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Weihnachten [*.txt]

Weihnachten, das war in meiner Kindheit und Jugend nicht nur das Fest der Familie. Als Familie haben wir, ich vermute seit 1979, zur Weihnachtszeit die speziell-produzierten Serien geschaut. Wir Kinder wollten, die Erwachsenen haben es geduldet – vermutlich haben sie in all der oft doch recht lauten und aufgeheizten Stimmung die ruhige Stunde vor der Glotze genossen.

Und ich hatte mit jedem Charakter neue Ideen für meine Zukunft: wegen Timm Thaler habe ich mich zum ersten Mal in meinem Leben mit Gedanken über Geld – und ob es wirklich die Welt regiert – beschäftigt, wegen Anna habe ich durchaus darüber nachgedacht, Primaballerina zu werden. Zum Glück folgte Oliver Maas und meine Karriereplanung tendierte doch eher in die Musik – sogar Patrick Pacard und Silas haben mich in gewisser Weise geprägt, das war mir alles zu abenteuerlich, seitdem betrachte ich aufregende Dinge gern aus sicherer Entfernung. Das Nesthäkchen war für mich eher aus Sicht der großen Schwester interessant. Und Libero Manni hab ich wohl ein bisschen angeschmachtet?

Ich heirate eine Familie und die glückliche Familie haben wir Geschwister sehr verschmitzt verfolgt – wenn auch anders, so konnten wir die familiären Strukturen in den Episoden recht gut nachvollziehen.

Und die Begeisterung für gute Filme und Serien zu Weihnachten, die hab ich mir behalten: Pride and Prejudice, Downton Abbey, Sissi, The Family Stone, Love actually, The Holiday, … Für dieses Jahr hab ich mir nicht viel vorgenommen, da nicht viel Freizeit bleibt. Aber ein paar Stunden TV werd ich mir schon gönnen, am liebsten in die pfiffige Welt des kleinen Michel aus Lönneberga eintauchen, das gehört einfach zu „meinem“ Weihnachten dazu.

Euch wünsche ich von Herzen fröhliche, friedvolle Feiertage mit euren Liebsten🎄🎼🎶✨🕯🎄


Schreiben – lesen – konTXTualisieren: das 12. Wort im kreativen Schreibprojekt Projekt.txt für 2018 lautet: Weihnachten.

Nein [*.txt]

Später wird alles besser. Wenn ich mal in Rente bin … Jetzt ist die Zeit, etwas zu tun, damit es gut ist.

Viel Geld macht zufrieden. Hm, Reichtum kann weder heilen noch das ewige Leben kaufen …

Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Lieber mit Spaß an die Aufgaben herangehen. Immer etwas haben, das begeistert.

Kopf vs. Bauchgefühl. Der Verstand darf nicht die Übermacht über Herzensangelegenheiten bekommen.

Leistung und Fleiß sind nicht das Maß aller Dinge, Herzenswärme, Aufmerksamkeit und Lachen, Freude, Freundschaft und Miteinander zum Beispiel, das sind lebenswerte Werte.

Stress ist sexy? Wir führen alle einen Kampf ums Überleben, mehr Stress ist nicht notwendig.

Wir wollen glücklich sein. Wir glauben, zu wissen, was uns glücklich machen würde – und verpassen dabei, glücklich zu sein.

Nein. Der Lebensweg mit all seinen Stationen führt zu keinem Glückszustandsziel, vom später etwas zu erwarten, heißt: sein Leben verpassen … Wenn ich nur noch ein Jahr zu leben hätte – dann möchte ich weiterleben wie bisher, nichts verändern. Im Hier und Jetzt sein. Denn darum geht es. Sein.


Schreiben – lesen – konTXTualisieren: das 11. Wort im kreativen Schreibprojekt Projekt.txt für 2018 lautet: Nein.

Phantomschmerz [*.txt]

Da. Aua. Schon wieder. Natürlich unerwartet. Dabei hab ich nichts anderes gemacht, als 1000 Mal vorher auch. 1000 Mal war nix. Aber jetzt schmerzt es. Genau die gleiche Bewegung gemacht. Nie war was. Jetzt: Hölle. Es. Tut. Weh. Und es hört auch nicht sofort wieder auf.

Ich gehe. Spazieren. Schlendernd. Plötzlich dieses Stechen. Ich muss das Handgelenk mit der anderen Hand festhalten, hochhalten, stabilisieren. Das nervt.

Ich lese. Ein Buch. Sitze auf einem Stuhl und alles ist schön. Plötzlich dieses Stechen. Ich muss das Buch weglegen. Das ist alles andere als entspannend.

Ich schreibe. Am PC. Die Gedanken fließen. Plötzlich dieses Stechen. Ich muss aufhören, abwarten, bis der Schmerz abklingt. Das ist frustrierend.

Ich fahre. Auto. So wie immer. Hände am Lenkrad. Plötzlich dieses Stechen. Ich muss die Hand schütteln, den Arm entlasten. Das ist gefährlich.

Ich schlafe. So wie immer. Nur heute ist das 1000. Mal? Plötzlich dieses Stechen. Vor Schmerz wache ich auf. An Einschlafen ist nicht mehr zu denken. Das macht müde.

Dabei ist da nichts. Sagen mir alle Ärzte. Untersuchungen. Unzählige Aufnahmen. Röntgen. MRT. CT. Was weiß ich. Da ist nichts. Kein Hinweis, keine Ursache. Nur mein mittlerweile chronischer Schmerz. Ein Phantomschmerz? Aua. Dieses Nichts tut weh.


Schreiben – lesen – konTXTualisieren: das 10. Wort im kreativen Schreibprojekt Projekt.txt für 2018 lautet: Phantomschmerz.

Radikal [*.txt]

Die Kabarettistin Sarah Hakenberg analysiert den düsteren D-Moll-Akkord der Tonfolge a-f-d: „da schwingt noch was Teuflisches mit“. Es muss so sein, denn das ganze Land lässt sich thematisch „brav“ steuern, diskutiert gefühlt ausschließlich ein einziges Thema: Angst wird geschürt, Verursacher und Verantwortliche aus Mangel an Beweisen angeklagt. Und mittendrin kaltes Lächeln, herablassendes Abwinken und machtdemonstrierende, siegessichere Gelassenheit …

Gegen das Bestehende ankämpfen, extrem und ideologisch einfärbend, sprachlich eine andere, vermeintlich bessere Weltanschauung verbreitend. Dabei alles auf eins reduzieren. Im Bundestag verwenden gewählte Abgeordnete tradierte Rhetorik des Faschismus – zum Glück reagiert einer laut: wer das 1000jährige Reich mit einem Vogelschiss abtue, gehöre auf den Misthaufen der Geschichte. Und Campino macht den Herrn Heimatminister darauf aufmerksam, nicht Vater aller Probleme zu werden …

Wer sich immer noch hinter dem Argument der Protestwahl einer scheinbaren Perspektive für Politikverdrossenheit und Nichtwähler verstecken will: Die sogenannte Alternative für Deutschland verbreitet Wut und Zorn auf Menschen. Denen sie ihre Würde aus Gründen wie Hautfarbe, Herkunft, Religion oder sexuelle Orientierung abspricht. Das ist keine Alternative, sondern menschenfeindlich …

Wie radikal DARF man Hass begegnen? Wie laut MUSS man werden? SOLL man zurückhetzen? Reichen gut vorgetragene Argumente bei der Masse an Parolen aus?

MAN sagt, die Mitte sei leise. Zu leise. Hilft es, laut zu werden? Es hindert zumindest Frau Storch & Co am Klappern … #wirsindmehr.


Schreiben – lesen – konTXTualisieren: das 9. Wort im kreativen Schreibprojekt Projekt.txt für 2018 lautet: radikal