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Erst laut, dann Stille

Langsam füllt sich eine Konzerthalle. Vorprogramm. Auf der Bühne zwei Musiker, Tom Klose und Niklas Hardt (der spielt Cello. Schmelz!). Schön. Doch nur wenige konzentrieren sich auf Musik, es wird gesprochen, gelacht. Die schon lange da sind sitzen in Gruppen auf dem Boden, die später gekommen sind schieben sich durch die Halle auf der Suche nach dem vermeintlich besten Platz. Kurze Pause, dann betritt eine junge Frau die Bühne, räuspert sich. „Hallo, ich bin nicht Tim Bendzko,“ – Lachpause – „mein Name ist Julia Engelmann, ich mache Poetry Slam. Ich werde euch in den nächsten drei Minuten ein Stück von mir vortragen. Es heißt Stille Wasser sind attraktiv.“

Sie beginnt. In der vorher hektischen Halle kann man fast körperlich spüren, wie es leiser, schließlich ruhig wird. Alle hören zu. Wahrscheinlich kaum jemand da, der in den vergangenen Wochen nicht von ihr gehört oder gelesen hat. Der sich ihr youtube-Video nicht angesehen hat. Der von ihren Worten nicht mehr oder weniger berührt worden ist. Das schafft sie bei den meisten auch jetzt, einige irritierende Zwischen“töne“ überhört sie einfach. Spricht weiter. Nachdenklich, engagiert, motiviert, flüssig, stimmig ist das, was sie sagt. Tolle Einstimmung auf ein Konzert, in dem später Musik und Texte so perfekt harmonieren werden. „Wenn Worte meine Sprache wären“ wird Tim Bendzko kurz darauf singen, Julia Engelmann hat ihre Sprache gefunden. Treffsicher.

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