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#Heimatverliebt: Ein Travelguide für die Hallertau

Es ist nicht gar so einfach, in meiner Heimatregion Urlaub zu machen. Das liegt einmal daran, dass die Gegend nach wie vor stark landwirtschaftlich geprägt ist. Und sich schon sehr viel um den Hopfen und vor allem seine Ernte dreht. Es gibt unzählige Gastwirtschaften und durchaus auch Beherbergungsbetriebe. Aber zum Glück nicht in der Masse. So kann man bestimmt guten Gewissens von einem Geheimtipp sprechen. Und ich wage zu sagen: die Hallertau ist die Toskana des Nordens. Die Hügellandschaft ist ähnlich bezaubernd, statt Olivenhainen die Hopfengärten, statt Mohn- und Lavendel- sind es Raps- und Senffelder, und das Gefühl von Weite. Ich habe nach vorgegebenen Roadtrip-Strecken gesucht, wenig bis gar nichts gefunden. Für Radfahrer und Motorradreisende gibt es über die Tourismus-Behörde spezielles Kartenmaterial. Ich versuche ein eigenes System, so wie ich mir meine eigene Heimat gerne mal mit ein paar Tagen Zeit selbst anschauen würde:

Rahmenbedingungen: „Die Hallertau erstreckt sich über die bayerischen Regierungsbezirke Ober- und Niederbayern auf Teile der Landkreise Pfaffenhofen, Freising, Kelheim, Landshut und Eichstätt. Da die Region keine administrative Einheit ist, sondern lediglich durch den gemeinsamen Hopfenanbau definiert wird, ist eine exakte Eingrenzung nicht möglich. Einen groben Rahmen bilden die Städte Ingolstadt, Kelheim, Landshut, Moosburg, Freising und Schrobenhausen. Damit entspricht sie administrativ am ehesten ungefähr dem Altlandkreis Mainburg. Die Gesamtfläche der Hallertau beträgt circa 2.400 km², sie erstreckt sich in Ost-West-Richtung maximal 65 km und ist in Nord-Süd-Richtung bis zu 50 km breit.“ (Quelle: Wikipedia)

Von den groben Strecken könnte man das alles an einem Tag abfahren. Um sich einen echten Eindruck zu verschaffen und Zeit zu haben, empfehle ich mindestens 3 Tage einzuplanen – ideal sind bestimmt 5+, mehr, wenn man wirklich eintauchen möchte. Von der Reiseplanung her habe ich jetzt ganz grob Ortschaften angegeben, ich persönlich halte mich weniger an Hauptstrecken, sondern nehme gern die kleineren Straßen. Mein Erfahrungswert ist, dass man da immer noch mal einen extra Blick bekommt. Mittlerweile sind wir ja alle in der Lage, uns anhand der Google Bildersuche vorab ganz gut zu orientieren, so kann sich jeder die Orte aussuchen, die er gerne sehen möchte – und durch die anderen eben schneller durchzufahren.

Für meinen Roadtrip würde ich die Hallertau in 5 Strecken aufteilen, die man flexibel variieren kann – ich habe ein paar Übernachtungstipps eingefügt (die ich kenne und deshalb empfehlen kann), ist aber aufgrund der insgesamt nicht so weiten Entfernungen auch gar nicht notwendig, man kann auch sternförmig Tagesausflüge machen:

1. Der Westen

Kennt so gut wie jeder, der schon mal die A9 befahren hat, das Hinweisschild auf die Hallertau an der Autobahn-Ausfahrt Schweitenkirchen. Von da aus bietet sich eine schöne Rundtour durch den Hallertauer Westen an. Eine empfehlenswerte Route könnte sein:

  • Schweitenkirchen – Paunzhausen – Reichertshausen – Ilmmünster – Scheyern – Abstecher nach Jetzendorf – über Alberzell nach Gerolsbach – Schrobenhausen – an der Paar entlang nach Hohenwart – Pörnbach – Reichertshofen – Baar-Ebenhausen – St. Kastl – Langenbruck – je nach Zeit über Gambach, Rohrbach und Lohwinden gemütlich bis Pfaffenhofen.

Ca. 110 km – Reine Fahrtzeit in etwa 2 Stunden
Übernachtungstipp bei Pfaffenhofen: Hotel Strasshof

2. Unterwegs im Herzen der Hallertau

Die zweite Route startet wieder von Schweitenkirchen – mein Tipp ist: unbedingt weg von den großen Strecken. Hier kann man ebenfalls Lohwinden und Rohrbach unterbringen. 

  • Sonst seitlich der Autobahn über Sünzhausen, Dürnzhausen und Geroldshausen nach Wolnzach – Oberlauterbach, Niederlauterbach und Rottenegg nach Geisenfeld – Nötting – Unterpindhart – Aiglsbach – Sankt Anton/Ratzenhofen – Mainburg – jetzt ein Stück der deutschen Hopfenstraße folgen – Steinbach – Obderhinzing – Hüll – Osterwaal – Au – Sillertshausen – Reichertshausen – Attenkirchen.

Ca. 110 km – Reine Fahrtzeit etwa 2 Stunden
Übernachtungstipp bei Attenkirchen: Landgasthof Ostermeier Gütlsdorf.

3. Richtung Süd-Osten

Die dritte Tour führt östlich: 

  • Von Attenkirchen nach Gründl, der Ort ist der älteste beurkundete Ort im Hopfengebiet – jetzt über kleine Straßen Richtung Haag und Bergen – nehmt ruhig ein paar Umwege über die Hügel in die Auen der Amper Richtung Moosburg, grade Oberambach und Umgebung sind einen Blick wert. Dann „ganz grob“ nach Schweinersdorf, plant Zeit ein, um den Ausblick zu genießen, gen Süden schaut man geradeaus auf die die Alpen. Jetzt geht’s nach Mauern, über kleine Straßen (Schwarzersdorf oder Priel) nach Gammelsdorf. Weiter in den Norden-Osten über Attenhausen nach Furth – Stollnried – Egg – Pfeffenhausen – über Tabakried nach Attenhofen – Leibersdorf – Volkenschwand – Hebrontshausen – Tegernbach – Haslach – Nandlstadt.

Ca. 130 km – Reine Fahrtzeit etwas über  2 Stunden
Übernachtungstipp: Huberhof Airischwand

4. Im Nordwesten

  • Über Sielstetten nach Großgundertshausen, Oberempfenbach – Gaden – nach Ernsgaden und Münchsmünster – über Bad Gögging zum Limes – Altmannstein mit Tettenwang – ein Abstecher nach Riedenburg mit einem kurzen Fußmarsch zur Rosenburg, Blick übers Altmühltal, anschließend im Kloster Weltenburg einkehren – Eining – Sandhalanden – Abensberg – Biburg – Dürnbucher Forst – Siegenburg

Ca. 180 km – Reine Fahrtzeit etwa 3,5 Stunden (ihr müsst über die Donau, deshalb sind evtl. kleine Umwege notwendig)
Übernachtungstipp: möglicherweise gibt es auch was direkt in Siegenburg, da habe ich aber keine aktuellen Infos gefunden, deshalb ein paar Kilometer entfernt, mit tollem (selbst getestetem) Frühstück der Stadler Hof

5. Der Nordosten

Heute gehts durch das Storchenland, das haben die Nichte und ich in diesem Sommer vielfach „ausgetestet“ und bis zu 6 zum selben Zeitpunkt beim Futter sammeln erspäht – also Augen auf: 

  • über Wildenberg nach Rottenburg – Schmatzhausen – Hohenthann – Mallersdorf – zwischen Kleiner Laaber und Laber nach Schierling – Hellring – Langquaid – Rohr – Bachl – Herrnwalthann – Hausen – Teugn – Bad Abbach

Ca. 150 km – Reine Fahrtzeit etwa 2,5 Stunden

Die Streckenangaben sind sehr ungefähr, wer auf großen Straßen fährt wird etwa so hinkommen, wer wie ich immer mal wieder die kleineren Alternativen wählt kann auch locker mal 50-100 Kilometer mehr machen.

Reisezeit: ich mag meine Heimat immer, allerdings ist sicherlich DIE zu empfehlende Reisezeit im Juli-August, wenn die Hopfengärten schön grün leuchten. Außer für Feinschmecker, denn dann wäre eher die Spargelzeit im Mai anzuraten (es gibt in der Hallertau mit Abensberg und Schrobenhausen zwei Spargelgebiete). Und ganz ehrlich finde ich ja auch Tage wie heute, ob man sie nun Goldener Oktober, Altweibersommer, Indian Summer oder kunterbunter Herbst nennt, das perfekte Timing für eine Rundtour durch meine Heimat.

Empfehlungen, wo man unterwegs essen gehen kann und was man unterwegs anschauen kann habe ich bereits in der Rubrik „Heimatverliebt“ gepostet, ich spar mir die Wiederholungen. Natürlich lassen sich die umliegenden Städte „ergänzen“, Ingolstadt, Kelheim, Regensburg, Landshut, Moosburg, Freising, alle einen Besuch wert.

Meine ganz persönliche Empfehlung ist aber tatsächlich, in den kleinen Dörfern anzuhalten, und dann auf einem Spaziergang zum Beispiel einen Blick in Kirche und auf den Friedhof zu werfen. Auch mal um die Ecke schauen, denn im Hopfenland gibts oft einen sehenswerten Stadel oder ähnliches. Und es ist ja eine Fahrt durchs Landleben, insofern bietet sich immer an, Picknick einzupacken und da anhalten, wo sich ein schöner Ausblick bietet. Für eine Pause zwischendurch kann man das Auto stehenlassen und ein paar Kilometer über Feldwege zu wandern.

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Jule lädt zum Schreibprojekt „Heimatverliebt“, ich habe mich etwas von den Monatsthemen gelöst und widme mich einer Idee rund um „Travelguide für deine Heimat“. Und habe mich etwas von meinen bereits befahrenen Routen und von Ideen inspirieren lassen, was ich gerne sehen würde. Ich betone, dass es Empfehlungen sind, ich kann nicht für alles einschätzen, ob es die beste Route ist. Aber ich selbst hab mir fest vorgenommen, meinen Tourenvorschlag mal nachzufahren … Mehr Heimatliebe aus unterschiedlichsten Regionen findet ihr unter dem Suchbegriff „Heimatverliebt“.

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Integrations-Bau

406Heute war in der Dorfkirche eine „einheimische“ Hochzeit, da musste ich dran denken, dass mir vor ein paar Wochen etwas Unerwartetes und Besonderes passiert ist – und den Gedanken daran festhalten. Eine nicht ganz gleichaltrige „Einheimische“ hat mich nämlich beim Einkaufen angesprochen, da sie als Tante für die Taufe ihres Neffen in der Stube des Feuerwehrhauses dekorieren sollte. Und da wurde ihr von den Damen des Dorfes tatsächlich empfohlen, bei mir nachzufragen, „das soll damals bei der Taufe deiner Nichte so schön gewesen sein.“

Ich halte das aus zwei Gründen fest: Zum einen war die Deko damals alles andere als ausgefallen. „Meine“ Deko ist immer sehr natürlich, jahreszeitlich. Die bezaubernde Nichte wurde im Oktober getauft, also gab es eine späte Sonnenblume, Kastanien, dazu grüne und orange Physalis. Und wir hatten rosa-weiß-karierte Servietten. Das wars. Sah aber wirklich schön aus, zum dunklen Holz der Tische.

Zum anderen aber bin ich in meinem Heimatort eigentlich nicht sehr integriert. Das liegt zugegebenermaßen nicht an mir, aber ich wohne einfach nicht da, war auf einer höheren Schule, habe studiert. Selbst in meinen Chorzeiten war ich, ohne es zu wollen, anders als die anderen. Hatte und hat nichts mit meiner Einstellung zu tun, ich grüße jeden, ratsche, bin sehr offen. Aber das kommt nicht automatisch zurück. Umso mehr gefreut habe ich mich, sowohl über die Frage, als auch über die Empfehlung der Landfrauen.

Meine Mutter hat es mir so erklärt: das Dorf hat durch die Renovierung gesehen, dass ich mich, obwohl ich hier nur die Wochenenden verbringe, ins Dorfleben einbringe. Das wird anerkannt. Und so kommt eine Referenz zu mir, die ich gar nicht bei mir ansiedeln würde … Muss ich mir merken 🙂