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#niewieder

“Der wahre Schade entsteht durch jene Millionen, die überleben wollen. Jene ehrenwerten Menschen, die nur in Ruhe gelassen werden möchten; die nicht wollen, dass ihr kleines Leben von etwas größerem als ihnen selbst durcheinander gebracht wird.Jene ohne Ecken und Kanten. Jene, die nie aus eigener Willenskraft handeln, aus Angst davor, über ihren Schatten zu springen.

Jene, die keine Unruhe stiften, sich keine Feinde schaffen wollen. Jene, für die Leidenschaft, Wahrheit, Freiheit, Ehre, Prinzipien nur Literatur sind. Jene, für die alles relativ ist, die Entschuldigung eines Menschen ohne Werte. Jene, die das Absolute nicht kennen, weil ihre Seele es nicht erfassen kann. Jene, die ein bescheidenes Leben führen, sich bescheiden vereinen und bescheiden sterben.

Der gemäßigte Mensch geht so an das Leben heran: Hält man es klein, verliert man auch nicht die Kontrolle darüber. Wenn man keinen Lärm macht, findet der Schwarze Mann einen nicht. Und das ist eine trügerische Hoffnung, denn auch sie werden sterben, jene Menschen, die all ihren Mut zusammennehmen, um sich hinter ihrem kläglichen Dasein zu verstecken, nur um sicher zu sein.

Sicher?! Wovor? Leben bewegt sich immer an der Grenze zum Tod. Die engen Straßen führen wie die großen Alleen zum selben Ort, und kleine Kerzen brennen genauso ab wie lodernde Fackeln. Ich wähle meinen eigenen Weg zu verlöschen.“

aus: Die letzten Tage (Sophie Scholl)

Weil es wichtig ist, richtig wichtig. Und weil es definitiv nicht richtig ist, schweigend zuzuschauen.

Radikal [*.txt]

Die Kabarettistin Sarah Hakenberg analysiert den düsteren D-Moll-Akkord der Tonfolge a-f-d: „da schwingt noch was Teuflisches mit“. Es muss so sein, denn das ganze Land lässt sich thematisch „brav“ steuern, diskutiert gefühlt ausschließlich ein einziges Thema: Angst wird geschürt, Verursacher und Verantwortliche aus Mangel an Beweisen angeklagt. Und mittendrin kaltes Lächeln, herablassendes Abwinken und machtdemonstrierende, siegessichere Gelassenheit …

Gegen das Bestehende ankämpfen, extrem und ideologisch einfärbend, sprachlich eine andere, vermeintlich bessere Weltanschauung verbreitend. Dabei alles auf eins reduzieren. Im Bundestag verwenden gewählte Abgeordnete tradierte Rhetorik des Faschismus – zum Glück reagiert einer laut: wer das 1000jährige Reich mit einem Vogelschiss abtue, gehöre auf den Misthaufen der Geschichte. Und Campino macht den Herrn Heimatminister darauf aufmerksam, nicht Vater aller Probleme zu werden …

Wer sich immer noch hinter dem Argument der Protestwahl einer scheinbaren Perspektive für Politikverdrossenheit und Nichtwähler verstecken will: Die sogenannte Alternative für Deutschland verbreitet Wut und Zorn auf Menschen. Denen sie ihre Würde aus Gründen wie Hautfarbe, Herkunft, Religion oder sexuelle Orientierung abspricht. Das ist keine Alternative, sondern menschenfeindlich …

Wie radikal DARF man Hass begegnen? Wie laut MUSS man werden? SOLL man zurückhetzen? Reichen gut vorgetragene Argumente bei der Masse an Parolen aus?

MAN sagt, die Mitte sei leise. Zu leise. Hilft es, laut zu werden? Es hindert zumindest Frau Storch & Co am Klappern … #wirsindmehr.


Schreiben – lesen – konTXTualisieren: das 9. Wort im kreativen Schreibprojekt Projekt.txt für 2018 lautet: radikal

Wir sind hoffentlich viel viel mehr

Ich habe in den letzten Tagen unter dem Hashtag #wirsindmehr sehr viele Gedanken gelesen, da wäre die Band Feine Sahne Fischfilet, die Journalistin Sophie Sumburane, die Bloggerin Anna Schmidt, und vereinzelt beginnen sogar Politiker, eindeutig Stellung gegen rechts zu beziehen. Meine Gedanken hätte ich nicht besser zu Papier bringen können als der Text „Die zweite Chance“ — den ihr hier nachlesen könnt: omadieschreibtante.wordpress.com/2018/09/02/die-zweite-chance/

Schweigend zusehen, das ist schon mal gründlich schiefgegangen. Es schützt nicht und hilft niemandem weiter. Ja, wir sind mehr. Leider auch viel zu viele, die Protestwahl als Ausrede für eine falsche Wahl verwenden … und ich hätte wirklich kotzen können bei den Bildern dieser arroganten rechten Rosenkavaliere, die sich tatsächlich ein Symbol der Weißen Rose anzustecken trauen …

#wirsindmehr – nicht nur heute in Chemnitz, sondern immer, überall.