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Mischen [*.txt]

Manchmal wär ich gern Maler, würde das, was mein Auge sieht und mein Herz fühlt, als Kunstwerk auf eine Leinwand bringen, würde die Farben im genau richtigen Verhältnis mischen, mit dem Pinsel sowohl fein als auch facettenreich zeichnen, mit meinen Händen Neues, Großes, Einzigartiges erschaffen …

Oder mit verschiedenen Materialien experimentieren, Holz und Stahl, Stoff und Ton, Stein und Leder, Lehm und Plastik … Die wilde Mischung machts.

Manchmal wär ich gern Zauberer, der Wirklichkeit und Phantasie kombiniert. Für das Auge unsichtbar vermischt er durch kleine Tricks das, was wir sehen wollen, es aber nicht wahrnehmen können. Und begeistert uns, versetzt uns in Staunen.

Oder ein Koch, der seine Zutaten im richtigen Verhältnis auswählt, durch die richtige Mischung verführt er uns, gewährt unserem Gaumen eine Geschmacksexplosion. Verschafft uns einen unvergleichlichen Genussmoment.

Manchmal würde ich gerne das perfekte Mixtape aufnehmen, Musik auswählen, meine Stimmungen und Gefühle zu einem Gesamtkunstwerk arrangieren. Oder noch besser selbst komponieren …

Oder als Schreiber die richtigen Formulierungen finden, eine treffende Mischung aus Idee und Spannungsbogen, eine prägnante Reihenfolge kombiniert mit Wortwitz, so dass eine lesbare Geschichte draus wird …


Schreiben – lesen – konTXTualisieren: das 4. Wort im kreativen Schreibprojekt Projekt.txt für 2018 lautet: Mischen.

Integrations-Bau

406Heute war in der Dorfkirche eine „einheimische“ Hochzeit, da musste ich dran denken, dass mir vor ein paar Wochen etwas Unerwartetes und Besonderes passiert ist – und den Gedanken daran festhalten. Eine nicht ganz gleichaltrige „Einheimische“ hat mich nämlich beim Einkaufen angesprochen, da sie als Tante für die Taufe ihres Neffen in der Stube des Feuerwehrhauses dekorieren sollte. Und da wurde ihr von den Damen des Dorfes tatsächlich empfohlen, bei mir nachzufragen, „das soll damals bei der Taufe deiner Nichte so schön gewesen sein.“

Ich halte das aus zwei Gründen fest: Zum einen war die Deko damals alles andere als ausgefallen. „Meine“ Deko ist immer sehr natürlich, jahreszeitlich. Die bezaubernde Nichte wurde im Oktober getauft, also gab es eine späte Sonnenblume, Kastanien, dazu grüne und orange Physalis. Und wir hatten rosa-weiß-karierte Servietten. Das wars. Sah aber wirklich schön aus, zum dunklen Holz der Tische.

Zum anderen aber bin ich in meinem Heimatort eigentlich nicht sehr integriert. Das liegt zugegebenermaßen nicht an mir, aber ich wohne einfach nicht da, war auf einer höheren Schule, habe studiert. Selbst in meinen Chorzeiten war ich, ohne es zu wollen, anders als die anderen. Hatte und hat nichts mit meiner Einstellung zu tun, ich grüße jeden, ratsche, bin sehr offen. Aber das kommt nicht automatisch zurück. Umso mehr gefreut habe ich mich, sowohl über die Frage, als auch über die Empfehlung der Landfrauen.

Meine Mutter hat es mir so erklärt: das Dorf hat durch die Renovierung gesehen, dass ich mich, obwohl ich hier nur die Wochenenden verbringe, ins Dorfleben einbringe. Das wird anerkannt. Und so kommt eine Referenz zu mir, die ich gar nicht bei mir ansiedeln würde … Muss ich mir merken 🙂