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Das mit den guten Dingen

Eben gelesen und das möchte ich mit euch teilen: Ich lasse mich regelmäßig von einem Wort zum Schreiben inspirieren, das Projekt nennt sich [*.txt]. Jetzt startet der Erfinder Dominik Leitner ein neues, spannendes Schreibprojekt: Unter „365 gute Dinge“ schreibt er als Gegengewicht zur Flut der negativen Nachrichten, die tagtäglich auf uns einprasseln, über positive Entwicklungen. Denn „Zumindest 1 x am Tag ist nicht alles schlecht.“ Da werde ich sicher gerne und öfter mitlesen – und vielleicht hat ja noch jemand Lust?

Lebensängste

Stufen - Bildquelle Pixabay
Stufen – Bildquelle Pixabay

Die Medien berichten in diesen Tagen zum Glück nicht nur über eine uninteressante Reality-TV-Show mit unbekannten und uninteressanten Prominenten, die mich sehr gruselt. Zwischen Kriegsschauplätzen, Flugzeugabstürzen, Ebola und Ferguson lautet eine Überschrift in diesen Tagen: Jeder zweite Deutsche hat Angst vor dem Tod. Das Festhalten am Leben werde mit zunehmendem Alter geringer, die Todesangst nehme ab. Kann ich quasi aus meinem eigenen Älterwerden „belegen“. Als Kind hatte ich jahrelang eine zermürbende Angst vor dem Tod, vor der Ungewissheit: was passiert da? Mit mir? Bin das überhaupt noch ich? Was fühle ich? Tut es weh? Was kommt danach? Gibt es etwas danach – oder nicht? … Fragen, die in Kinderaugen kein Mensch verlässlich beantworten kann. Der Glaube – ans Weiterleben im Paradies? Mir ist viel zu früh klargeworden, dass es keinen stichhaltigen Beleg dafür gibt.

Einige Jahre lang hatte ich immer wieder einen richtig schlimmen Alptraum: lag lebendig begraben unter einem großen Grabstein auf meinem Grundschulhof. Und keiner hats gemerkt. In Teenagerzeiten ist mir nächtelang regelrecht die Luft weggeblieben, aus Angst vor der atomaren Gefahr, der Umweltzerstörung, der Luftverschmutzung, Aids, drohenden Kriegsgeschehen, den Auswirkungen der Moderne. Dem drohenden Kollaps. Dem Aus. Wer das Video zu Ultravox „Dancing with tears in my eyes“ kennt, weiß, dass ich mir durchaus auch romantisch überlegt habe, wie und mit wem ich meine letzten Minuten verbringen wollen würde  …

Je älter ich werde, desto ruhiger bin ich. Keineswegs sicherer, keineswegs gelassen, keineswegs weniger am Leben hängend. Aber mir wird mehr und mehr klar, dass ein Leben in Angst vor dem Tod zu nichts führt.Irgendwo habe ich mal gelesen: „Nichts ist so sicher wie der Tod und nichts ist so unsicher wie das Leben.“ Und wann es vorbei ist. Tot kann kann plötzlich sein, es kann aber auch ein langer, sogar qualvoller Weg werden. Das alles wissen wir – theoretisch. Die meisten Menschen verdrängen den Tod im Alltag erstaunlich gut und umfassend – klappt nur nicht, denn Sterben lässt sich nicht vom Leben trennen.

Das ist auch der Grund, warum ich darüber schreibe. Ich bin ganz ehrlich: heute machen mich die drohenden Verluste ängstlich. Jeder Mensch, der geht, hinterlässt eine Lücke. So erkläre ich mir zumindest, warum Menschen mit zunehmendem Alter weniger Angst vor dem Sterben haben. Sie haben mehr Angst, allein zurückzubleiben?

Sommermärchen 2014

So, der 4. Stern ist da. Das Dreamteam Deutsche Fußballnationalmannschaft hat ihn sich geholt, hat das Sommermärchen, das 2006 mit den Worten „Es war einmal im eigenen Land“ anfing, zu Ende geschrieben. Es ist die Erfüllung eines Kindheitstraums. Nicht wenige aus meiner Generation haben sich gestern ganz bestimmt erinnert, was sie beim Endspiel 1990 erlebt haben. Die Älteren wissen vielleicht noch, wie es war, 1974 oder 1954 Weltmeister geworden zu sein? Und glaubt man diesem Artikel, dann gehören die großen Fußballmomente zur Kette der Erinnerungen, die unser Leben ausmachen! Ein irres Gefühl, heute ist jeder müde, glücklich, hat gefeiert oder auch nicht … Was war da die letzten Wochen eigentlich los? Glaubt man den Medien, dann haben sich Trainer und Berater den Millionen Coaches und Experten im Land gebeugt, was Aufstellung anging. Glaubt man den Medien, dann hat ein Ex-Kapitän dem aktuellen Kapitän Ego-Vorwürfe gemacht. Glaubt man den Medien, dann hat es gemüllert, Manu wurde zum Libero, Mertesacker und Klose wurden jeder auf seine Weise legendär, Schweinsteiger hat geblutet, Super-Mario hat die WM entschieden – und Poldi haben wir legendäre Bilder zu verdanken.

Bei einem Blick zurück wird schnell klar: das bleibt. Alles andere gerät zum Glück schnell in Vergessenheit. Hinter spektakulären Schlagzeilen und Titelbildern von heute verschwindet morgen ein Spiel oder sogar ein Team. Das scheint so ok zu sein, denn offensichtlich hat es diese spezielle Mannschaft nicht auseinander gebracht. Im Gegenteil. Im Vorfeld des Finales war ich fast schon erschrocken, wie sehr die argentinische Nationalspieler auf Messi reduziert wurden. Und in den vergangenen Wochen habe ich einmal mehr genossen, dass es bei Interviews kein Bashing gegeneinander gab, am Ende haben alle gemeinsam, mit Höhen und Tiefen etwas geschafft, was seit 1990 keine deutsche Nationalelf mehr konnte: eine Weltmeisterschaft gewonnen. Dazu gehört jeder einzelne Nationalspieler, jeder Betreuer, ob auf dem Rasen oder auf der Bank. Die haben sich so gefreut – und auch mal geschimpft. Wie es eben ist, alles ganz normal, einfach menschlich.

Und keine Frage: der 12. Mann stand gestern spätestens in den letzten 7 Minuten der Verlängerung geschlossen hinter der Mannschaftsleistung. Heute sind „wir“ alle Weltmeister und sagen Danke. Mal sehen, ob sich dieses wunderbare Gefühl in die Verlängerung und Vorfreude auf die nächsten Spiele übertragen lässt. In diesem Sinne: Glückwunsch und Dankeschön, ich hab mich einfach nur gefreut, das miterleben zu dürfen! Und wer sich die ganze WM in 4 Minuten anschauen möchte dem empfehle ich dieses Video – ganz schön viel Emotion!

Fußball und so

Gerade kommt man, selbst wenn man will, nicht an Fußball und am WM-Geschehen vorbei. Spätestens die Schlagzeilen informieren die Welt. Sogar eine Kollegin, die sich so gar nicht interessiert, weiß doch tatsächlich, worüber man diskutiert. „Die“ deutschen Fans seien weltweit total unbeliebt, der Kapitän der deutschen Mannschaft spiele ja wohl grottenschlecht, „das“ Spiel vorgestern sei durch einen Biss entschieden worden – und Italien sage aurevoir (äh ja, danke für den missglückten Einsatz von Fremdsprachen an Bushido.

Bildquelle: Pixabay
Bildquelle: Pixabay

Gut, ja, ich mach mir was aus Fußball, ärgere mich sogar manchmal über den Wankelmut von Fans weltweit, die nach einem Sieg als 12. Mann vom Platz gehen, aber ausgiebig über die schlechte Leistung „der Spieler“ diskutieren, wenn verloren wurde. Ich freue mich, wenn ich ein gutes Spiel auf dem Platz sehe – auch wenn dadurch eine Mannschaft ausscheidet, die ich persönlich sympathischer finde. Ich war schon oft für die falschen, dadurch geht die Welt nicht unter. Und ganz klar lässt es sich super kritisieren, wenn man selber frisch geduscht und ohne sich auszupowern ein Spiel verfolgt, statt  mittendrin zu sein und auch mal eine Chance zu vergeben, einen Patzer zu machen … Mit Floskeln bin ich lieber sparsam, aber mit denen hier soll man/frau bestens gerüstet sein …?

Also: heute abend drücke ich der super-sympathischen deutschen Mannschaft die Daumen. Und würde mich freuen, wenn ich sie auch die nächsten Wochen noch aktiv beobachten darf. Ich hoffe aber auch auf ein gutes und faires Spiel – und dass alle Nicht-Absprachen zu einem faden Unentschieden auch gefälligst eingehalten werden. Und jetzt hoffe ich, dass ich in die Runde der Fußball-Flüsterinnen eintauchen darf, wo frau sich auf die wirklich wichtigen Facts rund um die Spiele konzentrieren kann 🙂