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Paula und der Sommergeburtstag – Vorlesegeschichten aus dem Nachbarsgarten

Seit Wochen wenn nicht sogar seit Monaten plant Nichte 2.0 ihre Geburtstagsparty. Schon vor Weihnachten hat Paula die Mädels mal belauscht, als die Mittlere ihren beiden Schwestern alle möglichen Ideen „präsentiert“ hat. Gut, so das ein oder andere ist im Sommer ja gar nicht möglich … aber egal: die Vorfreude, auch die von Paula, wächst von Tag zu Tag.

Kürzlich haben alle im Garten gebastelt und nach vielen Diskussionen stand dann endlich auch fest, wer Gast auf „DER“ Party des Jahres sein darf. Da war die bald 5jährige nämlich nicht umzustimmen – „iiiiich bin das Geburtstagskind und ich ganz allein bestimme, wer kommen darf!“ Da Paula auch auf der Liste der Eingeladenen steht ist ihr das nicht so wichtig, nur dass einer ihrer Zwillingsenkel nicht eingeladen werden soll, das findet sie auch ein bisschen, na ja, komisch halt …

Endlich ist es so weit, der große Tag ist da. Viel früher als üblich läuft Paula aufgeregt am Zaun entlang und schlüpft irgendwann durch ihren Geheimgang, um mehr mitzubekommen. Da steht die ganze Familie um den Frühstückstisch, die Kerzen brennen und alle singen ein Ständchen. „Happy Birthday“ ertönt es – quasi mehrstimmig. Auch Paula stimmt jetzt voll Freude innigst jaulend mit ein … da schauen dann doch alle irritiert in den Garten und müssen aus ganzem Herzen lachen. „Danke Paula,“ ruft das Geburtstagskind, „jetzt hab ich aber noch keine Zeit, wir müssen noch so viel vorbereiten. Bis später!“

Das freut das Hundemädchen, nach einem kurzen Hallo und Ratsch bei den Hasenfreunden schlüpft sie zurück in den eigenen Garten und sucht sich ein gemütliches Plätzchen, um zu ruhen. Schließlich ist so eine Party durchaus anstrengend für Hundedamen in einem gewissen Alter …

Beim Aufwachen hört sie schon Stimmen und Kinderlachen – ah, die Zwillinge sind da. Gemeinsam mit Herrchen Andi und Frauchen Karin machen sich alle mit Geschenken beladen auf zum Fest. Da steht ein bis über beide Ohren strahlendes Geburtstagskind, das sich über jeden Gast (also wirklich JEDEN Gast) und jedes Geschenk so sehr freut. Schon bevor alle da sind beginnen sie schon mal mit den vorbereiteten Spielen – erst mal Verstecken, dann Fangen. Zwischendurch immer mal wieder ab auf die Schaukel und einmal rutschen.

Und zum Glück ist das Wasser im Planschbecken eine immer wieder willkommene Erfrischung, denn es ist heiß. Deshalb gibt es auch nicht nur Kuchen sondern jede Menge Eis – und später grillt der Papa der Nachbarsmädels, es gibt Würstel im Weckle, oder besser gesagt: Hotdogs. Mmmh, Paula kann auf die Semmel gut verzichten, aber sie freut sich sehr über die vielen Würstel, die für sie abfallen … Alles ganz schön anstrengend, deshalb verzieht sich Paula auch immer wieder in den Schatten, um eine Pause einzulegen.

Und ein bisschen ist sie erleichtert, dass sie nur eine Party mitfeiern muss. Die Nichten haben nämlich volles Programm, neben den kleinen Freunden gibt es noch eine weitere Party bei Oma und Opa auf dem Bauernhof mit den Onkeln und Tanten – und da die voll gern Kindergeburtstag feiern wird das wahrscheinlich sogar noch wilder als das heutige Fest …

An diesem Abend muss Herrchen Andi auf die Abendgassirunde verzichten – Paula ist fix und fertig.

Das mit „Halloween“

Klar ist Halloween kein deutsches oder gar bayerisches Brauchtum. Wobei man doch immer ganz kurz bedenken sollte, dass vielleicht doch ein bisschen drinstecken könnte, auch wenn es angeblich ausschließlich von den irischen Kelten kommen soll. Ein bisschen waren die Kelten meine ich doch auch in unseren Landstrichen unterwegs und die ein oder andere christliche Tradition ist durchaus ganz gut durchmischt mit älteren Gebräuchen?

So oder so war ich in diesem Jahr mit den beiden kleinen Nichten eifrig unterwegs, „Süßes oder Saures“ zu fordern – wir haben uns fast gar nicht gegruselt, sondern jede Menge Süßkram abgestaubt. Und da waren beide wirklich gar nicht ängstlich, spätestens nach den ersten Bonbons war auch Nichte 3.0 ganz schön forsch. Ich muss aber mal lobend herausstellen, dass ganz viele Nachbarn sich da einiges einfallen lassen haben, von Särgen und Grabsteinen, in die man greifen musste, über düstere Hinterhöfe mit schauriger Musik, lebenden Gespenstern, die plötzlich hinter dem Zaun hervorsprangen oder sogar Videoinstallationen und Nebelschwaden … die Mädels fanden es ziemlich cool. Machen wir ganz bestimmt auch in den nächsten Jahren immer wieder. Gerne.

Ich habe dann wie jedes Jahr ein bisschen sinniert, denn ich erinnere mich, dass wir auch mal in meiner Kindheit gefühlt nachts durchs Dorf gezogen sind und was Süßes bekommen haben. Nachdem meine Mutter jahrelang Stein und Bein geschworen hat, dass das nie so stattgefunden hat, meinte sie dieses Jahr sehr überraschend: „Das kann schon sein, dass ihr bei der XYZ herausgebackene Seelen bekommen habt, das konnte die ziemlich gut.“

Aha. Und beim Recherchieren hab ich dann auch herausgefunden, dass das sogenannte Seelengebäck süße Hefeteigzöpfchen waren. Dummerweise waren da wohl immer Rosinen drin, bedeutet, dass ich mich wohl schon als Kind nicht mit einem „Vergelt’s Gott für die armen Seelen“ bedankt habe … und wahrscheinlich nie traurig war, dass die nächtliche Tour meiner frühen Jahre nur eine einmalige Sache im Dorf gewesen ist …

Platt

Die steigenden Temperaturen sorgen auch bei meinen sonst so bezaubernden Nichten zu steigenden Konfliktsituationen. Woran es jetzt genau gelegen hat? Weiß ich nicht. In jedem Fall war dieses Wochenende der Wurm drin – meist reißen sich die beiden Großen nämlich schon sehr am Riemen, wenn die Tante zu Besuch ist. Haben sie ja auch zwischendurch immer mal wieder, in den Momenten mit mir allein. Aber die waren dieses Mal wohl – obwohl es auf mich anders wirkt – zu kurz gekommen. Und weil ich selbst durch meine Ostepathiesitzung etwas platt war konnte auch ich nicht ganz so viel ausgleichen, wie ich das sonst schon oft hinbekomme …

Was ich aber geschafft habe, ist das Gezicke und Gezanke in einer Bilderfolge mit der Kamera sehr im Detail festzuhalten. Hm, nicht nett? Stimmt. Aber dokumentiert, dass nicht „die“ oder „die“ schuld ist. Sondern alle zwei „beide immer“ weiter zoffen, schlicht: weil keine aufhört. Nie.

Hm. Sollen sie sich mal in Ruhe anschauen. Und dann vielleicht doch etwas drüber nachdenken, was jede tun könnte, damit es für alle angenehmer wird.

3.0? Steht daneben und schaut. Hoffentlich findet sie „das“ nicht nachahmenswert … 😉

Paula und die Hummel – Vorlesegeschichten aus der Nachbarschaft

Heute hat es sich Paula unter dem blühenden Kirschbaum im Garten bequem gemacht. Sie freut sich, denn die Sonne scheint ihr warm auf den Pelz. Hach, das ist ein Leben. So viel Summen und Brummen. Über ihr fliegen Bienen hastig von Blüte zu Blüte, sie haben es richtig eilig. Das hält das schläfrige Hundemädchen regelrecht vom Einnicken ab –

Interessiert beobachtet sie das Treiben. Und ihr fällt eine brummelnde Hummel auf. Die fliegt etwas schwerfällig, und wenn sie sich auf eine zarte Kirschblüte setzt? Geht der Zweig fast schon bedenklich nach unten. Paula muss laut kichern, so lustig sieht das aus. Die Hummel reagiert sichtlich verstimmt, laut und bedrohlich brummend fliegt sie auf Paula zu: „Lachst du über mich? Was ist denn bitteschön lustig? Ich habs gar nicht gern, ausgelacht zu werden?“

Paula erschrickt. Die Hummel denkt aber nicht daran, das auf sich sitzen zu lassen: „Ich weiß, ich bin nicht die Leichteste. Aber weißt du was? Obwohl ich schwer bin, kann ich fliegen. Ha. Die Menschen sagen ganz oft, dass ich ein Wunder der Natur bin, weil ich das schaffe.“ Ja, da muss Paula der Hummel recht geben. „Und ich muss ganz viel fliegen, denn ich möchte genau wie die leichteren Bienen was ab haben vom leckeren Blütennektar. Und das schaffe ich, ich muss nicht hungrig bleiben. So. Denk mal da drüber nach.“ Beleidigt will sie wieder abheben, doch Paula antwortet schnell: „Ja, genau, und ich hab nicht gelacht, weil du schwerer bist, sondern weil du die einzige bist, die in den Kirschblüten schaukeln kann. Das können Bienen nicht, die sind viel zu leicht. Das sieht aber wunderschön aus, wenn du in den Zweigen so hin und her schwingst.“

„Hm, echt jetzt?“ fragt die Hummel irritiert und dann amüsiert. „Na gut, also dann – ich hab Hunger – und ein bisschen darfst du mir noch hier beim Schaukeln zuschauen, ehe ich die Bäume in den Nachbarsgärten unsicher mache.“ Paula sieht ihr weiter zu und muss einige Male wirklich grinsen, so lustig sieht das aus. Die summenden Bienen haben zugehört und sind ein klitzekleines bisschen neidisch auf die Hummel. Und als die sich aufmacht zum nächsten Baum brummelt sie Paula freundlich ein „bis bald mal, ich wünsch dir noch einen schönen Tag“ zu.


Seitdem sich die beste Freundin mal mit einer Hummel verglichen hat muss ich jedes Mal, wenn ich eine sehe, an sie denken. Und stelle immer wieder fest, dass sie weder optisch noch sonstige Ähnlichkeiten mit dem kleinen Brummer aufweist. Aber ich hab mir gedacht, die heutige Paula-Geschichte schreib ich dann mal für das Geburtstagskind: alles Liebe und Gute und darauf, dass ich weiterhin bei jeder Hummel mit einem liebevollen Gedanken bei dir bin.