Ist ja manchmal so, dass von einem eigentlich so wichtigen und großen Ereignis nicht viel in Erinnerung bleibt? Ging mir dieses Mal sogar schon im Vorfeld so, dass ich die WM nicht auf dem Schirm hatte und die Vorrunde im Urlaub war. Jetzt darf sich Frankreich über den Titel freuen, Kroatien ist Sieger der Herzen und zwei Staatschefs haben sich herzlich umarmt und glücklich gestrahlt. Für mich bleibt Musik: The Bravest von Sir Roosevelt.
Gerade landen die Weltmeister „zu Hause“ und werden in Berlin auf der Fanmeile empfangen, gefeiert. Ich bewundere, dass es Menschen gibt, denen Fußball so wichtig ist, dass sie dafür Urlaub einreichen, vielleicht sogar nach Brasilien gereist sind, um Spiele live zu erleben. Allen, und es sollen hundertttausende sein, die gleich am Brandenburger Tor mit am Start sind und die deutsche Nationalmannschaft bejubeln, wünsche ich viel Saß. Feiert die Jungs, feiert das Team, feiert alle, die beigetragen haben, diesen Weltmeister-Titel zu holen.
Ich freu mich still und leise mit – und blättere diese letzten Wochen noch mal in meinem Bilder-im-Kopf-Album nach. In Erinnerung bleiben wird mir die Geschichte des alten Mannes: Er ist Brasilianer und erlebte das Halbfinale im Stadion, kam hoffnungsvoll, hatte einen goldenen Pokal dabei, das Symbol seiner Überzeugung, dass Brasilien 2014 Weltmeister werden sollte. Dann hat er seine Mannschaft verlieren sehen, hat bittere Tränen vergossen. Und seinen Pokal einem deutschen Fan geschenkt. Im Zeitalter von Selfies und Fan-Porträts ging dieses Bild um die Welt. Dass die Fußballer sich nach einem gewonnenen/verlorenen Spiel gratulieren sieht man oft, aber dass ein Fan, ein treuer Anhänger, sich von seinem Ideal verabschiedet? Für mich besonders, eine große Geste.
So, der 4. Stern ist da. Das Dreamteam Deutsche Fußballnationalmannschaft hat ihn sich geholt, hat das Sommermärchen, das 2006 mit den Worten „Es war einmal im eigenen Land“ anfing, zu Ende geschrieben. Es ist die Erfüllung eines Kindheitstraums. Nicht wenige aus meiner Generation haben sich gestern ganz bestimmt erinnert, was sie beim Endspiel 1990 erlebt haben. Die Älteren wissen vielleicht noch, wie es war, 1974 oder 1954 Weltmeister geworden zu sein? Und glaubt man diesem Artikel, dann gehören die großen Fußballmomente zur Kette der Erinnerungen, die unser Leben ausmachen! Ein irres Gefühl, heute ist jeder müde, glücklich, hat gefeiert oder auch nicht … Was war da die letzten Wochen eigentlich los? Glaubt man den Medien, dann haben sich Trainer und Berater den Millionen Coaches und Experten im Land gebeugt, was Aufstellung anging. Glaubt man den Medien, dann hat ein Ex-Kapitän dem aktuellen Kapitän Ego-Vorwürfe gemacht. Glaubt man den Medien, dann hat es gemüllert, Manu wurde zum Libero, Mertesacker und Klose wurden jeder auf seine Weise legendär, Schweinsteiger hat geblutet, Super-Mario hat die WM entschieden – und Poldi haben wir legendäre Bilder zu verdanken.
Bei einem Blick zurück wird schnell klar: das bleibt. Alles andere gerät zum Glück schnell in Vergessenheit. Hinter spektakulären Schlagzeilen und Titelbildern von heute verschwindet morgen ein Spiel oder sogar ein Team. Das scheint so ok zu sein, denn offensichtlich hat es diese spezielle Mannschaft nicht auseinander gebracht. Im Gegenteil. Im Vorfeld des Finales war ich fast schon erschrocken, wie sehr die argentinische Nationalspieler auf Messi reduziert wurden. Und in den vergangenen Wochen habe ich einmal mehr genossen, dass es bei Interviews kein Bashing gegeneinander gab, am Ende haben alle gemeinsam, mit Höhen und Tiefen etwas geschafft, was seit 1990 keine deutsche Nationalelf mehr konnte: eine Weltmeisterschaft gewonnen. Dazu gehört jeder einzelne Nationalspieler, jeder Betreuer, ob auf dem Rasen oder auf der Bank. Die haben sich so gefreut – und auch mal geschimpft. Wie es eben ist, alles ganz normal, einfach menschlich.
Und keine Frage: der 12. Mann stand gestern spätestens in den letzten 7 Minuten der Verlängerung geschlossen hinter der Mannschaftsleistung. Heute sind „wir“ alle Weltmeister und sagen Danke. Mal sehen, ob sich dieses wunderbare Gefühl in die Verlängerung und Vorfreude auf die nächsten Spiele übertragen lässt. In diesem Sinne: Glückwunsch und Dankeschön, ich hab mich einfach nur gefreut, das miterleben zu dürfen! Und wer sich die ganze WM in 4 Minuten anschauen möchte dem empfehle ich dieses Video – ganz schön viel Emotion!
Da muss ich nicht viel schreiben: die Christus-Statue in Rio leuchtet schwarz-Rot-Gold, das Team liegt glücklich auf dem Rasen, gleich gibts DEN Pokal. Argentinien hat gut gespielt, aber es ist Fußball, der kleine Mario Götze hat das Tor gemacht. Deutschland ist zum 4. mal Weltmeister. Unfassbar! Ich freu mich!!!! Und in meinem Viertel wird gerade ein kleines Feuerwerk gezündet: #bereitwienie #wm2014 #gerarg #weltmeister
Und dazu hab ich dieses Wochenende geschafft, was ich mir vorgenommen hab. Trotz sehr langsamem Internet ist das Fotobuch für den Geburtstag meines Papas fertig, übertragen und wird hoffentlich rechtzeitig zum Feiern geliefert. Für mich ein perfekter Sonntag 😉
Mehr Sonntagsfreude bitte hier nachlesen.