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Das mit den Überschriften

Bine fragt, wie es so ist, mit den Überschriften und mir. Witzig, denn grade darüber hab ich beim gestrigen Post doch etwas sinniert. Sollte da nicht „etwas mehr Info“ ran. Also so was in der Art, dass es ja um eine Reise, um Urlaub, ums Hausbootfahren geht? Und dann bin ich doch sehr schnell wieder bei „meinem Stil“ gelandet: kurz und knackig, in einem Wort oder in möglichst wenigen. Wonach mit Sicherheit nicht gesucht wird. Soll schließlich auch gar keine Suchkriterien erfüllen, sondern vielmehr den Patenkindern spätermal beim Nachlesen einen Endruck vermitteln, wie es sich angefühlt hat.

Tatsächlich habe ich eben noch mal etwas geblättert, und in der Tat: ich gebe den meisten Überschriften schon ein ganz gutes Raster durch die Kategorien, allerdings halte ich mich weit entfernt von Top-Listen oder besten Tipps oder ähnlich gesuchten Suchbegriffen.

Was mir allerdings bei der Gelegenheit einfällt: unter der Überschrift „Beste Unterhaltung für 5jährige Hausbootfahrer“ hätte ich gerne über das Mia-and-me-Quartett-Kartenspiel berichten können. Zu Beginn wird man als Mitspieler in die Geschichte von Centopia eingeführt, die das Mädchen Mia aus der realen Welt durch Berühren eines Armreifs erreichen kann. Dort leben die Einhörner Lyria (die mit der pinken Mähne), Onchao (Liebling der bezaubernden Nichte) und noch viele andere, zum Beispiel Feuer-, Wasser-,Wind- und noch ein Drache, Prinz Mo und und und. Und Munculusse. Warum die böse sind, dazu sind wir nicht gekommen. Es war beim Quartettspielen nur schnell klar, dass die Nichte die gar nicht mag. Und wie geht jetzt, dass die jüngste Mitspielerin immer immer immer gewinnt? Sie darf, weil sie ja die Kleinste ist, immer auswählen, was gewinnt. Jawoll, so einfach ist das. Bin übrigens überzeugt, dass das Hausbootfahren ohne dieses Spiel maximal halb so viel Spaß gemacht hätte, und kann das für gleichaltrige Mädels und ähnliche Urlaubsprojekte guten Gewissens empfehlen.

Stürmisch wars

  Friesland 2016. Eine Woche auf dem Hausboot ist so wunderbar erholsam, das glaubt man nicht. Man ist nur ein klitzekleines bisschen auch vom Wetter abhängig. Dieses Mal war’s eben ein Saisonauftakt Ende März, doch noch ein paar Grad kühler. Vor allem aber stürmisch. Also so richtig. So kams, dass schon beim Bepacken des Bootes meine heißgeliebte und vor allem wärmende Fleecejacke hoch in die Luft und dann ins Wasser gewirbelt wurde – und schnell absoff. 

Wir legten ab, unser Kapitän wollte aufs Wasser. Trotz Sturm. An der ersten „Kreuzung“ funktionierte eins der Ruder nicht und es hat uns mindestens eine Minute stürmischst gedreht. Weiter durch einen wirklich aufgepeitschten See, um uns herum spritzte die Gischt. Der Kapitän musste allein und nass bis auf die Haut an Deck verbleiben, die Mannschaft hatte genug damit zu tun, die Kabine wasserdicht zu halten. Da hat es uns schon in den ersten Stunden wirklich gut durchgeschüttelt. Puh. Beim ersten Anlegemanöver wars dann fast spektakulär, wir wollten gegen den Wind anlegen und konnten das Schiff nicht festbekommen, es wurde von den Windböen immer wieder vom Ufer geblasen. Und nicht nur das, es war so ein Druck auf den Tauen, das war nicht festzumachen. Da blieben dann zwei Mannschaftsmitglieder an Land, während das Boot noch mal wenden musste. Zum Glück haben nette Hausbootfahrer an anderer Stelle mit festgemacht, denn bis wir da waren … 

So lief Wetter- und vor allem Kältebedingt alles etwas mehr unter Deck ab, denn oben wurde es viel zu schnell klamm. Das gute Wetter für endlose Ausblicke und das neue Lieblingshobby der Nichte „gratofieren“ ausnutzen. Danach haben wir zum Glück viel Spielzeug und Malsachen dabei. Also wird alles, alles, wirklich alles gespielt, damit es Tante und Nichte niemals nicht langweilig wird. Aber: Zum noch größeren Glück wurde es von Tag zu Tag windstiller und vor allem sonniger, denn immer verlieren macht nicht immer Spaß. Und wir hatten ja auch Erstlingsbootfahrer mit dabei – und denen war die ersten beiden Tage doch etwas die Enttäuschung anzumerken? Aber spätestens ein sonniger Strand in Harlingen entschädigt. Da hätten wir auf Wunsch der Nichte auch gerne noch ein paar Tage länger bleiben können. Und ganz ehrlich: auch wenn um einen rum die Mannschaft redet, dieses Schippern auf den Kanälen, den Schafen, Kühen und Pferden beim Weiden zusehen, sich von Enten und Möwen begleiten lassen, hin und wieder über einen Fischreiher freuen. Das bringt so runter, Erholung pur.

Was sonst noch in Erinnerung bleiben sollte:

  • Der Kapitän, mein Schwager, versucht immer noch, aus Landratten so was wie eine Schiffsmannschaft zu machen und verwendet Seemannssprache. Die erstmal „ausgedeutscht“ werden muss …
  • Ergo: Der Kapitän war mit dem Anlegen seiner Mannschaft auch nach dieser lernintensiven Woche niemals nicht zufrieden. Zu Recht.
  • Vorletztes Anlegen, die erste Position passte dem Kapitän nicht, wir sollen mit dem Tau als Lasso eine Position „weiter“ erwischen. „Das kann doch nicht sein ….!!!“ Selbst ist der Mann. Und dann fahren wir doch noch mal etwas nach vorne, weil  … So halt.
  • Das Wetter bestimmt die Route, nicht der Plan.
  • Wir wären ohne Sturm niemals nach Stavoren gefahren, dabei ist das eine der alten friesischen Städte und wirklich sehenswert. Leider war der Wind zu heftig für den Strand, muss also ein anderes Mal nachgeholt werden. Genau wie Akkrum und Lemmer, die ich also auch dieses Mal nicht gesehen habe. Ab auf die Merkliste.
  • Ein guter Verlierer bei egal welchem Spiel sein rettet fast jede Stimmungslage bei 5jährigen Mannschaftsmitgliedern.
  • Die bestimmt 1000 Bilder stammen zu großen Teilen von der bezaubernden „Gratofiererin“, wobei „Papa, gib mir mal deine Kamera, die von der Coco macht keine so guten Bilder.“
  • Man sollte immer mindestens eine Sonnenbrille mit an Bord nehmen, denn schon kleinste Wolkenlöcher werden dankbarst an Deck verbracht. Und da strahlt die Sonne einfach durch das Wasser reflektiert heller.
  • Das erste Eis der Saison im sonnigen Sneek – jawoll.
  • Und wenn es noch so klein ist, Grou war wieder eine Reise wert. Und wer weiß, vielleicht schafft die Region um Leeuwarden wirklich, sich erfolgreich als Kulturhauptstadt 2018 zu bewerben und dann noch ein Zuckerl extra zu bieten?

Und unvergessen dieses Gespräch nach einem der wenigen tadellosen Anlegemanöver:

  • Schwester sinniert beim Abendessen: „Immer, wenn wir Hausbootfahren, denken wir beim Anlegen regelmäßig über Scheidung nach …“
  • Schwager sarkastisch: „Du oder ich, Schatz?“
  • Schwester, vollkommen irritiert: „Na, ich denke doch, wir beide? Oder?“

Bilder vom Hausboot-Urlaub in Friesland

Hat etwas länger gedauert – weil ich mich nicht entscheiden konnte UND weil das neue Laptop und ich noch keine so guten Freunde sind …
Aber jetzt ein paar Bilder vom wunderschönen Hausboot-Urlaub in Friesland. Viel Spaß beim Mitschauen.

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Wehwechen oder: Elegant anlegen …

… geht anders: da sitz ich bei wunderbarem Abendlicht entspannt vorne auf dem Boot, das Tau in der linken Hand, bereit zum Sprung. Ein netter Holländer bietet an Land seine Hilfe an. Unser Kapitän entscheidet um, er dreht noch mal, fährt einmal ums Inselchen auf die andere Seite. Ich bleibe gelassen sitzen. Wir sind fast da, ich springe … Zu früh! Hab die Bewegung des Schiffs unterschätzt, komme zwar knapp an Land, krache aber unsanft auf den Boden. Mein letzter Gedanke: scheiße! Dann knallt der Kopf auf den Boden – und gleich wieder hoch. Aua.
Ich spüre erst mal nichts, aber ich denke noch. Also leb ich, gut. Versuche, mich langsam aufzusetzen. Scheint zu klappen. Alles noch dran. Da werde ich von Bord angeschrien, los, Aufstehen, Seil festmachen, auf geht’s … Hab ich natürlich gemacht. Dann erst wieder meine Umgebung wahrgenommen, ziemlich verschwommen alles so. Hauptsache, das Schiff legt jetzt mal an. Etwas kompliziert so ein Hinfaller? Hm, genau.
Am Fenster steht plötzlich meine Nichte, wir sind beide vollkommen irritiert. Sie sollte eigentlich längst schlafen, kein Wunder, dass sie bei dem Gebrüll neugierig schaut, was los ist. Zum Glück steh ich zwischenzeitlich stabil – und so rein vom Körpergefühl her ist nichts gebrochen. „Nur“ geprellt also. Herzlichen Glückwunsch! Das eigene Körpergewicht plus die Geschwindigkeit vom Schiff, ich mal mir meine nächsten Tage in schillernden Blautönen aus. Als das Schiff stabil liegt lässt mein Schockzustand langsam nach, erst komm ich noch überall hin, bin beweglich, alles gut. Dann schwillt das Knie an, der Kopf beginnt zu dröhnen, im Nackenbereich erste Spannungsgefühle. Homöopathische und schulmedizinische Behandlung, eine erste unruhige Nacht mit Kühlpacks auf dem Knie. Immerhin ist die Schwellung morgens fast weg, das Knie ist rechts ordentlich aufgeschürft, obwohl die Hose ganzgeblieben ist, komisch?
Jetzt folgen Tage, an denen ich mich mittags hinlegen muss, die Nächte sind unruhig. Langsam wird’s, aber echt zu blöd. Und schlicht vollkommen überflüssig. Ich hab mich verschätzt, sollte man auf einem Boot besser niemals. Hätte dümmer laufen können, beim Anlegen zwischen Boot und Ufer ins Wasser zu fallen … Ja genau. Insofern Glück im Unglück, das Knie werd ich wohl noch mal einem Mediziner zeigen, da wandert ein Bluerguss. Und ansonsten ruh ich mich wieder zu Hause noch etwas aus, so eine Prellung ist einfach verdammt schmerzhaft. Und nicht zum Nachmachen geeignet, falls jetzt jemand auf dumme Ideen kommen sollte. Und Punkt.