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[kinderkram] 8 – Fußball

kinderkramAlle zwei Jahre gibts  Europa- oder Weltmeisterschaften. Da spielen nicht nur die besten Fußballer der jeweiligen Länder mit, sondern in diesem Zeitraum werden alle zu Fans. Das ist ein kleines bisschen Ausnahmezustand. Autos fahren mit Fahnen, die jeweils zeigen, für wen das Herz des Fahrers schlägt. Vorher kann man schön mit diskutieren, wer spielen sollte, wer nicht. Oder Bildchen sammeln. Oder sich mit Fanbekleidung eindecken. Die meisten schauen sich die Fußballspiele nicht direkt da an, wo sie passieren, denn in die Stadien gehen ja auch gar nicht alle Fußballbegeisterten rein. Und nicht jeder kann sich Urlaub nehmen und dahin reisen, wo die Spiele stattfinden. Also schaut man Zuhause am Fernseher, im Restaurant, auf einer Leinwand im Garten, mit Nachbarn und Freunden – oder gemeinsam mit ganz vielen anderen bei sogenannten Public Viewing Events auf riesengroßen Leinwänden. Und da gibts dann schnell mal viele Millionen echte Experten. Und Trainer. Das dauert so etwa 4 Wochen, dann gewinnt eine Mannschaft, die nicht immer die besten Spiele absolviert hat, aber eben das letzte Spiel gewinnt. Und danach wird gefeiert. Dann bleibt hoffentlich noch etwas gute Stimmung – und danach ist alles wie zuvor …

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Kurz und knapp ein Auszug meiner Gedanken rund um Fußball und die großen Turniere EM und WM. Ich mag diese Ausnahmezeit gerne und nehme während so einer EM auch meinen chronischen Schlafmangel und die vielen Expertenmeinungen gerne in Kauf. Nur Hooligans mag ich gar nicht. Und grob fahrlässige Fouls, wegen denen ein Spieler hinterher monatelang nicht spielen kann. Der Blickwinkel einer Erwachsenen. An Kinder. Für später. Wer Lust und Zeit hat, ist herzlich zum Gedankenaustausch eingeladen: Schaut ihr Fußball? Falls ja wo am liebsten? Wer gewinnt die EM 2016? Und guckt ihr jedes Spiel oder nur das eures Favoriten? Seid ihr immer Fußballfans oder nur zu EM und WM? …

Ballbesitz

Im Schulsport haben Kinder Berührungspunkte mit allen Sportarten, der Große spielt auch öfter mal Fußball mit. Kürzlich kam er nach Hause und berichtete verschmitzt, dass er heute 0,01 Prozent im Ballbesitz war. Auf die verblüffte Frage, wie er das berechnet habe, meinte er: „Ich wurde angespielt …“ Und lachte von Herzen. Nein, seine sportlichen Ambitionen liegen definitiv nicht in den Ballsportarten.

Turnier nachmittag

Wo verbringt man als Familie die Wochenendnachmittage? Keine Frage für viele Eltern: auf dem Sportplatz. Die Erwachsenen als Trainer oder Zuschauer, der Nachwuchs sammelt Erfahrungen. Im Idealfall gehört man zu einem tollen Team und schließt Freundschaften. Und mit guter Anleitung ist man auch noch erfolgreich. Kürzlich war ich am Sonntagnachmittag mit meinem Cousin verabredet – auf der Zuschauertribüne der Schulturnhalle. F-Jugend-Turnier Fußball. 8 Mannschaften, im Schnitt 11 Spieler, 5 auf dem Feld, ein Torwart und noch die Ersatzspieler. Alter: ab 6 bis 9. Und da merkst du jedes Jahr und jeden Zentimeter. Die ganz Kleinen sind noch viel mit schauen und hinterherlaufen beschäftigt. Die Großen spielen. Und haben Ehrgeiz. Überrascht haben mich die Posings der Torschützen. Die Treffsicherheit beim Elfmeterschießen. Manche Fouls waren mehr als beabsichtigt. Die Trainer waren ehrgeizig. Die Eltern auf der Tribüne vereinzelt mehr als bissig, auch dem eigenen Sprössling gegenüber, der gerade den Ball nicht so gespielt hat, wie sie es getan hätten … Wollte erst nur kurz Hallo sagen, war dann bis zum Schluss zur Siegerehrung. Und fand, dass jeder einzelne Protagonist – nicht nur der aus der Familie – meine Aufmerksamkeit und meinen Applaus voll und ganz verdient hat.

Fans

Gerade landen die Weltmeister „zu Hause“ und werden in Berlin auf der Fanmeile empfangen, gefeiert. Ich bewundere, dass es Menschen gibt, denen Fußball so wichtig ist, dass sie dafür Urlaub einreichen, vielleicht sogar nach Brasilien gereist sind, um Spiele live zu erleben. Allen, und es sollen hundertttausende sein, die gleich am Brandenburger Tor mit am Start sind und die deutsche Nationalmannschaft bejubeln, wünsche ich viel Saß. Feiert die Jungs, feiert das Team, feiert alle, die beigetragen haben, diesen Weltmeister-Titel zu holen.

Ich freu mich still und leise mit – und blättere diese letzten Wochen noch mal in meinem Bilder-im-Kopf-Album nach. In Erinnerung bleiben wird mir die Geschichte des alten Mannes: Er ist Brasilianer und erlebte das Halbfinale im Stadion, kam hoffnungsvoll, hatte einen goldenen Pokal dabei, das Symbol seiner Überzeugung, dass Brasilien 2014 Weltmeister werden sollte. Dann hat er seine Mannschaft verlieren sehen, hat bittere Tränen vergossen. Und seinen Pokal einem deutschen Fan geschenkt. Im Zeitalter von Selfies und Fan-Porträts ging dieses Bild um die Welt. Dass die Fußballer sich nach einem gewonnenen/verlorenen Spiel gratulieren sieht man oft, aber dass ein Fan, ein treuer Anhänger, sich von seinem Ideal verabschiedet? Für mich besonders, eine große Geste.