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Paula und das Spinnennetz: Vorlesegeschichten aus der Nachbarschaft

Wie so oft liegt Paula am Zaun und schaut sehnsüchtig rüber zu den Nachbarsmädels, die im Garten schaukeln und Sand spielen und toben und kreischen … ach, wie gern wär sie dabei. Wobei sie manchmal schon auch ganz froh ist, dass der Zaun dazwischen ist. Schließlich ist das alles schon sehr laut.

Heute allerdings haben sich die jungen Damen, nachdem beide auffällig oft „Iiiiih“ und „Igitt!“ und „Mamaaaaaaa, mach das weg“ gebrüllt haben ins Haus zurückgezogen und wollen nie mehr rauskommen. Die Mutter hat ihnen erklärt, dass sie mit dem Baby nicht jederzeit und überall zur Hilfe eilen kann. Jetzt ist Paula aber neugierig, was die sonst so rabaukenhaften Mädels so stört. Also nutzt sie „ausnahmsweise“ ihren geheimen Geheimgang und spaziert mit offenen Augen durch Nachbarsgarten.

An der Schaukel fällt ihr nichts auf, auch am Sandkasten entdeckt sie keinerlei Anlass für ein Igitt. Als sie aber vor der großen Birke ankommt, da sieht auch sie, was die beiden so gar nicht mögen: eine gar nicht mal so kleine Spinne hat in tage- und nächtelanger Arbeit ein riesengroßes Netz gesponnen. Lauter winzig kleine Fäden hat sie in alle Richtungen geworfen. Und jetzt hängt es da – eigentlich ist das mit den Lichtspielen und dem Wind ganz schön schön. Das glitzert und funkelt. Sieht zauberhaft aus, Paula könnte stundenlang da liegen und einfach nur zusehen, wie das zarte Gebilde immer wieder anders aussieht.

Da kommt die Spinne nach Hause. Sie schaut Paula mit großen, vorwurfsvollen Augen an. „Erst haben diese grässlichen Kinder lautstark rumgebrüllt und jetzt hockst du da rum – wie soll mir denn bitteschön irgendeine Fliege oder ein Käfer ins Netz gehen?“ „Ach, dann bleib ich lieber noch länger hier sitzen. Dein Netz ist viel zu schön, als dass es gleich wieder kaputt geht! Ällabätsch!“ spricht Paula und macht es sich auf ihren Vorderpfoten so recht bequem.

Als später die Mädels zurück in den Garten kommen erblicken sie verwundert ihre kleine tierische Nachbarin. Beim genauer Hinschauen entdecken aber auch sie, wie schön das Spinnennetz ist – und ab sofort laufen sie gar nicht mehr laut schreiend davon, sondern bewundern die kleinen Kunstwerke, die die Spinne überall im Garten immer wieder aufs Neue fabriziert. Natürlich nur, wenn die „pfui, eklig“ Spinnen gerade nicht zu Hause ist …

Warum ich mir manchmal die gute alte Zeit zurückwünsche

Ich bin gerne Patentante, nur: was die Vorbereitungen auf Geburtstage, Namenstage, Weihnachten und weitere „Schenktage“ angeht bin ich mal mehr, mal weniger mit mir zufrieden. Dieses mal war ich – im Vorfeld – sehr sehr glücklich mit mir: mit der Frau Mama hatte ich bereits abgestimmt, dass der Große ein Buch meines liebsten Schriftstellers Erich Kästner bekommen mag. Dieses wurde im Internet bestellt und wird von einem netten Boten bestimmt rechtzeitig persönlich angeliefert. Dachte ich mir so. Bin mir aber grade nicht mehr so ganz sicher … Dazu ist mir kürzlich ein Brief meines kleinen großen Mannes an mich in die Hände gefallen. Und ich hatte die Idee für einen besonderen, zeitgemäßen Geburtstagsglückwunsch per WhatsApp: ein Vorher-Nacher-Bild. Das Original mit weiterer künstlerischer Ausgestaltung durch mich – an ihn zurück. (Die Idee hatte ich übrigens, bevor ich im Süddeutschen Magazin über diesen wunderbaren Papa gelesen habe, der das auch sehr viel professioneller macht, als ich als Laie und Patentante das schaffe ;-))

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Gesagt getan: am Wochenende hab ich mich, mit meinen etwas unzureichenden Malstiften (Frau in meinem Alter hat anscheinend keine Buntstifte oder Malkreide mehr, obwohl ich mir ganz sicher war, dass in den Untiefen meines Schreibtisches noch etwas schlummert. Muss ich wohl tatsächlich in einem Anfall von Aufräumeritis entweder beim letzten Umzug entsorgt oder hoffentlich wenigstens an einen heranwachsenden Künstler weitergereicht haben?), aber gut Stabilos in allen Farben sind zumindest vorhanden. Persönlich bin ich mit dem Resultat meiner künstlerischen Aktivität zufrieden. Vorher hatte ich mit dem iPhone schon das Vorher-Bild gemacht, anschließend unser gemeinsames Kunstwerk noch nett mit Happy-Birthday-Geschenkpapier mit Piraten, Schatzsuchern und Zauberern verschönert, Bild gemacht. Fertig!

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Gestern dann der langersehnte Moment am Nachmittag, ich mache eine späte Mittagspause, stecke das iPhone ein, um in Ruhe zu telefonieren und beim persönlichen Geburtstagsgruß das Kunstwerk anzukündigen. Ich wähle, freue mich, das iPhone? Tut gar nix. Keinen Saft mehr. Kein Ladekabel dabei. Ich komme erst spät nach Hause – zu spät. Ich ärgere mich seit gestern. Über mich. Über die Technik. Darüber, dass keiner ein Ladekabel dabei hatte, das er mir hätte leihen können. Ach, über die moderne Welt so insgesamt. Ich will alles wieder so, wie es früher mal war. Die gute alte Zeit. Ohne Handys, ohne Internet, ohne Flatrates, ohne Skype, ohne Facebook, ohne WhatsApp. Fürs nächste Jahr verlass ich mich wieder auf die gute alte Post – und schicke einen handgeschriebenen Brief. Und Punkt.

Alles Liebe zum Geburtstag mein kleiner Großer, ich kanns kaum glauben, wie schnell die Jahre, vor allem, wie schnell dieses Jahr verflogen ist. Ich freu mich mit dir auf dein neues Lebensjahr, auf all die spannenden Momente, die vor dir liegen!