Die letzten beiden Tage durfte ich auf „dem Berg“* verbringen. Schön wars – und auch ganz schön anstrengend 🙂 Ich bin leider keine Gemse, der das Steigen nicht die geringsten Probleme bereitet. Es war ein richtiger Abenteuer-Ausflug: 6 Kinder (zwischen 7 und 12) und 6 Erwachsene machen sich am Samstag in aller Früh auf Richtung Alpen. Die Anreise in 2 Autos wird auf Männlein und Weiblein aufgeteilt, was gesprächs-interessen-thematisch dann auch ganz gut passt. Kurz vor Oberau Ende Gelände mit der stressfreien Fahrt: wir sind doch tatsächlich nicht die einzigen auf der Autobahn und überhaupt Richtung Garmisch, wie kann das bei so Traumwetter nur sein?
Etwas später als geplant, dafür bei strahlendem Sonnenschein, gehts vom vollkommen überfüllten Parkplatz bei Elmau gut bepackt los. Der erste Streckenabschnitt führt uns recht entspannt über gut ausgebaute Wege am Bachlauf entlang zur Wettersteinhütte. Dort ist zum letzten Mal in dieser Saison geöffnet, wir sind grade noch rechtzeitig da, um für den ganzen Tisch eine köstliche Pfannkuchensuppe zu ordern. Die Gruppe nach uns geht leer aus – beziehungsweise haben die dann einfach was anderes bekommen, was auch weg musste 😉
Weiter übers Schachtentor – und spätestens auf halber Höhe merkt man, dass die vielgerühmte Kondition schon mal besser war. Egal, denn zum Glück ist, wenn man „endlich“ oben ist, die Anstrengung schnell vergessen. Ok, das Knie zwickt und die Beine gehen weiterhin wacklig übers angrenzende Geröllfeld. Aber ich habs gepackt – und darauf kommts am Ende an, oder?
Endlich am Schachenhaus angekommen noch kurz die Nachmittagssonne genießen, den Kindern beim genussvollen Vernaschen des Apfelstrudels mit einem Becher heißer Schokolade zuschauen, dann wechseln wir langsam aber sicher in den Wirtsraum. Man merkt: in den Bergen kanns Ende August schon merklich kühl werden. Trotzdem: im Rückblick war der Tag einfach perfekt, knapp über 20 Grad, weißblauer Himmel, viel Sonne, immer wieder atemberaubende Ausblicke. Besonders schön ist dieser Wechsel der Wolken, der Verlauf mit kleinen Veränderungen, dem man an einer Bergwand wahrscheinlich stundenlang zuschauen könnte, ohne dass einem langweilig wird?
Der Abend vergeht angenehm kurzweilig, Memorie spielen, anderen Hüttengästen zuhören und -schauen, alte Geschichten erzählen, Neues erleben – kurz nach 10 dann Katzenwäsche, Zähneputzen, hundemüde ab ins Hüttenlager. In unserem Fall ist das ein nicht zu großes Zimmer, 12 Schlafplätze in Stockbetten. Kinder oben, Erwachsene unten. Nachdem ich mich auf dem Rückweg ganz kurz in ein fremdes Zimmer verlaufen habe und so über mich selbst lachen muss, dass spätestens alle wieder ganz wach sind, heißt es Licht aus, jetzt wird geschlafen. Klappt super, 12 Menschen auf engstem Raum, immer wieder ein leises Wispern, Kichern, oben wie unten. Erholsam schlafen fühlt sich anders an? Egal, dafür geht man früh ins Bett, wacht nachts immer wieder auf und freut sich, ganz hoch oben in den Bergen zu sein.
Der nächste Morgen bricht völlig anders als gewünscht an, statt sonniger Sonnenaufgang ist und bleibt es um uns wolkenverhangen, neblig, verregnet. Es sind gefühlt Minus-Grade, das Frühstück verläuft nicht nur angesichts der übersichtlichen Auswahl verhalten. Wir halten uns trotz Schmuddelwetter an den Plan, besuchen den botanischen Alpengarten – sicherlich sehenswert bei schönem Wetter (wie im Link), aber vor lauter Regen macht das schlicht keinen Spaß. Die Führung durch das Schachenschloss verläuft im Trockenenen, ein großer Pluspunkt.
Aber die Führung hätten wir auch bei schönem Wetter gemacht, das muss man gesehen haben. Rund 20 Berghütten hatte der Herr Papa unserem Märchenkönig Ludwig II. vererbt und keine genügte seinen Vorstellungen? Das Schachenschloss ist nun wirklich keine Hütte, wie wir sie uns vorstellen würden, schon im Erdgeschoss ein Kachelofen in jedem Raum, Verzierungen, fast luxuriös zu nennen, plus atemberaubende Ausblicke (sicherlich, bei schönem Wetter, bei der Führung darf man eh nicht rausschauen). Und der maurisch-orientalische Saal im Obergeschoss – ein Traum aus 1001 Nacht. Man kann sich richtig vorstellen, hier mit Freunden einen Abend zu chillen. Toll! Nur hat der arme Ludwig da irgendwie ganz allein gefeiert, außer seinen Dienern scheint er keine Gäste gehabt zu haben …? Hm.
Dann der Abstieg, den ich schnell abhandeln kann: Regen, Regen, Regen. Immerhin gabs zur Halbzeit eine kleine Regenpause, kurzer Sonnengruß vor der Wettersteinwand, dafür kam dann noch mehr Regen runter. An den Autos angekommen wollten 6 Kinder am liebsten sofort und nur noch zu Hause sein, 6 Erwachsene hatten Hunger. In diesem Fall haben sich die Großen durchgesetzt und wir haben in einem Landgasthof unterwegs Halt gemacht, auf den ersten Blick eher groß, für ganze Busladungen geeignet, überfüllt. Auf den zweiten Blick gutes Essen, schneller Service, faire Preise. Auch die Kids waren mehr als zufrieden und die restliche Heimfahrt verlief mit vollen Mägen friedlich, ohne Zwischenfälle, einem Entspannungs-Sonntagabend entgegen.
Über ein paar kleine Erlebnisse und Beobachtungen werde ich irgendwann noch mal detaillierter schreiben, mir hat es riesig Spaß gemacht, gerade so ein Wanderausflug mit Kids mit Übernachtung auf einer Berghütte ist toll, sollte wiederholt werden. Auf meinen Merkzettel für den nächsten Bergausflug gehören ganz wichtig mehr Kondition sammeln, den Rucksack so packen, dass alles, was als Erstes gebraucht werden könnte, auch griffbereit liegt UND nicht zu vergessen die Kamera griffbereit haben. Ich hab leider nur ganz wenige Aufnahmen gemacht, was vor allem für Tag 1 superschade ist, da ich so viele wunderbare Bilder von der Natur, aber auch von unserem Sitzen in der Stube am Fenster, im Hintergrund das gewaltige Felsmassiv im Abendlicht, in meinem Kopf hab. Aber eben nicht als Bild. Deshalb hab ich eben etwas rumgesucht und hier fast unsere Tour mit wundervollen Bildern und anderer Wetterlage gefunden (erweitert bis zur Meilerhütte, die vom Schachenhaus nochmal etwa 1,5 Stunden Wanderung entfernt ist), hier gibts ein paar mehr Facts zum Schachenschloss – tja, diese Punkte der Merkliste sind äußerst wichtig 🙂
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*mit „dem Berg“ bezeichne ich weniger einen bestimmten, als vielmehr das Lebensgefühl, das sich mit dem in die Berge gehen, irgendwo raufgehen, den Ausblick von oben genießen, etc. verbindet 🙂