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Episoden aus (m)einem Autofahrerleben (11)

Alle, die viel im Auto unterwegs sind, kennen die jetzt von mir erzählte, weil heute morgen erlebte Geschichte. Ich fahre auf der Autobahn, erlaubt sind 120 km/h, ich bin auf der linken Spur, das Fahrzeug vor mir überholt, wie ich auch, die Kolonne von Lastwägen auf der rechten Spur. Auf der Gegenfahrbahn war ein Unfall, ein Fahrzeug liegt verkehrt rum auf der Spur neben uns. Es hat sich ein langer Stau gebildet. Der Autofahrer vor mir erschrickt wohl … und bremst ohne jeglichen ersichtlichen Grund scharf ab. Auf unter 60 km/h. Vor ihm ist weit und breit kein anderes Fahrzeug. Die Kolonne rechts überholt uns, aber der Autofahrer vor mir fährt stur und viel zu langsam weiter, schließlich will er in Ruhe die links im Stau stehenden beobachten …

Ja, ich habe irgendwann rechts überholt. Steh ich auch dazu. Und ganz ehrlich, das ist ein absolutes No-Go, ich habe das Kennzeichen und habe zumindest kurzfristig darüber nachgedacht, ihn zu melden. Autofahrer wie dieser sind es, die Folge-Unfälle auf der Gegenspur verursachen. Böse Zungen würden sie auch als Gaffer bezeichnet. Und mir fehlen einmal mehr die Worte, wie sehr ich mir wünschen würde, in diesem Moment eine Funktionalität zu haben, um dieses Verhalten im Straßenverkehr so laut kommentieren zu können, dass er sich damit konfrontiert und auch bloßgestellt sieht.

Jemandem einen Spiegel vorhalten, auch im Straßenverkehr, würde sicherlich nicht schaden?

Das mit dem blauen Auge

Ist gerade wortwörtlich zu nehmen. Meine Mama hat nämlich zwei. Blau unterlaufene Augen. Sie gehen auf eine große Platzwunde auf der Stirn zurück. Die Donnerstag Abend von einem Notarzt so vernäht wurden, dass eine heftige Blutung gestoppt wurde. Sie wurde nämlich beim Überqueren einer Straße von einem Auto „angefahren“. Ehrlich gesagt, ganz genau weiß keiner, was und wie passiert ist. 

Sie war mit ihren Schulfreundinnen zu einem Nachmittag im Café verabredet. Es wurde recht spät, aber die Mädels hatten immer noch nicht ausgeratscht. Also mussten sie auch noch auf dem Weg zum Parkplatz letzte wichtige Informationen austauschen. Und haben im Entenmarsch die Straße überquert. Plötzlich gab es einen lauten Knall, die Mama lag irgendwie, kam selber wieder auf die Beine, bluüberströmt. Plötzlich stand dann ein schlotternder Autofahrer, der immer wieder beteuerte, dass er sie nicht gesehen habe … 

Ums Eck ist eine Arztpraxis, sie wurde behandelt und genäht. Der Schock saß bei allen tief. Die Damen haben dann übrigens nicht angerufen und Bescheid gegeben, sie haben geklingelt, die Mama im Dunkeln versteckt und meinen Vater „vorgewarnt“. Die ist – immer noch unter Schock – direkt ins Bett. Die Platzwunde ist sehr groß, deswegen hat das noch lange nachgeblutet. Aber zwischenzeitlich ist sie „vogelfrisch“, die ausgiebige Analyse und Ausdeutung ist eingeläutet, sie saß schon viel zu lang am Telefon, zwecks Nachbesprechung.

Blöd nur, dass gestern die Tochter (übrigens bin ich die Tochter, der gerne übel wird, wenn ein anderer sich wehtut) beim Verbandswechsel dabei war. Und ich habe deutlichst gehört, was der Doktor über Ruhe geben und sich schonen gesagt hat. Insofern werd ich sie auch heute auf die Couch verbannen, damit sie sich erholen kann.

Zusammenfassend bedanken wir uns bei der Horde von Schutzengeln, die aktiv waren – und sind glücklich, im wahrsten Sinn des Wortes mit eben zwei blauen Augen davongekommen zu sein.

Achso – das Bild der blau zugeschwollenen Augen ist laut Meinung der bezaubernden Nichte halt ein Bild der zugeschwollenen Oma, erspar ich euch trotzdem. Und zeig das Bild vom Unfallort, da ist rundrum überall Blut, also echt schwer, zu sagen wo wie was warum …

Betroffen

Es gibt Schicksale, die ich einfach so – mir fällt kein wirklich passendes Wort ein, vielleicht trifft es „unfair“ am besten? – finde: Vor einem knappen Jahr hatten wir auf der Baustelle einen neuen Mitarbeiter eines Bauunternehmns, der für uns am eigentlich betriebsgeschlossenen Brückentag gearbeitet hat. Um uns aus der Patsche zu helfen. Denn er musste den Kamin abtragen und neu aufmauern, damit am folgenden Montag die Arbeiten am Dach beginnen konnten. Ein netter Kerl Mitte 40 aus Polen. Dort gab es keine Arbeit für ihn, deshalb war er seit kurzem bei uns im Dorf. Am Wochenende darauf kam seine Familie nach, Frau und 3 Kinder. Das Bauunernehmen hat ihm neben einem Job auch ein Haus organisiert. Ich hab ihn zwar die letzten Monate selten gesehen, aber beim Blick aufs Dach hatte ich immer einen dankbaren Gedanken an ihn. Jetzt hab ich heute Vormittag erfahren, dass er vergangene Woche tödlich verunglückt ist, auf einer Baustelle. Das macht mich sehr betroffen … 

Dreikönigstreffen

Ein kleines Stück vom Glück für dich
Ein kleines Stück vom Glück für dich

Klein war es in diesem Jahr, das Familientreffen. Und leise. Zwei Onkel kommen ja nie, wenn die Eltern nach dem Jahramt für meinen verstorbenen Opa zum Essen einladen. Der Zweitälteste, weil er weit entfernt im Schwarzwald lebt und die alte Heimat nur äußerst selten besucht, der Jüngste, weil er generell wenig Interesse an familiären Zusammenkünften hat … Bleiben sechs Geschwister nebst Partnern. Minus eins, denn die ältere Tante hat sich vor etlichen Jahren getrennt und geht seitdem als glücklicher Single durchs Leben. In diesem Jahr hat sich die andere Tante entschuldigt: ihr Mann ist Dialyse-Patient, sein Behandlungs-Rhythmus hat eineTeilnahme verhindert. Ein Onkel, eigentlich laut Eigenaussage der fitteste und sportlichste der Geschwister, hat ernsthafte gesundheitliche Probleme, er ist arg kurzatmig, ihm bleibt regelrecht die Luft weg. Zum Jahresbeginn wurde er zum gründlichen Check ins Krankenhaus gebracht … Dann fehlte noch die Frau meines anderen Onkels wegen Grippe. Da sitzen statt üblicherweise 11 gerade mal 6 um den Tisch. Es geht ruhig zu, nicht nur hinsichtlich der Lautstärke, sie sind auch nachdenklich. Denn natürlich wissen alle, dass nichts selbstverständlich ist, auch Gesundheit nicht. Dem ältesten Onkel zittern manchmal die Hände, gerade ein paar Monate ist es her, da hat er sowas von Glück gehabt: bei einer Routinearbeit ist ihm eine Stahl-Verankerung einmal über den Rücken geknallt. Heute spürt er nur noch den kaputten Lendenwirbel, hätte aber auch ganz schnell ganz anders ausgehen können, sein kleiner Unfall …

Zum Abschied ein herzliches: „Bleibt alle gesund!“