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Sonntagsfreude: Magisch

Es sind Wintertage wie diese, die Herz und Seele aufladen.Die Energie kommt aus der Stille, aus der Sonne, aus dem magisch wirkenden Licht.

Die Natur schenkt uns in dieser Jahreszeit inmitten von schneeweiß so viel sanfte Farben, es zieht uns hinaus, in den Wald, durch die Wiesen. Kostbare Sonnenstunden, magische Tage.Und nicht nur der Mensch hinterlässt seine Spuren, achtet auf die anderen Bewohner, die diese Welt mit uns teilen. Ich durfte gestern inmitten von Stille ein paar entdecken, dabei belegen die Spuren, dass sie ebenfalls sehr fleißig unterwegs sind in diesen Wintertagen.

Mehr Sonntagsfreude sammelt Rita.

Gespenster-Schnitzeljagd

Die bezaubernde Nichte hat ja im Winter Geburtstag. Da fällt leider aus, so ein unkompliziertes Sommer-Party-Gartending zu feiern. Aber das hält sie und ihre Frau Mama, meine Schwester, nicht davon ab, das Fest zu zelebrieren, wie es eben fällt. In diesem Jahr wurden 8 Gäste geladen, 3 Jungs, der Rest Mädels. Puh. Ein wildes Fest, weil vor allem zwei Kerle eher zum Raufen und Mit-Schimpfwörtern-um-sich-schmeißen, denn zum Miteinander-Spielen aufgelegt waren.

Nach einem Schokobrunnen-Massaker, über das sich alle Mamas angesichts der Schokoverschmierten Klamotten freuen werden, brauchte es 3 Erwachsene und irgendwann „Montagsmaler“, um die wilden Kerle davon abzuhalten, sich gegenseitig zu demolieren. Und irgendwann wurde ich als „Schnitzel“ in die Dämmerung vorausgeschickt, eine Knicklichterfährte zu legen. Die grölende Kinderhorde war mir knapp auf den Fersen. 

Das war dann allerdings für die gesamte 9köpfige Gang ein echter Spaß, in Schneeanzüge eingemummelt freuten sie sich an allen vier Stationen diebisch, mich entdeckt zu haben. Überall hab ich ein paar Seiten aus einem Buch vorgelesen, dabei drehte sich alles um Grundschüler, die an der Tafel einen Brief vom Schulgespenst finden und es suchen. Die Party-Kids bekamen entsprechend Aufgaben rund um Gespenster zu lösen. Direkt zu Beginn mussten sie mit einer Tüte ein fliegendes Gespenst fangen, danach Puzzle legen, Gespenster auf einem Arbeitsblatt zählen und vor allem die Knicklichter und ein paar Süßigkeiten in ihren Tüten sammeln.

Gegen den Hunger gabs lecker Pommes rot-weiß mit Würstl – und schon bald waren die ersten Mamas zum Abholen da. War auch gut so, denn die großen Organisatoren und Aufpasser sind nach nur 3 Stunden Kindergeburtstag fix und alle 🙂

Und noch ein kleiner Reminder an mich: wenn meine Schwester mir in Zukunft ein paar Wochen vor der geplanten Feier ein „Wir machen zum Geburtstag XYZ“ zuruft, verstehe ich in Zukunft die dahinterliegende Bitte oder besser Arbeitsanweisung, das zu Planen. War halt ihre Übersetzung für „sag mal, würde dir doch bestimmt Spaß machen, dir eine Idee für eine Schnitzeljagd in der Dämmerung auszudenken? Machst du das, weil ich hab da keine Zeit oder Lust für“. … wie sagt sie immer: schwer, gutes Personal zu finden. Hm, klare Ansagen würden das definitiv erleichtern 😉

Nett wäre übrigens, wenn die Kinder im kommenden Jahr auch mal die Nichte zum Feiern einladen. Bislang hat sie schon x mal gefeiert und immer lädt sie großzügig ein. Bislang war sie aber erst auf zwei Geburtstagsfeiern geladen. Da wünsch ich ihr für die kommenden Monate doch ein paar Einladungen zu den Parties der Freunde, „aber echt“. 

PS: die Geschichte stammt aus dem Buch „Pfeffer, Minze und das Schulgespenst„, das sich gut vorlesen lässt und die Kids wunderbar gedanklich mitgenommen hat, weshalb ich es hiermit gerne weiterempfehle.

Weiß [*.txt]

Weiß ist eine edle Farbe, neben Reinheit symbolisiert sie Vollkommenheit. In allen Regionen der Welt kennt man den Kontrast schwarz-weiß. Sie ist die Farbe, die alle anderen Farben in sich birgt, da sie ohne das Lichte, Helle nicht wahrzunehmen wären … Strahlend, aufmunternd und friedlich, dabei auch sachlich und klar. Und vieles mehr wird weiß dargestellt, ob die Erfinder eines besonders elitären Dinners  – Dinner en blanc, White Dinner oder eben weiße Nacht genannt – das alles in Betracht zogen, als sie den Namen so gewählt haben? Die Idee eines überraschenden Picknicks, an besonderen Plätzen, mitten in den spannenden Metropolen unserer Welt. Aber auch viele kleine Städte haben das Modell adaptiert, bauen in sonst privaten Gärten oder Hinterhöfen für einen Abend lange Tafeln auf. Die Veranstalter bewerben den Abend weltweit als „magisches Picknick unzähliger Menschen mit Stil und Geschmack unter freiem Himmel an außergewöhnlichen Orten“. Alle kleiden sich in weiß und nehmen an weiß eingedeckten langen Tischen oder Tafeln Platz. An besonderen Plätzen, wie dem Münchner Marienplatz, vor dem Louvre in Paris, in der Hamburger Hafencity, im Berliner Lustgarten oder im Hudson River Park mit spektakulärem Blick auf die Skyline von New York – der Ort ist immer aufregend, top secret, wird erst sehr kurzfristig bekanntgegeben. Irgendwie weckt das eine besondere Begehrlichkeit, da möchte man dabeisein, dazugehören? Vor ein paar Jahren hab ich mich ergo auch ganz in weiß auf den Weg gemacht – vor Ort dann die Erkenntnis: Zu weiß. Für mich. Ich mag Farbe. Bunte Vielfalt. Weiß ist schön, aber pur auch etwas blass. Zum Glück kann jeder genau so feiern, wie er möchte – bei mir eben lieber kunterbunt, mit wunderbaren Menschen, fröhlich, lieber ausgelassen als zu stilvoll, ohne Anfang und Ende. Meine liebsten Feste leben  von gutem Essen, lachenden Menschen, guter Stimmung und vielen Farben, die sich vermischen und zum genussvollen Augenschmaus werden …

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Ein Beitrag zu Dominiks [*.txt]-Projekt, das 6. Wort lautet weiß.

[KG-Challenge #13] Historical – Feierlichkeiten

„Die Oma hat vielleicht Wünsche – die glaubt doch nicht im Ernst, dass wir uns damenhaft verhalten!“ Kichernd drehen sich die beiden so unterschiedlichen Schwestern vor dem Spiegelschrank. Hübsch sind sie schon, die Kleider, die sich die Oma so sehr von all ihren Mädels-Enkelkindern gewünscht hat. Vor allem das blonde Engerl Barbara kann sich gar nicht an sich selbst sattsehen. Etwas pragmatischer ist da schon die größere Maria, „das bleibt doch bestimmt nicht sauber. Nicht mal bis zur Kirche!“ Seufzend dreht die Mutter ihre Große und kämmt ihr noch mal den dunklen Haarschopf zu einem schön ordentlichen Pferdeschwanz. Ja, genau das befürchtet sie auch. Aber wenn es nun mal der ausdrückliche Wunsch der Schwiegermutter ist ..

Das ganze Haus ist in einer großen Aufregung, die Verwandtschaft aus München ist eben eingetroffen. Schließlich beginnt in einer Stunde schon der Festgottesdienst. Alle stürmen ins Haus, auch die Münchner Mädels tragen brav die geforderten weißen Kleider. Jetzt muss sogar der Vater schmunzeln, seiner gestrengen Frau Mama wagt einfach niemand zu widersprechen. Wobei Fräulein Naseweis Maria mit einem Blick erkannt hat, dass die großen Cousinen tolle Etuikleider mit Streifen zum Wechseln dabeihaben. In der Stube schwatzen alle aufgeregt durcheinander. „Wann kommt denn der Onkel Simon?“ „Kommen die mit der Bahn oder mit einem Wagen?“ „Und der Herr Pfarrer, bleibt der dann auch zum Essen?“ „Was? Wir gehen zum Essen ins Wirtshaus?“ „Was gibts denn zum Essen?“ „Wo ist eigentlich der Opa?“ Ja, wo ist denn eigentlich der Goldene Hochzeiter abgeblieben? Hat der sich etwa verzogen? Richtig, die schlaue Maria hat ihn längst in seinem Refugium entdeckt, er sitzt auf dem versteckten Bankerl im Obstgarten. Hinter der Hecke. Da hat er es schön ruhig, genießt die schon warmen Sonnenstrahlen. Und keiner stört ihn. Deshalb verrät sie ihn auch nicht …

Langsam legt sich auch die Aufregung. Die Großmutter hat Kaffee aufgebrüht, die Erwachsenen sitzen um den großen Tisch in der Küche, für die Kinder ist in der guten Stube zum Frühstück aufgedeckt. Heute gibts sogar einen Kuchen. Den lassen sich alle schmecken. Uups, schon hat die kleine Barbara einen Flecken auf dem neuen Kleid. Sie wischt etwas unbeholfen, die Münchner Cousinen sind schon etwas älter, sie schnappen sich ein Geschirrtuch und wischen und wischen. Erfolglos. Sie machen die schöne Blütenbrosche ab und hängen sie auf die andere Seite, lenkt die Blicke vielleicht wenigstens ab? Und: Hoffentlich sieht es die Oma erst später …

Jetzt kommen die letzten Verwandten, auch die noch lebenden Großtanten und Großonkel sind gekommen. Die Kinder verhalten sich sehr artig und geben jedem die Hand, auch wenn sie bei einigen gar nicht wissen, wer das ist, der ihnen einen Taler gibt. Schon machen sich alle gemeinsam auf den Weg zur Kirche. Da ist heute alles anders, als sonst. Vorne ist wie bei einer Hochzeitsfeier eine Sitzbank aufgestellt und die Mutter hat den Messnersleuten beim Blumenschmuck geholfen. Heute nehmen die Großeltern dort Platz und mittendrin, also während der Messe, stellt sich der Pfarrer vor die zwei und fragt, ob sie sich heiraten. Die kleine Barbara muss lachen, ob der Herr Pfarrer vielleicht gar nicht weiß, dass die Oma und der Opa längst verheiratet sind? Die haben doch schon erwachsene Kinder,  und sogar Enkelkinder. Und Kinder, das weiß der kleine Naseweiß ganz genau, haben schließlich nur verheiratete Menschen. Da hat sie gut aufgepasst, wenn sich die Großen über sowas unterhalten. Jawoll. Nach der Kirche gehen alle gemeinsam ins Gasthaus, die Verwandten, die Nachbarn, der Herr Pfarrer samt seiner Haushälterin und sogar der Herr Lehrer ist eingeladen.

Jetzt kommt auch der große Auftritt von Maria. Sie hat ein Geicht einstudiert, das sie jetzt fast ohne zu Stocken aufsagt. Acht Verse sind das. Und nicht logisch, keine einzige Eselsbrücke … Puh, geschafft. Und froh ist sie, weil sie das ganz gut geschafft hat. Die Mutti hat wie immer streng geschaut, aber der Vati, der hat so herzlich gelacht. Und die Großeltern am Ende auch, das ist eine Freude. Die Cousinen aus München singen im Anschluss ein Lied, na ja, das ist auch ganz nett. Jetzt bekommen alle Enkelkinder eine Blume in die Hand, die dürfen sie dem goldenen Hochzeitspaar überreichen. Für die Blumen hat Tante Anni, die einzige Tochter des Jubelpaares, eine schöne neue Vase besorgt, aus Kristall. Das ist ein schöner Strauß, der jetzt zum Essen neben Oma und Opa steht.

Und überhaupt, das Essen: eine Hochzeitssuppe gibt es heute, mit Streifen von Pfannkuchen, ganz klein geschnittenem Rindfleisch, Leberspätzle und Grießnockerln. Die Kinder essen mit Begeisterung. So was Gutes bekommen sie nicht alle Tage! Und dann gibts einen Braten mit Knödeln – und Soße! Hm, lecker. Dumm nur, dass die weißen Kleider eine schier magnetische Anziehungskraft auf die Bratensoße haben … die Cousinen und die beiden Schwestern sehen mit Entsetzen, dass sie alle gekleckert haben. Was jetzt? Die älteste der Cousinen nimmt alle mit in die Wirtshausstube –  und bittet die nette Wirtin um Hilfe. Die probierts mit Zitronensaft, alle reiben und reiben. Zumindest schauts jetzt heller aus …

Denn gerade kommt er, der Herr Fotograf. Er soll ein Gruppenbild mit allen aufnehmen. Das ist nämlich der eigentliche Anlass für die weißen Kleider: ein Familienportrait. Erst kommen die Großeltern dran, zu zweit. Da dürfen die Barbara und die Maria dann doch mit aufs Bild, das wünscht sich der Opa. Dann die Großeltern mit allen Kindern, dann mit den Schwiegerkindern, dann mit den Enkeln und schließlich ein Gruppenbild mit allen Verwandten. Das dauert … und dauert … und dauert. Und irgendwann mag der Opa nicht mehr. Zum Glück, denn jetzt gibts den Kuchen. Und genau darauf freuen sich die Kinder doch seit dem Morgen. Mit frischen Erdbeeren und sogar mit Sahne. Hm. Das schmeckt. Und die neuen, jetzt roten Flecken? Die stören überhaupt nicht mehr.

Danach toben alle Enkelkinder durch den Obstgarten, Fangen, Verstecken, was ihnen so einfällt. Der Opa hat sich ganz still und leise auf seine Bank gesetzt, von den Kindern vollkommen unbemerkt. Er schaut ihnen zu, schmunzelt, und genießt „seine“ Ruhe. Die Oma dagegen, die ist in der Stube geblieben, hört zu, was die anderen sich zu erzählen haben. Und verabschiedet alle herzlich, „kommts bald wieder, gell?“. Zum Glück haben davor schon alle gut zusammengeholfen, das Geschirr ist längst gespült und wieder weggeräumt. Ein paar Stühle müssen noch umgestellt, die Stuben gefegt werden, aber das geht auch nach der Stallarbeit. Die Oma und der Opa sitzen dann doch noch einige Zeit einträchtig auf dem Bankerl vor dem Haus in der Abendsonne. Und fragen die beiden Enkelinnen, ob es ihnen denn gefallen habe. „Ja, das war ein richtig schöner Tag!“ antwortet die Maria. „Nur, Oma, das mit dem weißen Kleid, das ist halt jetzt nicht mehr weiß“ meint die Barbara. Der Opa antwortet verschmitzt „Ach, Mädels, das ist bloß die späte Rache von eurer Oma. Die hats an unserem Hochzeitstag auch nicht geschafft, sich das weiße Kleid nicht schon gleich am frühen Morgen schon zu bekleckern. Oder?“ Und er grinst seine Ehefrau frech an. Die betrachtet ihn liebevoll: „Und dabei hast du damals so getan, als ob dir gar nicht aufgefallen wär, dass ich mir den Morgenkaffee aufs Kleid geschüttet hab. Dass du das noch weißt!“ Und tätschelt ihm liebevoll die Hand.

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Vielen Dank für die Anregung zu dieser Kurzgeschichte an Carola vom Schreibkasten. Die mich an die Erzählungen von der Goldenen Hochzeit meiner Urgroßeltern erinnert hat, die sicher anders verlaufen ist. Aber man weiß ja nie, ob nicht auch ein kleiner wahrer Kern in meiner Geschichte steckt? 😉