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Musik am Mittwoch: Hochzeitsfieber

Oh ja, es ist so was von da, das Hochzeitsfieber für die LaHo 2023. Dummerweise ist musikalisch noch nicht viel online, aber die Landshuter dürfen sich schon seit ein paar Wochen an dem musikalischen Probengeschehen (und auch alles andere) erfreuen.

Und da ist er wieder, der mittelalterliche Techno. Die fast stampfenden Trommelwirbel, Dudelsäcke, Pfeifen – für mich geht es Freitag los. Aber ich darf schon seit Wochen in den Genuss der geteilten Emotionen kommen, die ich auf sozialen Kanälen verfolge. Vor allem aber natürlich durch meine persönliche Hofberichterstatterin aus der Landshuter Altstadt, die mich über alles auf dem Laufenden hält. Hach.

Und wie ich mich vorfreue – Himmel Landshut, tausend Landshut Haaaaallllllooooooo!!!!

Paula und der Adventskranz – Vorlesegeschichten aus der Nachbarschaft

Herrchen und Frauchen stellen in der Adventszeit immer einen Kranz auf, mit Kerzen drauf, die werden dann nacheinander angezündet. Paula mag das, denn Lichter mag sie gern. Und beim Schnuppern hat sie einen angenehmen Duft in der Nase, ein bisschen wie Wald, wegen dem Kranz, und ein bisschen wie Honig, weil Frauchen immer ganz natürliche Kerzen mit Honigwachs kauft. Hm, schön ist das.

Heute hat Frauchen schon die 3. Kerze angezündet, als sie bemerkt, wie aufmerksam Paula sie beobachtet, lächelt sie und erklärt „weil heute schon der 3. Advent ist. Weißt du Paula, das machen die Menschen schon ganz lange so, dass sie die Tage vor Weihnachten mit vielen Ritualen und Traditionen feiern. Und das ist richtig schön so, so ist Weihnachten nicht nur ein kurzes Fest, sondern wir haben fast einen ganzen Monat randvoll mit Vorfreude.“

Paula nickt, das findet sie auch schön. Weil Herrchen und Frauchen einen Mittagsschlaf machen legt sie sich auch in ihre Kuschelecke und döst. Langsam wird sie wieder wach, irgendwas ist komisch – es riecht, oder besser: es stinkt. Mit einem Blick entdeckt sie, dass die Lichter am Adventskranz nicht weiter schön flackern, nein, der ganze Kranz dampft und raucht. Pfui Teufel.

Paula flitzt los, sie bellt und kläfft – und hüpft bei Herrchen und Frauchen ins Bett, was sie normalerweise nicht darf. Frauchen schaut sie verschlafen an, „was ist denn Paula? Hör auf, ich bin müde.“ Doch Paula macht weiter, bellt, hüpft runter, zur Tür, und wieder hoch. Sie lässt nicht locker. Herrchen folgt ihr jetzt, denn vom Gassigehen weiß er, wenn seine Paula so deutliche Signale gibt, dann ist etwas passiert. Auf dem Tisch entdeckt er sofort den qualmenden Kranz, packt ihn mit einer Decke, Terrassentür auf und schon hat er alles weit in den Garten geworfen.

Frauchen ist verschlafen unten angekommen und beobachtet erstaunt, was hier passiert. „Ohje, das ist mir ja noch nie passiert, ich muss wohl die Kerzen unbeaufsichtigt brennen lassen haben … tut mir sehr leid. Das passiert mir bestimmt nie wieder …“ entschuldigt sie sich zerknirscht. „Dank Paula ist zum Glück nix Schlimmes passiert – vielen Dank Paula. Du bist doch die Beste.“

Und in Zukunft passt Paula immer doppelt auf, dass alle Kerzen ausgeblasen werden, wenn keine Menschen mehr im Raum sind.

Sonntagsfreude: Festhalten

Was in der großen Welt gerade so unmöglich scheint überträgt sich dummerweise auch ins ganz kleine Private, familiärer Friede ist – sagen wir mal – nicht easy-peasy. Und wenn sich dann nicht jeder ein bisschen solidarisch zeigt …

Dennoch gabs in den 24 Stunden Familienzeit die kleinen Momente zum Festhalten für die Ewigkeit:

    Wenn sich Traditionen auch bei 3.0 wiederholen und die einfach die Hand der Tante schnappt, um gemeinsam Eroberungszüge zu starten
    Wenn Nichte 2.0 gar kein Marzipan mag und sich dann so freut, weil die gemeinsam gebackenen Plätzchen saulecker geworden sind
    Wenn der bezaubernden Nichte mit der Oma ein perfekter Stollenteig gelingt und der dann auch noch so was von gut schmeckt
    Wenn schon fast alle Plätzchen vernascht worden sind …
    Wenn die bezaubernde Nichte mal für ein paar Sekunden das Pubertier abstreift und der großartige Mensch, aktuell von Ängsten und Stress vollkommen unter Strom und unterdrückt, zum Vorschein kommt
    Wenn alle 3 Nichten bei Oma und Tante bleiben – und die Mama tatsächlich einen Termin ganz allein machen kann
    Wenn eine Maus durchs vollbesetzte WG-Wohnzimmer rennt und nur meine Schwester, Mutter der bei Spinnen und ähnlichem Getier schon eher iiiiihhhh-Nichtenbande, am liebsten kreischend auf den Tisch hüpfen würde
    Wenn Nichte 2.0 endlich wieder bei der Tante geschlafen hat – hat die letzten Male warum auch immer gar nicht geklappt, obwohl ich gar nicht so zum Fürchten bin – und wir den Sonntag ganz entspannt noch etwas vom Bett aus der Welt beim Schneien zuschauen und darüber diskutieren, dass wir alle Jahreszeiten so was von gerne mögen
    Wenn Nichte 3.0 eine Ecke zum Verstecken entdeckt, wo eigentlich gar keine ist
    Wenn Nichte 2.0 sich die Oma zum Ruhen schnappt und die tatsächlich nicht zum Kochen kommt (hinter den To Dos „versteckt sie sich zu oft, das war echt herrlich ….)

Wenn alle 3 die Heimfahrt verschlafen, weil so ein Besuch aktuell einfach alle Beteiligten mit Vorfreude und vor Ort und so … viiiiiel Energie kostet. Und trotzdem so wertvoll, dass wir uns gesund sehen durften.

Das mit „Halloween“

Klar ist Halloween kein deutsches oder gar bayerisches Brauchtum. Wobei man doch immer ganz kurz bedenken sollte, dass vielleicht doch ein bisschen drinstecken könnte, auch wenn es angeblich ausschließlich von den irischen Kelten kommen soll. Ein bisschen waren die Kelten meine ich doch auch in unseren Landstrichen unterwegs und die ein oder andere christliche Tradition ist durchaus ganz gut durchmischt mit älteren Gebräuchen?

So oder so war ich in diesem Jahr mit den beiden kleinen Nichten eifrig unterwegs, „Süßes oder Saures“ zu fordern – wir haben uns fast gar nicht gegruselt, sondern jede Menge Süßkram abgestaubt. Und da waren beide wirklich gar nicht ängstlich, spätestens nach den ersten Bonbons war auch Nichte 3.0 ganz schön forsch. Ich muss aber mal lobend herausstellen, dass ganz viele Nachbarn sich da einiges einfallen lassen haben, von Särgen und Grabsteinen, in die man greifen musste, über düstere Hinterhöfe mit schauriger Musik, lebenden Gespenstern, die plötzlich hinter dem Zaun hervorsprangen oder sogar Videoinstallationen und Nebelschwaden … die Mädels fanden es ziemlich cool. Machen wir ganz bestimmt auch in den nächsten Jahren immer wieder. Gerne.

Ich habe dann wie jedes Jahr ein bisschen sinniert, denn ich erinnere mich, dass wir auch mal in meiner Kindheit gefühlt nachts durchs Dorf gezogen sind und was Süßes bekommen haben. Nachdem meine Mutter jahrelang Stein und Bein geschworen hat, dass das nie so stattgefunden hat, meinte sie dieses Jahr sehr überraschend: „Das kann schon sein, dass ihr bei der XYZ herausgebackene Seelen bekommen habt, das konnte die ziemlich gut.“

Aha. Und beim Recherchieren hab ich dann auch herausgefunden, dass das sogenannte Seelengebäck süße Hefeteigzöpfchen waren. Dummerweise waren da wohl immer Rosinen drin, bedeutet, dass ich mich wohl schon als Kind nicht mit einem „Vergelt’s Gott für die armen Seelen“ bedankt habe … und wahrscheinlich nie traurig war, dass die nächtliche Tour meiner frühen Jahre nur eine einmalige Sache im Dorf gewesen ist …