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Musik am Mittwoch: Numb

Was mich an diesem Cover fasziniert ist nicht nur, dass ich ein paar der Sänger kenne und mir die a capella Interpretation gut gefällt. Sondern vielmehr finde ich das Video sehr gut gemacht – wer wie ich den Drehort, die Nandlstädter Kirche, kennt kann sich meine Überraschung vorstellen, wie gut die Umgebung rüberkommen kann. Wenn man ausleuchtet und das ein oder andere Detail „verschwinden“ oder in den Hintergrund rücken lässt. Aber: die Akustik ist gut und das kommt rüber … Die Auer Voices mit ihrem Linkin Park Cover von „Numb“.

Heimatverliebt: Kultur in der Hallertau (2)

Wie überall in Deutschland standen auch in der Hallertau Burgen und Schlossanlagen, manchmal geben  Straßennamen wie Am Schloss oder Burggraben einen Hinweis, dass an dieser Stelle einst etwas stand – auch wenn weit und breit kein Prunkbau, nicht mal eine Ruine zu entdecken ist. Aber zumindest ein paar Schlösser hat meine Heimat noch, eine Auswahl:

Mein persönlicher Liebling, weil ich hier doch schon so manche Stunde verbracht habe ist Schloss Au in der Hallertau – das frühere Schloss brannte im Landshuter Erbfolgekrieg vollständig ab.  Der Wiederaufbau steht in seinen Ausmaßen seit 1574, allerdings ließen die Freiherren Beck von Peccoz, bis heute Besitzer, das Gebäude ab 1880 von einem Münchner Architekten im Stil der Neurenaissance umgestalten. Wer durch den Markt Au in der Hallertau fährt, dem fällt vielleict die lange Schlossmauer auf. Nicht verpassen: Zur Brauerei gehört ein wunderschöner Biergarten mit alten Kastanien, Blick aufs Schloss inklusive. Ich habe gelesen, dass die Pacht des Schlossbräukellers vakant ist, wäre mir also persönlich wichtig, dass sich jemand findet, denn ich würde im Sommer gerne mal wieder dort sitzen und einen lauen Abend genießen.

Schloss Ratzenhofen – ähnlich schön ist der bewirtschafte Biergarten. Ich kenne diese Location nicht nur von unzähligen Aufenthalten auf den gemütlichen Bänken im Frühling, Sommer und Herbst, sondern auch, weil ich hier zu allen Jahreszeiten schon Konzerte gehört oder Feste gefeiert habe. Erstmals 1040 wurde eine Feste erwähnt, im Mittelalter scheinen die reichen Landshuter Herzöge gerne Station gemacht zu haben. Etwa um die Zeit der Landshuter Hochzeit (1475) hat Georgs Vater Ludwig eine hohe Summe in einen Umbau investiert, das jungvermählte Paar verbrachte Zeit in Ratzenhofen, so etwas wie Flitterwochen? Der Umbau zum Schloss wurde 1771 abgeschlossen, in den folgenden Jahren wechselten die Besitzer häufig, seit 1918 ist das Schloss im Besitz von Familie Zierer. Eine besondere Erwähnung gibts von mir für die Möglichkeiten für Wanderer und Radfahrer, anders als im restlichen Hügelland sind die Wege durch den Verlauf des Flüsschens Abens sehr eben, also auch für Nicht-Sportler zu empfehlen.

Ganz und gar unauffällig fügt sich das  Wasserschloss Train ins Ortsbild ein, direkt neben dem restaurierten Zehentstadl. Das Schloss ist in privatem Besitz und nur am Tag des offenen Denkmals von innen zu bestaunen. Die Gemeinde nutzt es gerne als Kulisse, zum Beispiel beim alljährlichen Weihnachtsmarkt. Der wahrscheinlich berühmteste Schlossgast war übrigens Emanuel Schikaneder, der hier Texte zu Mozarts Zauberflöte geschrieben haben soll. Vor vielen Jahren durfte ich mal in der kleinen Schlosskapelle bei einer Hochzeit singen und war auf dem kurzen Weg durchs Haus einfach begeistert.

Neben den großen Bauten sind es oft die kleinen Häuser, die typisch für eine Region sind. Fairerweise muss ich schreiben, dass die traditionelle dörfliche Struktur der Hallertau vielerorts dem Einheitsbrei-Siedlungsbau gewichen, den man überall in der Welt zu sehen bekommt. Ein Relikt sind aber ganz winzig-kleine Häuschen, wenige sinds nur noch, eingeschossig, unscheinbar. Trotzdem sollte man an denen man so gar nicht achtlos vorbeifahren, da es die eigentlich architektonischen Kulturgüter der Region sind. Zwei Empfehlungen sind das Weberhäusl in Pfaffenhofen und das komplett renovierte ehemalige Bauernhäusl an der Hausmehringer Straße 4 in Nandlstadt, das meines Wissens sogar für Veranstaltungen gemietet werden kann. In der Marktgemeinde ist übrigens die Marktstraße immer noch sehr typisch für die Märkte der Hallertau von vor etwa 100 Jahren, einige Gebäude stehen unter Denkmalschutz. Ein echter Geheimtipp, den ich, hier aufgewachsen, erst heute zu schätzen weiß.
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Jule lädt zum Schreibprojekt „Heimatverliebt„, in diesem Monat lautet das Thema „Kultur in deiner Heimat“. Die kulturellen Sehenswürdigkeiten der Hallertau passen, obwohl die Region so klein und unbedeutend scheint, einfach nicht auf eine Seite. Im zweiten Teil habe ich euch von Architektur erzählt, weitere Tipps folgen. Mehr Heimatliebe aus unterschiedlichsten Regionen findet ihr unter dem Suchbegriff „Heimatverliebt“.

Sonntagsfreude: #Heimat

Die ARD hat ihre diesjährige Themenwoche der Heimat, dem Heimatgefühl, gewidmet. Ein brandaktuelles Thema, so viele Menschen, die ihre Heimat verlassen, Sicherheit, Schutz und ein neues Leben suchen … Welchen Wert hat Heimatgefühl in unserer Zeit, was bedeutet es, ist es Ort, ein Empfinden, geknüpft an Menschen, an Familie, ein Haus, …?

In meinem Heimatort in diesen Tagen ein großes Thema, 2015 wird gefeiert, 1200 Jahre seit der ersten urkundlichen Erwähnung. Eine lange Geschichte, viele Vorfahren haben Aufzeichnungen hinterlassen. Das verpflichtet, ein großes Fest zu veranstalten. Heute gab es einen historischen Festzug. Mit über 60 einheimischen Gruppen. Schön wars, die Sonne kam raus – ich hab euch ein paar Impressionen mitgebracht. Besonders gefallen hat mir, dass so viele Vereine sich eingebracht haben, dass jeder sich um Originalität und Geschichtstreue bemüht hat, die Gespanne festlich geschmückt waren, überall Blumen, lachende Menschen. Alte Freunde sehen, Menschen im Kostüm kaum erkennen, sich über Ideen und Ausgestaltung freuen. Hach, und das an einem zwar bitterkalten, aber schön sonnigen Herbsttag.

Schade nur, dass meine Mama am Ende einen bösen Sturz auf den Asphalt hingelegt hat. Jetzt liegt sie mit schmerzendem Knie, hochgelagert. Hoffen wir mal, das wird keine langwierige Geschichte –  und nicht

in die Geschichte des Ortes eingehen …

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Die Sonntagsfreude, die Barbara Anfang des Jahres von Maria übernommen hatte, machen eine Pause. Da es mir lieb geworden ist,  am Sonntag einen Blick auf die vergangene Woche zu werfen, dankbar und freudig festzuhalten, was mir als Sonntagsfreude „gut tut“, werde ich es für mich beibehalten. Und hoffe sehr, dass eine der beiden die Sonntagsfreudentradition schon bald wieder aufnehmen wird.