Landshuter Hochzeit – Symbole


Ich bin weder Landshuterin noch darf ich ins Kostüm schlüpfen. Geht nicht, ich bin weder in Landshut geboren noch lebe ich hier. Meine eigene LaHo-Geschichte startete als Zaungast, als Kind. Ich kann mich bis heute daran erinnern, wie ich völlig fasziniert am Zaun stand und beobachtet habe, wie das fürstliche Abendmahl mitsamt Pfauenfedern feierlich über den Zehrplatz getragen wurde. Da ich ganz in der Nähe von Landshut aufgewachsen bin war ich – wenn möglich – alle 4 Jahre, geschätzt seit 1981 als Besucher dabei. Als Zaungast, zum Picknicken auf den Tribünen. Später dann auch auf den Veranstaltungen.

Gerade als Teenager wäre ich soooo gerne selbst mitgelaufen, als Zigeunerin – oder am allerliebsten bei den Gauklern. Ich kann mich wie ein Kind freuen, sobald ich die festlich geschmückte Altstadt sehe, das erste Buchskranzerl grinse ich immer wie einen alten Freund an. Ich bewundere jedes einzelne Kostüm. Musik und LaHo sind für mich untrennbar verbunden, Pauken, Trommeln, Trummeter, Flöten, Dudelsack – die mittelalterlichen Klänge können ganz schön mitreißen? Und am allerschönsten sind die kleinen unerwarteten Überraschungen: ein leises Lied in der Residenz, der Gesang der Reisigen in der Martinskirche, die Gaukler im Zigeunerlager, Jongleure mit Feuerketten bei Nacht. Hach, ich freu mich auf Juni 2017!

Ich kann wahrscheinlich gar nicht in Worte fassen, wie sehr mich diese 3 Wochen begeistern, wie schön ich es finde, dass so viele Landshuter mitmachen, sich über Jahre die Haare wachsen lassen, tanzen üben, reiten lernen, sich vorbereiten. Um dann für 4 Wochenenden in eine längst vergangene Welt einzutauchen, die hier so lebendig und authentisch gestaltet wird, wie ich es sonst noch nirgendwo gesehen habe.

Die Förderer legen großen Wert darauf, dass alles originalgetreu abläuft. Das beginnt bei den Vorgaben der Haarlänge, geht über die Mode hin zu Verhaltensregeln. Wer die Bilder anschaut kann sich denken, dass Männer in Strumphosen bei über 30 Grad schwitzen, ebenso wie die Damen mit ihren pelzverbrämten Roben und Hauben? Trotzdem gibt es keine Möglichkeit, mal schnell aus dem Kostüm zu schlüpfen und in der Badehose oder im Bikini in die Isar zu springen. Smartphone und moderne Elektrogeräte wie Kameras sind verboten. Keiner trägt ein Piercing, wer genau hinschaut sieht auch keine Uhren oder Brillen. Make-Up? Lippenstift? Lidschatten? Auch dafür gibt es genaue Vorgaben, sogar, ob ein Bart getragen werden darf. Mag sein, dass so manchem Zuschauer sorgsam gehütete Details gar nicht auffallen, ich gehe immer mit großen staunenden Augen durch diese Welt und bin begeistert von der Liebe zu Kleinigkeiten, die man immer und überall entdeckt.

Es ist romantisch. Es ist bezaubernd. Es ist fröhlich. Es ist ein großes, überaus herzliches und farbenfrohes Fest. Und es ist ok, dass es hier Abweichungen vom Original gibt. Natürlich war die Landshuter Hochzeit im Jahr 1475 nicht sehr romantisch und möglicherweise auch nicht so verzaubert, es war schließlich wie zur Zeit üblich keine Liebesheirat. Das Zeitalter des Mittelalter mit seinem Standesdünkel wurde in der reichen Herzogsstadt Landshut dennoch für kurze Zeit ausgesetzt und in ein himmlisches Fest für Jedermann umgewandelt. Jeder, der mitfeiern wollte, war eingeladen. Sicherlich nicht bei herrlichem Sommerwetter – Termin war damals im November. Dennoch halten sich die Vorgaben sehr eng an die Überlieferungen. Wer mehr über den historischen Hintergrund wissen möchte kann hier sehr ausführlich nachlesen. Nach der LaHo heißt es für die meisten Darsteller „Hochzeitszopf ab“ – einige lassen sich die Haare sogar öffentlich schneiden, wie diese Bilder beweisen.

PS: Die letzten Wochen habe ich immer wieder etwas sehnsüchtig nach Beiträgen zur LaHo gesucht. Und gar nicht viel gefunden. Anfang der Woche stolperte ich über diesen Blog eines Mitwirkenden, den ich nachträglich sehr empfehlen möchte, denn er ist wunderbar geschrieben. Sehr persönlich, und immer mit einem Augenzwinkern. Ohne zu wissen, wer sich hinter der Figur des Schandolf verbirgt, hab ich übrigens unzählige Bilder von ihm und seinen Jungs gemacht, weil ich so begeistert war!

©meinesichtderwelt – ab dem Alter von 22 Jahren bedeckt eine Haube den Kopf jeder Frau, festlich herausgeputzt mit wunderbaren Blumen, in diesem Fall Rosen ©meinesichtderwelt – wer kein langes Haar hat, tut sich schwer, eine Rolle zu ergattern, egal ob Frau oder Mann ©meinesichtderwelt – mittelalterliche Männermode ©meinesichtderwelt – Männer in Strumpfhosen ©meinesichtderwelt – jeder hat seine Rolle, trägt ein Kleid mit Schleppe, oder trägt ebendiese Schleppe ©meinesichtderwelt – ein Kind der Neuzeit bestaunt Musikinstrumente des Mittelalters ©meinesichtderwelt – Stadtwachen aus dem Mittelalter laufen am Taxistand vorbei ©meinesichtderwelt – ein seltenes Bild: moderne Technik ist nicht gestattet, aber am letzten Abend gibts eine erlaubte Ausnahme für die Erinnerungsbilder der Mitwirkenden ©meinesichtderwelt – Symbol für Buchskranz und Trinkbecher ©meinesichtderwelt – am Gürtel eines jeden Mitwirkenden ©meinesichtderwelt – der Gürtel sitzt auf der Taille, nicht lässig auf der Hüfte ©meinesichtderwelt – Trommeln und Pauken ©meinesichtderwelt – zum Dankeschön Blumen und eine Kusshand ©meinesichtderwelt – herrliches Andenken, für Mitwirkende und Zuschauer

6 Kommentare zu „Landshuter Hochzeit – Symbole“

  1. Den Hinweis auf meinen Blog hatte ich bisher ganz überlesen. Vielen Dank.
    Sind bei den Bilder von unserer Truppe vielleicht ein paar dabei, die Du mir zur Verfügung stellen würdest?
    Ciao, Thomas

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