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Short Stories: Fernweh

Gestern hab ich von meinem Roadtrip an der Ostküste berichtet, der mit vier Tagen New York enden sollte. Das Leben ist manchmal komisch, wir mussten berufsbedingt früher als geplant zurückfliegen. Und auf New York verzichten. Wir waren flexibel – und würden ja trotzdem einiges davon zu sehen bekommen: auf dem Weg zum Flughafen wollten wir uns viel Zeit lassen, die Skyline sehen und fotografieren, zumindest etwas „schnuppern“. Bei einem Flugtermin abends lässt sich doch ganz gut kompensieren? So weit so gut. 3 Wochen lang hatten wir herrlichen Spätsommer, wundervolles Wetter. Unterwegs in den Süden am Tag vor dem Heimflug hat uns Regen mit tiefhängenden Wolken erwischt. Die sich nicht mehr verziehen wollten … Kurz: wir haben gar nichts gesehen, teilweise auch nicht die Straße vor unserer Nase, waren einfach nur erleichtert, heil am Flughafen anzukommen und den Mietwagen abzugeben. Und uns ins Trockene zu flüchten. Werde nie vergessen, dass wir uns zum Abschluss in JFK eine Fußmassage gegönnt haben! Weil wir nach der Fahrt durch den Regen Entspannung gebraucht haben. Den Big Apple – hab ich nicht zu sehen bekommen. Seitdem gibt es diesen vagen Plan, einen City-Trip mit der besten Freundin. Jahreszeit wäre uns eigentlich egal, denn die Stadt scheint immer besonders zu sein. Und gerade beim Schreiben bahnt sich das Fernweh seinen Raum – ich muss mal wieder nach Angeboten suchen. Und nach einem winzig kleinen freien Zeitfenster, das würde uns doch reichen. Also: eines Tages werden wir da sein, uns die Stadt erlaufen, wahrscheinlich Millionen Bilder schießen. Und so viel mehr. Fernweh, das ist auch Vorfreude!

Im September fragen Andrea und Bine: „Die Urlaubszeit neigt sich bei vielen – besonders bei Familien mit Kindern – dem Ende zu. Wo wart Ihr dieses Jahr? In den Bergen? Am Meer? An einem See? Hat es Euch dort gefallen? Würdet Ihr wieder hin? Oder wart Ihr gar nicht im Urlaub? Habt Ihr es Euch auf Balkonien oder im Garten gut gehen lassen? Und wenn Ihr nicht weg wart, wo wärt Ihr gerne hingefahren, hingeflogen? Hast Du ein Reiseziel, wovon Du schon lange träumst? Erzählt mal!“

Fernweh und Sehnsucht nach Zeit

Ich bin gerne zu Hause, lebe schließlich in Bayern, das so übel nicht ist – aber genauso gerne reise ich. Und gerade heute hat mich das Fernweh so was von gepackt – und das riesengroße, schon beinahe unendliche Verlangen nach Zeit. Viel Zeit. Eine Auszeit. Um ganz weit weg zu verreisen. Das muss nicht das Ende der Welt sein, im Gegenteil, ich fänds auch mal wunder-wunderschön, ein paar Monate über diesen Sommer Zeit zu haben und einfach ganz gemütlich durch Deutschland und die nachbarländer zu reisen. Also nicht nur so ein paar wichtige Punkte abklappern, sondern wirklich Zeit haben. Um kreuz und quer zu fahren. Vielleicht mit dem Auto oder noch besser mit einem Wohnmobil.

Was ich mir so vornehmen würde? Um ehrlich zu sein, gar nichts. Ich würde losfahren. Auf kleinen Straßen, da anhalten, wo es mir gefällt. Weiterfahren, wenn ich nichts finde, was mich anspricht. Auch mal rein in die Stadt, aber vor allem unterwegs sein. Das Land sehen. Die Augen offenhalten, die Gedanken frei machen und alles auf mich wirken lassen. Tage Tage sein lassen, nicht auf die Uhrzeit schauen. Was, schon wieder Sonntag? Schon wieder eine Woche um? Egal, ich hab noch den ganzen Sommer Zeit …

Wäre schon ein sehr tolles Gefühl? Und das könnte ich, um ehrlich zu sein, überall auf der Welt ausfüllen. Es gibt keinen Ort, den ich nicht mit eigenen Augen sehen möchte. Kein Land, das ich nicht besuchen würde. Keinen Kontinent, den ich ausschließe. Im Gegenteil, ich finde die Welt hat überall etwas ganz einzigartiges, schönes und ansprechendes zu bieten … manchmal bezaubernd, manchmal macht es einen sehr ehrfürchtig, vor dem eigenen Wohlstand, manches ist abstoßend, aber auch das erweitert den eigenen Horizont.

Auf meiner Wunschliste stehen für dieses Jahr Brasilien und New York – und natürlich würde ich gerne mal wieder meine Patenkinder in der Schweiz besuchen. So viele Ideen im Kopf, aber es hapert am Terminkalender. Fernweh, die Sehnsucht nach viel Zeit und der unsichere Blick auf den Kalender sind eine üble Kombi. Und dann erzählt eine Kollegin auch noch, dass sie ein Sabbatical macht, Ende des Monats nach Kanada geht. … Ich will auch – also was planen. Es mir ganz fest vornehmen. Und dann schon mal wegträumen. Gut, dass die Woche fast rum ist und ich 3 Tage Wochenende hab. Also richtig viel Zeit 🙂

Berlin – Berlin?

Tatsache: in den vergangenen 12 Jahren war ich jedes Jahr mindestens 3 Tage in Berlin – eigentlich eine richtig lange Zeit? Ein ausgiebiger Wochenendtrip. Macht gesamt mindestens 36 Tage Zeit – oder eben nicht. Denn wer auf eine Messe reist, die sich rund ums Reisen und Verreisen dreht, der findet keine Zeit, auch mal in Ruhe die Stadt zu entdecken, in der man sich gerade aufhält. Statt spannenden Stadtteilen, den touristischen Hot Spots habe ich in all den Jahren die Messehallen erobert – und mir dabei im wahrsten Sinne die ganze Welt erlaufen. Statt zu Fuß durch die Straßen der Stadt zu streunern und dabei auch endlich mal den Zauber von Berlin zu erschnuppern habe ich – richtig – den, nennen wirs mal verhalten, „Duft“ der Messehallen geatmet, hab an Messeständen alle Kontinente abgeklappert, bin jedes Jahr bestimmt einmal rund um die Welt gekommen, ganz ohne Round-the-world-Ticket.

Das Messegelände kenn ich wie meine Westentasche. Aber Berlin, die Stadt, die so viele Menschen anzieht, das besondere, der Flair, hat sich mir bislang ganz ehrlich gesagt nie so wirklich erschlossen. Heute hab ich mir die 5 Minuten gegönnt, um auf einem meiner Lieblings-Reise-Blogs bei den Travelettes nachzulesen, was ich machen hätte können. Obwohl ich schon so oft da war: ich habe noch nie eine echte Berlin-Tour gemacht, den Zoo kenne ich vom Vorbeifahren im Taxi und von oben, aus der Pan-Am-Lounge. Am Potsdamer Platz hab ich dieses Jahr übernachtet. Am Alex eine liebe Kollegin abgeholt. Und dann kenn ich noch jede Menge guter Restaurants und tolle Locations, das Asphalt, das Spindler & Klatt, das Café Einstein. Den Kudamm bin ich mal vor Jahren einmal rauf und runter, weil wir in einem Hotel dort residiert haben, das ansonsten so na ja war, aber: super Lage und Frühstück hoch über den Dächern der Stadt mit Blick auf die Gedächtniskirche.

Mein Berlin ist einfach nicht das, das Touristen normalerweise erleben, es ist episodenhaft, hat keinen Zusammenhang, ist etwas bruchstückhaft. Aber auch besonders. Und vielleicht schaff ichs ja doch irgendwann mal, tatsächlich ein paar Tage in der Stadt zu verbringen und sie – ganz ohne Messe – zu erleben? Würde sicher nicht schaden 🙂