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Familiengeschichten: Grillen

Grillen ist in unserer Familie so eine Sache: Wir „Kinder“ lieben es, meine Eltern mögen gern Gegrilltes essen, aber der Aufwand, bis der Grill angeheizt ist und bis das dann alles fertig ist … aber trotzdem: hin und wieder grillen wir. Und wenn, dann aber richtig. Denkt zumindest meine Mutter.

Anstatt also an die Leichtigkeit des Grillens zu denken, beginnt sie, in Massen zu planen. Rechnet pro Mitesser Portionen, die schlicht nicht zu bewältigen sind, auch für gute Esser. Dass viel übrig bleibt und dass das an der Vorbereitung von zu viel liegt, das mag sie dann aber immer nicht so recht akzeptieren bzw. argumentiert dann immer sehr unsachlich, dass das bei anderen ja auch so sei …

Kürzlich habe ich mich durchgesetzt und es gab keinen zusätzlichen Kartoffelsalat als Sättigungsbeilage. Meine Brüder und mein Vater haben wie so oft dann das viel zu viel an Fleisch aufgegessen, damit es eben nicht übrig bleibt. Allerdings unter lautem Protest. Ihr egal, „hab ich ja gleich gesagt, dass es nicht reichen wird, hätt ich doch bloß den Kartoffelsalat gemacht.“

PS: mein Schwager, angeheiratet, grillt ja Sommer wie Winter. Am liebsten täglich. Mit einem Gasgrill, für Profis, versteht sich. Und das muss dann sogar meine Mama neidlos anerkennen, dass er, wohl weil so oft, die Portionen recht gut schätzt – weniger Masse, dafür Klasse, oft Fisch und Käse.

Beobachtungen an einem heißen Sommerabend

Gestern Abend war es im Süden Bayerns heiß, stickig, das Gewitter hat sich langsam zusammengebraut. Auf dem Parkplatz des Supermarktes ging eine Frau mit ihren beiden kleinen Mädels zum Wagen, wo der Mann bereits wartete, die Türen und den Kofferraum weit aufgerissen, damit Luft ins Auto kam. Die Frau ließ ihre große Tochter, maximal 3 Jahre alt, den Kindereinkaufswagen mit sämtlichen Einkäufen schieben, sie schob das Kind – die Kleinere, noch nicht allzu sicher auf den Beinen, trabte unschlüssig hinterher. Die Mutter schimpfte-schimpfte-schimpfte ununterbrochen. Zu viel für das Kind? Wahrscheinlich, denn es steuerte das Wägelchen in einen Gulli, ein Rad blieb stecken, der Wagen mitsamt der Einkäufe kippte. Die Mutter schimpfte weiter, das Kind solle die Sachen einsammeln, aufheben und zurück in den Wagen werfen – währenddessen wollte ein Auto auf den Parkplatz, was nicht klappte, weil die kleinere Tochter ziellos herumlief. Unbeaufsichtigt von den Eltern, denn der zugehörige Mann beobachtete die Szene rauchend, ohne sich auf seine Familie zuzubewegen oder gar einzugreifen. Ich hab mich schützend vor die Kleine gestellt, was natürlich vom Kind ängstlich missverstanden wurde – dennoch, der Autofahrer kam vorbei, Gefahr gebannt. In der Zwischenzeit hatten Mutter und die Größere alles eingesammelt, es ging weiter zum Auto und dem wartenden Mann. Die Kleine torkelte erneut unbeaufsichtigt hinterher – ich konnte einen Autofahrer von der anderen Seite abbremsen. Puh, nix passiert. Ihre Mutter hat in der Zwischenzeit übrigens ununterbrochen weiter auf ihre ältere Tochter eingeschimpft, die, sobald die Eltern die Einkäufe im Auto verstauten, wie befreit davonhüpfte. Weit und breit kein Auto im Fahren, Rollen oder auch sonstiges, dennoch – bitte entschuldigt das Wort – brüllte die Mutter das Kind nieder. „Hier fahren Autos, das ist gefährlich – das habe ich dir schon hundert Millionen Mal gesagt …“ und so weiter und so weiter. Ich saß in der Zwischenzeit im Auto und wollte eigentlich losfahren. Nur leider stand wieder die Kleine beängstigend nahe an meiner Fahrstrecke. Insofern hab ich mir dann aus Solidarität mit die Schimpftiraden angehört – und bin erst losgefahren, als die Familie wohlbehalten aus der Parklücke und auf dem Heimweg war.

Rausch [*.txt]

Kürzlich, auf dem Oktoberfest: eine Frau tanzt vor uns, ausgelassen, trinkt, tanzt, stellt ihre Maß bei uns ab. Später – sie sagt etwas, keiner versteht, was sie will. Irgendwann kapier ich: sie denkt, sie hat ihre Handtasche bei uns gelassen … Äh, nein. Geld, Schlüssel und Handy drin! Ja, aber wir haben die Handtasche nicht gesehen. Minuten später bittet sie die Musiker um Hilfe, die Tasche wird gefunden. Glücklich strahlt die Besitzerin. Einige Zeit später. Sie trinkt weiter, tanzt, legt die Handtasche achtlos auf dem Nebentisch ab, verschwindet … später kommt sie an viele Tische. Suchend.

Am selben Abend, auf dem Heimweg: ich laufe zur S-Bahn. Vor mir verliert ein Mann sein Handy, es schlittert, bleibt dann in Einzelteilen liegen – er steht vollkommen fassungslos, versucht, alles aufzuheben, immer wieder fällt ein Teil zu Boden. Ich hab ihm schließlich geholfen, alles richtig zusammengesteckt. Nur mit der PIN könnte ich nicht behilflich sein. Weiter auf dem Weg, oben auf der Hackerbrücke quatscht eine Gruppe junger Münner eindringlich auf die Polizisten ein! immer wieder erzählen sie! wie toll sie es finden! hier so gut beschützt zu werden! Kichern! Kneifen sich gegenseitig – und beginnen von vorne. Die Beamten Lächeln, nehmen es mit Gelassenheit. Minuten später steh ich am Bahnsteig und warte auf meine S-Bahn. Nette Mitarbeiter passen auf, dass keiner auf die Gleise stürzt. Ein Paar, das sich mittig stützt, schafft trotzdem beinahe, von der Kante zu fallen … Meine S-Bahn kommt, es geht nach Hause. Hurra, Fahrscheinkontrolle. Ein junger Italiener versucht wortreich und lautstark, zu erklären, dass sein Hotel ihm ein Komplett-Wiesn-Paket verkauft hat. Ganz bestimmt, er muss trotzdem bezahlen – die 4 Kontrolleure suchen weiter. Eine junge Frau hat kein Ticket, sie winkt, kann nicht mehr sprechen. Die Kontrolleure tun sich schwer, denn sie hängt richtig in den Seilen. An meiner Station steigen alle aus, die Frischluft ist zu viel für die Ärmste, sie gibt eine Menge von dem, von sich, wovon sie wohl etwas zu viel hatte …

Statt einem Alkoholrausch nehm ich vom Oktoberfest eigentlich immer rauschhafte Begebenheiten mit nach Hause 😉

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Ein verspäteter Beitrag zu Dominiks [*.txt]-Projekt, das zwölfte Wort lautet „Rausch“.