bin ich sehr froh, dass die bezaubernde Nichte und ich 10 gute Jahre zusammen haben durften – das ändert sich nämlich gerade sehr. Hatte sie damals als „endlich“ große Schwester noch immer mal wieder Verständnis, wenn ihre kleinen Schwestern mich mit Beschlag belegt haben, ändert sich das gerade schwer. Verständnis ist definitiv ein Fremdwort im Pubertier-Vokabular. Aber ich bin zuversichtlich, dass das, was wir gemeinsam erlebt haben, kann uns keiner nehmen – und irgendwann ist das bestimmt wieder wertvoll. Warum ich mir da so sicher bin? Weil ich diese Pubertier-Phase sowas von selbst durchlebt habe – und trotzdem aus heutigem Blickwinkel eigentlich doch „ganz normal“ geworden bin …

Gewinner der aktuellen Situation ist Nichte 3.0, die ist den beiden Großen meist viel zu klein – und wenn sie denen nicht hinterher darf schnappt sie sich die Tante. Und wir zwei gehen, wie damals bei 1.0, gemeinsam auf Tour. So kommt es, dass das jüngste Familienmitglied mit mir ähnliche Abenteuer wie ihre älteste Schwester hat. Wenn wir vor den Sommerkälbchen stehen und sie mit den beiden quatscht. Wenn sie vor dem Hühner-Sommerpalast auf und ab läuft – wenn wir am Friedhof die Gräber begießen …

Bei Nichte 2.0 war vieles anders, die wollte nie ohne ihre große Schwester sein – und die war damals auch gerne mit uns am Start. Und heute ist die Mittlere für die Große zwar auch nicht erste Wahl, aber zumindest das kleinere Übel. Deshalb fehlen uns beiden damals wie heute manchmal diese ganz besonderen Nichten-Tanten-Momente, die man eben nur allein erlebt. Wobei: nur manchmal. Denn: interessanterweise ereignen die sich trotzdem, anders eben. Aber dadurch auch besonders und einmalig schön!

Eine Beobachtung an mir möchte ich gerne noch festhalten: während es scheint, dass Eltern beim 3. Kind immer souveräner werden stelle ich fest, dass ich definitiv niemals eine routinierte Tante werden werde. Erste Male sind und bleiben eine Herausforderung, der ich im Moment spontan begegne. Selbst wenn ich hinterher mit etwas Reflektieren feststelle, dass die Situation gar nicht mal so neu war. Hm. Naja, hat vielleicht auch weniger mit der Tantenrolle als solche als mit mir zu tun? … Da werd ich jetzt noch ein bisschen grübeln.

Anlass der Überlegungen war übrigens das Zusammenkommen nach dem Geburtstag meiner Mama – wie alle Anlässe in der warmen Jahreszeit wurde im hauseigenen Biergarten unter der Kastanie gefeiert. Wie immer verputzen meine Nichten die Massen an Erdbeerkuchen mit extra Sahne und dieses Mal neu etwas Vanilleeis ohne größere Probleme. Wie immer halte ich mich beim Kuchen „rücksichtsvollst“ zurück und bin dafür maßlos am Fotografieren … ja manches ändert sich und manches bleibt, wie es ist 😉