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Paula und der 2. C-Geburtstag – Vorlesegeschichten aus der Nachbarschaft

„Das nervt, sooooo, immer darf ich nicht, hhhhhhh, So ein Kack!“ motzt das älteste Nachbarsmädel. Schon seit Tagen geht das so. Paula steht auf der anderen Zaunseite und wedelt mitfühlend mit dem Schwanz. Wie gut sie die Große verstehen kann. Der zweite Winter mit lauter Einschränkungen, immer muss sie vernünftig sein, immer beachtet sie alle Vorgaben, immer passt sie auf – und dann das: da dummerweise ja auch ihr Geburtstag im Winter liegt hatte sie ja sowieso was ganz anderes geplant. Alles draußen, draußen eine Geocache-Suche mit einem Schatz, draußen ein bisschen basteln, draußen grillen und essen. Und nicht mal 11 Freundinnen eingeladen – aber jetzt. „Der Satz mit X, wieder nix. Das ist sooooo zum Kotzen.“

Ja, nicht nur Paula hat Verständnis für die blöde Situation. Alle, Mama, Papa, die Schwestern … jeder möchte ihr zum Geburtstag einfach nur eine riesengroße Freude machen. Aber in dem Alter wäre halt schon schön gewesen, nicht nur mit der Familie und so … Am Geburtstag geben sich alle deshalb besonders viel Mühe. Paula hat mitbekommen, dass die beiden kleinen Schwestern immer wieder mit Mama und Papa und sogar mit der Tante Ideen diskutiert haben. Richtig gute Ideen, ein paar können auch unter den aktuellen Bedingungen stattfinden.

Und deshalb wird es ein freudestrahlender Tag, so viele kleine Überraschungen, so viele liebevolle Worte, weil alle das älteste Nachbarsmädel einfach sooooo lieb haben. Am Abend steht die jetzt 11jährige lächelnd im Garten und erzählt Paula von ihrem Tag. Heimlich natürlich, denn immerhin ist sie jetzt 11 und da soll keiner mitbekommen, dass sie mit Tieren quatscht. Und Paula verrät es auch keinem weiter, versprochen.

Geburtstage feiern …

Wenn man so lang auf so viel verzichtet hat. Wenn man dann aber den so lang ersehnten eigenen Geburtstag in greifbarer Nähe hat. Wenn die Vorfreude von Tag zu Tag steigt. Wenn sowieso ein Besuch bei den Großeltern überfällig ist, weil Oma und Onkel ja auch Geburtstag haben … und überhaupt: wenn es einfach Zeit ist. Und dann auch noch die sinkenden Zahlen einfach stimmen. Dann kann man seinen 4. Geburtstag auch mehr als einmal feiern. Vorher. Am Geburtstag. Und danach auch noch.

Und so hat es Nichte 2.0 gehalten, sich über alles soooo sehr gefreut. Vielleicht tatsächlich noch ein ganz kleines bisschen mehr, weil, na ja, weil halt …

Leider konnte die sonst fürs Partyprogramm zuständige Tante nur bei der Familien-Vorfeier dabei sein. Das war aber auch schon ganz ok so. Wobei aktuell immer noch wichtiger ist, dass die Tante und der Onkel mit den Kuhweiden da sind, weil das sogar noch seltener und dadurch kostbarer ist… Insofern kann ich nur Beobachtungen aus 2. Hand weitergeben: 4 auch so um die 4 Jahre alte Mädels haben einen sonnigen Nachmittag im Garten verbracht. Es gab kein Gezicke, sehr viele strahlende Gesichter und ganz viel „oh, ist das schön, dass wir uns sehen!“

Und ganz viel Hoffnung ist da, auf einen gesunden Sommer, auf Kindergarten, auf Spielen mit Freunden im Garten und auf dem Spielplatz – weil es eben schon schön wär. Kann ich so was von gut verstehen …

Der 3. Geburtstag

Ein ganz kleines bisschen wär schon schön, wenn alles “ normal“ wäre. Dann würde Nichte 2.0 ihren 3. Geburtstag nämlich „noch mehr“ feiern … aber „passt schon“.  Und auf der anderen Seite wird ja sowieso schon seit Wochen immer wieder voller Begeisterung „Happy birthday to you“ gesungen (das kann sie so toll, das muss also mal festgehalten werden!). Das große Geschenk in Form eines Baumhausparadieses mit Schaukeln und Rutsche ist ja bei Oma und Opa aufgebaut worden, da muss sie sich also noch bis zum nächsten Besuch gedulden. Aber das eigene Hochbeet wurde am Wochenende im Garten perfekt platziert und wartet jetzt mit ordentlich Erde befüllt auf das Bepflanzen. Schnittlauch soll reinkommen und Blumen – mehr? „Lieber nicht“.

Der Jubeltag selbst hatte einen perfekten Start: mit der vergötterten großen Schwester auf der Treppe sitzen, leckere Kirschen vom Gemüsemann schnabulieren und die Kerne in großem Bogen in den Garten spucken. Hach. Danach die drei Kerzen auf dem Geburtstagszug auspusten – hä, nur 3? Wie alt wirst du denn? Neun 😉 – und sich was wünschen. Kuchen futtern. Und dann kommt schon die Oma zum Feiern – das wird sooo schön.

Happy birthday to you, alles Gute zum Geburtstag – happy birthday to you ❤

 

1994

Heute vor 25 Jahren ist meine Oma väterlicherseits gestorben. An ihrem Geburtstag, sodass wir uns bis heute nur einen Erinnerungstag merken müssen. Meine Erinnerungen an ihre alljährlichen Geburtstagsfeierlchkeiten sind eng mit der Hopfenzupf verbunden, in manchen Jahren war der Hopfen früher reif, dann ging die Ernte durchaus schon Ende August, Anfang September los. Wir waren also so oder so „zu Besuch“. Ich vermute, dass sie nie jemanden eingeladen hat, sondern dass, wie es in katholisch Bayern früher üblich war, all die lieben Verwandten zu Geburtstags- und Namenstag so oder so vorbeikamen. Auf alle Fälle gabs immer Kuchen für den Fall der Fälle. Wenn sie schon reif waren einen Zwetschgendatschi. Mit Sahne. Und später wurde, auch wenn alle gar nicht so lang bleiben wollten, eine Brotzeitplatte auf den Tisch gestellt. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir eines der letzten Jahre, in dem ihre Schwestern und ein paar Nachbarinnen zu Besuch waren. Alle hatten reichlich Zeit mitgebracht, weil zu Hause keiner mehr gewartet hat …

Mit ihrem Tod hat das Jahr 1994 für mich und unsere gesamte Familie eine wesentliche Veränderung hervorgebracht: vorher war das Haus meiner Großeltern fast so etwas wie mein zweites Zuhause. Mein Vater hat den Hof mit bewirtschaftet, wir waren viel dabei, zum Spielen, bei den Großeltern, mit der Oma im Garten, mit dem Opa „unterwegs“. Zu Geburtstagen und an Feiertagen traf sich die ganze Großfamilie, Onkel, Tanten, Cousinen, Cousins. Nicht alle, aber schon der feste Kern sind mehr als 25 Personen …

Seitdem gibt es dieses rituelle Treffen nicht mehr. Das Haus und der Ort haben sich verändert. Auch wenn alles anders geworden ist hab ich mir die letzten Tage fest vorgenommen, mal wieder an diesen Ort meiner Kindheit zurückzukehren. Mir die schönen Bilder nicht nur im Kopf zu erhalten, sondern die Erinnerung auffrischen. Ich vermute, das ist so was wie Heimweh?