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Runterkommen

Ich habe sehr viel Verständnis. Für das Bedürfnis nach Normalität. Nach Kontakt. Mehr als einem Kontakt.

Kein Verständnis habe ich aber, wenn sich einen Haufen Menschen treffen. Überall. Die sich dann auch noch gegenseitig versichern, dass sie „es“ ja nicht haben. Die sich nahe kommen. Lange zusammen sind. Parties feiern. Heimlich, klar, weil die anderen, die sich dran halten, die sind ja potentielle Denunzianten …

Machmal erlaubt sich das Klugscheißer-Ich dann doch verstohlen die Frage, woher sie „es“ denn wissen, dass sie „es“ nicht haben. Und dann kommt tatsächlich das Argument, dass sie ja noch alles schmecken und riechen … Ach ja, stimmt, ist ja nur für die schlimm, die krank werden. Dass ich mich vor allem so verhalte, dass ich niemanden anstecken kann? Selber schuld.

Was mich freuen würde, wenn die Zahlen mal wieder wenigstens so weit runterkommen, dass es mit vor einem Jahr vergleichbar wäre. Denn irgendwie sprechen alle darüber, dass es mal langsam vorbei sein muss. Die aktuellen Zahlen? Liegen aber weit über denen, die uns – übrigens allen – im März 2020 Angst gemacht haben. Punkt.

Spruch zum Wochenende: Vertrauen

Franz Grillparzer hat vor Zeiten geschrieben:

Jeder Irrtum hat drei Stufen: Auf der ersten wird er ins Leben gerufen, auf der zweiten will man ihn nicht eingestehen, auf der dritten macht nichts ihn ungeschehen.

Eine Freundin erlebt einen Beziehungs-Wiederholungsvertrauensbruch. Im aktuellen Fall fehlt Stufe 1, denn aus den Erfahrungen vor rund einem Jahrzehnt kann ihr Partner das nicht zufällig getan haben. Im Gegenteil: Er hat das Spiel, den Kontakt zu der anderen Frau, wieder aufgenommen, wohlwissend riskiert, sie zu hintergehen und zu verletzen – und damit seine Beziehung und die Familie zu zerstören … Die zweite Stufe läuft gerade – alle wollen einfach nur zurück in die Normalität. Wenn da nicht die 3. Stufe wäre. Denn wie Bitteschön soll man eine Wiederholung ungeschehen machen? Und in jeder Zweierbeziehung ist ein Dritter schlicht einer zu viel …

Grad versuchen 2 zum 2. Mal, etwas ungeschehen zu machen. Was sie verursacht haben. Was viele andere verletzt. Was viel zu viele klare Grenzen überschritten hat. Und beide wollen jetzt nur aus der unangenehmen Situation raus … in die sie nicht nur sich, sondern all ihre Liebsten, gebracht haben. Die sollen jetzt Bitteschön verzeihen. Und wieder normal sein. Und vergessen. Zum wiederholten Mal? Ganz ehrlich: ich mag es, zu vertrauen. Aber im konkreten Fall hab ich berechtigte Zweifel …

– Da muss ich jetzt ein paar große Zeilen Abstand schaffen. Luft rauslassen. –

Denn es darf auch anders sein: Umso schöner, dass ich gestern mit der besten Freundin in ihren Hochzeitstag reinfeiern durfte – umso schöner, dass meine Trauzeuginnenpflichten mir in dem Fall ein Lächeln schenken. Und mich zum Schmunzeln bringen: der Ehemann hat das Ehepaar zum Hochzeitstag als Team zu einem sportlichen Wettbewerb angemeldet. Und überlesen, dass das für seine Frau bedeutet, alle Disziplinen mit den für Männern geltenden Regeln, also extra viel Gewicht und der extra-große Medizinball und so, zu absolvieren. Sie wird ihr Bestes geben, keine Frage – und den Rest erledigt ihr Team- und Lebenspartner. Und danach feiern sie das Leben und die Liebe. Und genießen voll Vertrauen aufeinander und zueinander das kleine große Glück.