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Das mit der Sommerfrische

Beim Frühstück hab ich einen Artikel gelesen, ein Redakteur des Münchner Merkurs schnappte sich einen Baedecker aus dem Jahr 1928 – und erlebte eine Sommerfrische in und um München wie anno dazumal. 

Na gut, nicht ganz, weil die Stadt hat sich seitdem rasend verändert. Und auch aus den beschaulichen Dörfern von einst sind Tourismusstätten der Gegenwart (stehengeblieben in den 70ern des vergangenen Jahrhunderts… ) geworden. Aber er hat es versucht, und ein bisschen entschleunigt es durchaus, wenn man beispielsweise in München als Empfehlung nur so 2 oder 3 Sehenswürdigkeiten besucht, statt sämtliche Hotspots besuchen zu müssen? Und wenn’s zu heiß ist finden sich Tipps für schattige Plätzchen.

Nachmittags bekam ich einen netten Besuch auf der Baustelle, frisch zurück aus dem Urlaub in Spanien, gestern Abend gelandet, knackig braungebrannt und jetzt erst mal erholungsreif. Volles Programm jeden Tag, man will ja auch was erleben und nicht nur 14 Tage am Strand abhängen. Das auch, aber Ausflüge, abends Hotelanimationsprogramm mit Shows, ein Tag auf dem Meer … Und das alles bei großer Hitze. War wohl nicht so das Sommerfrische-Feeling?

Sonntagsfreude: #Heimat

Die ARD hat ihre diesjährige Themenwoche der Heimat, dem Heimatgefühl, gewidmet. Ein brandaktuelles Thema, so viele Menschen, die ihre Heimat verlassen, Sicherheit, Schutz und ein neues Leben suchen … Welchen Wert hat Heimatgefühl in unserer Zeit, was bedeutet es, ist es Ort, ein Empfinden, geknüpft an Menschen, an Familie, ein Haus, …?

In meinem Heimatort in diesen Tagen ein großes Thema, 2015 wird gefeiert, 1200 Jahre seit der ersten urkundlichen Erwähnung. Eine lange Geschichte, viele Vorfahren haben Aufzeichnungen hinterlassen. Das verpflichtet, ein großes Fest zu veranstalten. Heute gab es einen historischen Festzug. Mit über 60 einheimischen Gruppen. Schön wars, die Sonne kam raus – ich hab euch ein paar Impressionen mitgebracht. Besonders gefallen hat mir, dass so viele Vereine sich eingebracht haben, dass jeder sich um Originalität und Geschichtstreue bemüht hat, die Gespanne festlich geschmückt waren, überall Blumen, lachende Menschen. Alte Freunde sehen, Menschen im Kostüm kaum erkennen, sich über Ideen und Ausgestaltung freuen. Hach, und das an einem zwar bitterkalten, aber schön sonnigen Herbsttag.

Schade nur, dass meine Mama am Ende einen bösen Sturz auf den Asphalt hingelegt hat. Jetzt liegt sie mit schmerzendem Knie, hochgelagert. Hoffen wir mal, das wird keine langwierige Geschichte –  und nicht

in die Geschichte des Ortes eingehen …

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Die Sonntagsfreude, die Barbara Anfang des Jahres von Maria übernommen hatte, machen eine Pause. Da es mir lieb geworden ist,  am Sonntag einen Blick auf die vergangene Woche zu werfen, dankbar und freudig festzuhalten, was mir als Sonntagsfreude „gut tut“, werde ich es für mich beibehalten. Und hoffe sehr, dass eine der beiden die Sonntagsfreudentradition schon bald wieder aufnehmen wird.

O’zapft is


Ein paar Tipps hat Harry G für alle, die in den kommenden Tagen einen Wiesn-Besuch planen. Nicht immer bierernst zu nehmen. Er sinniert übrigens viel,  der Harry G, zum Beispiel über Tracht, Brauchtum, München, Bayern. Sehr amüsant, seine Gedankenwelt – nicht nur für Isar-Preissn. Und bei der Gelegenheit: Ich wünsche allen eine friedliche, gesunde und harmonische Oktoberfestzeit. Auch denen, die nichts damit am Hut haben – mit Humor ist die Zeit gut zu überstehen.

Es riecht nach frischem Hopfen in der Holledau

Es ist Hopfenzupfzeit, das riecht und sieht man, in der ganzen Holledau. Am Wochenende bin ich auf verschiedenen Wegen (Autobahn, Landstraßen) durchgefahren und hab geschnuppert, es ist herrlich! Anders als in vergangenen Zeiten, an die ich mich noch aus meiner Kindheit erinnern kann, wird der Hopfen heute sehr modern, technisch gut gelöst, mit bei weitem geringerem Einsatz von Arbeitskraft geerntet. Ein Traktor, ein Fahrer, ein Abreißgerät, der Hopfen direkt auf den Wagen. Auch im Betrieb braucht man nur noch einen, der in die Maschine einhängt, einer schaut, dass der abgefüllte Sack nicht überläuft. Trotzdem helfen alle mit, es ist eine anstrengende Arbeit.

20130817-212842.jpgAuch wenn sich vieles verändert hat, unverändert bleibt der Duft, der ganz besondere Geruch, der in der Luft hängt, an den ich mich seit Kindertagen erinnere und den ich jedes Jahr herbeisehne. Wie das riecht? Süß und gleichzeitig herb. Etwas bitter. Vielleicht wie eine Mischung aus frisch gemähter Wiese mit vielen Kräutern drin, dazu wie durchs wirbelnde Laub laufen, dazu noch eine Prise frischer Baumschnitt, das alles gut abgeschmeckt. Und noch etwas herber – oder so. Dieser besondere Geruch bedeutet für mich das Ende des Sommers, den Beginn des Altweibersommers, den Übergang zum Herbst. Wenn ich ihn mal ein Jahr verpasse bin ich ein Stück weit orientierungslos, etwas fehlt. Bin ja gebürtige beziehungsweise aufgewachsene Holledauerin (Hallertauerin). Meine Heimat ist eine Region, gelegen in Teilen Ober- und Niederbayerns. Dazu gehören ganz grob die Landkreise Freising, Pfaffenhofen, Kehlheim, Landshut und Eichstätt. Aufgewachsen bin ich an der südöstlichen Grenze, kurz vor Moosburg, die Stadt wird gern (wie Ingolstadt, Schrobenhausen, Kelheim oder Freising auch) als eines der Tore in die Hallertau bezeichnet. Die Holledau ist das größte zusammenhängende Hopfenanbaugebiet der Welt mit 15 Siegelbezirken (ich bin nicht sicher, ob die Zahl stimmt, da ich mich sehr wundere, dass Hersbruck auf Wikipedia zur Hallertau gezählt wird, insofern: bitte korrigiert hier gerne).

Neben der Hopfenernte, die gerade läuft, zugegebenermaßen so, wie auch in den anderen deutschen Hopfengebieten Spalt, Hersbruck und Tettnang, rühmen wir Holledauer uns gerne, ein besonderer Menschenschlag zu sein. Nicht nur Bayern, nicht nur Ober- oder Niederbayern, sondern eben Holledauer. Trinkfest, gesellig, menschenfreundlich, fleissig, kontaktstark, musikalisch – deshalb gibts sogar Lieder auf den besonderen Flecken Erde, den der liebe Gott für diesen besonderen Menschenschlag geschaffen hat, zum Beispiel eine Volksweise, das „Holledauer Lied“:


Da nicht jeder den Text verstehen wird fasse ich das in eigenen Worten und etwas verkürzt zusammen: als Gott die Welt erschuf fiel ihm am 7. Tag auf, dass noch etwas fehlte und er schaffte den schönsten Fleck der Welt, die schöne Holledau. Mit sanften Hügeln, dem Fluss Abens und dem wunderbaren weißblauem Himmel. In einer kleinen Bergkapelle wurde mal ein Schimmel versteckt, leider hat er es nicht überlebt, aber seine Geschichte wird noch heute in Liedern und Theaterstücken weitererzählt. Wer Hopfen nicht kennt, kennt die Arbeit nicht, die er macht, aber sein Erzeugnis: das beste Bier der Welt wird mit Holledauer Hopfen gebraut. Am Lebensende geht der Holledauer nach einem arbeitsreichen Leben gern in den Himmel, schaut von dort aus gerne liebevoll auf seine Heimat herab, die im Leben viel Mühe, aber auch viele schöne Momente geschenkt hat.

Ja, der Holledauer ist stolz, ein besonderer Menschenschlag. Und nicht nur das: der Komponist Erhard Kutschenreuter hat den Hallertauern sogar ein eigenes Nationalepos, eine Operette, ein niederbayerisches Singspiel in 3 Akten hinterlassen. Das zur Hopfenzupfzeit im Markt Siegenburg aufgeführt wird und dieses Wochenende Premiere gefeiert hat: der Holledauer Fidel 2013. Dazu bald mehr.