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Splitter [*.txt]

Manche Gedanken sind fies, wie winzig kleine Splitter durchdringen sie dich. Tief, gehen unter die Haut, durchs Fleisch, setzen sich weit unterhalb der Oberfläche ab. Eine Zeitlang vergessen, unauffällig, wie nicht existent.

Und dann, eines Tages, beginnen die Fremdkörper, zu wandern, zu schwelen, sich zu bewegen. Zu eitern. Manche verursachen Schmerzen. Störenfriede.

Und dann? Lasst ihr sie, wo sie sind? Wartet, bis sie von selbst vergehen? Oder beginnt ihr, zu drücken, zu kratzen, zu schieben. Zu operieren, aufzuschlitzen. Taucht tief hinein in euren Körper, um sie ans Tageslicht zu befördern? …

Liegt er dann „offen“ vor einem, der Gedankensplitter – dann wird hoffentlich klar, warum er sich so schmerzhaft seinen Weg entlang gewunden hat. Und darf zu Ende gedacht werden.

Hoffentlich ist es wie mit anderen Splittern: sobald sie raus sind, tun sie auch nicht mehr weh …

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Schreiben – lesen – konTXTualisieren: das 6. Wort im kreativen Schreibprojekt Projekt.txt lautet: Splitter.

Entdecken [*.txt]

Im Außen entdecken: Augen auf, aufmerksam sein, hinschauen – schon entdecken wir. Oder könn(t)en, wenn wir woll(t)en …

Das wahre Abenteuer beginnt, wenn wir zulassen, uns selbst zu entdecken. Mich selbst erkennen ist ganz schön schwer. Damit meine ich nicht das, was mir täglich im Spiegel begegnet. Die äußere Hülle, die ich sehe, mit der ich, wie jeder, mehr oder weniger zufrieden bin … selbst oberflächlich gesehen ist es schließlich nicht leicht, das zu sehen, was im Spiegel zu sehen ist. Sich zu akzeptieren, zu mögen, sich vielleicht hübsch zu finden, gar, sich selbst zu lieben.

Dann hat aber auch ein jeder ein Innenleben. Gedanken, Geheimnisse, Gefühle, Gewissen, Gelüste, Geformtes, Gewachsenes, Genormtes, ….

Und Hand aufs Herz: Wie oft fällt das Entdecken des eigenen selbst am allerschwersten? Wie oft habe ich mich als Kind oder Jugendlicher ertappt, eine Rolle gespielt, etwas gegen meine innere Überzeugung getan. Wollte oft sein, wie jemand anders. Scheinbar. Denn wer weiß, ob derjenige selbst so war, wie er sich gab?

Seitdem ich mir zugestehe, mich selbst zu entdecken, bin ich auf der wirklich spannenden Reise meines eigenen Lebens angekommen. Gedanklich, aber auch in meiner Positionierung nach innen und außen.

Wer bin ich? Was will ich? Was tut mir gut? Muss ich immer? Darf ich auch mal? Auch mal öfter? Wie viel und was kommt aus mir, wie viel und was kommt von anderen? Wer und vor allem was beeinflusst mich, bringt mich zum Nachdenken? Worauf nehme ich Rücksicht und warum? Wann verhalte ich mich rücksichtslos? Wann nehme ich mich selbst zu viel zurück, aus Rücksicht auf andere …?

Es bleibt spannend. Und ich genieße diese Entdeckungsreise – auch wenn ich immer wieder an einen Punkt komme, der mir nicht schmeckt. An dem ich anders bin, als ich gerne sein möchte. Gehört dazu. Und bietet Entwicklungsspielraum …

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Schreiben – lesen – konTXTualisieren: das 5. Wort im kreativen Schreibprojekt Projekt.txt lautet: entdecken.

Verklären [*.txt]

Steckt in „verklären“ das Wort erklären? Also in seiner Definition: sag mir, mach mir begreifbar … Ist dieses „erklären“ mit V davor einfach das Gegenteil einer Erklärung? Quasi: ich erkläre dir nicht, sondern mache etwas schöner, besser, anders, als es ist, war oder sein wird?

  • Durch Verklärung lasse ich strahlender aussehen, als wirklich ist.
  • Durch Verklärung kann ich angenehmer oder sogar glücklicher erscheinen (lassen), als es in Wirklichkeit jemals sein kann.
  • Durch Verklärung wirken Dinge heller, heiterer oder leuchtender, die in der Realität nicht so hell, heiter oder leuchtend sind …
Verklären hat einen Hang zur Idealisierung, zum Verherrlichen, Schönfärben, Glorifizieren. Es mag in manchen Situationen durchaus angebracht sein, zu schwärmen. Auch ein Lobpreis kann gerechtfertigt sein. Wenn er denn die Wahrheit als Ausgangslage hat. Vergötterung finde ich schwierig – und ich zweifle, wenn Verklärung zur Verharmlosung einer Situation beiträgt. Und das passiert viel schneller, als  gedacht …

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Ein Beitrag zu Dominiks [*.txt]-Projekt, das 7. Wort lautet „verklären“.

Weiß [*.txt]

Weiß ist eine edle Farbe, neben Reinheit symbolisiert sie Vollkommenheit. In allen Regionen der Welt kennt man den Kontrast schwarz-weiß. Sie ist die Farbe, die alle anderen Farben in sich birgt, da sie ohne das Lichte, Helle nicht wahrzunehmen wären … Strahlend, aufmunternd und friedlich, dabei auch sachlich und klar. Und vieles mehr wird weiß dargestellt, ob die Erfinder eines besonders elitären Dinners  – Dinner en blanc, White Dinner oder eben weiße Nacht genannt – das alles in Betracht zogen, als sie den Namen so gewählt haben? Die Idee eines überraschenden Picknicks, an besonderen Plätzen, mitten in den spannenden Metropolen unserer Welt. Aber auch viele kleine Städte haben das Modell adaptiert, bauen in sonst privaten Gärten oder Hinterhöfen für einen Abend lange Tafeln auf. Die Veranstalter bewerben den Abend weltweit als „magisches Picknick unzähliger Menschen mit Stil und Geschmack unter freiem Himmel an außergewöhnlichen Orten“. Alle kleiden sich in weiß und nehmen an weiß eingedeckten langen Tischen oder Tafeln Platz. An besonderen Plätzen, wie dem Münchner Marienplatz, vor dem Louvre in Paris, in der Hamburger Hafencity, im Berliner Lustgarten oder im Hudson River Park mit spektakulärem Blick auf die Skyline von New York – der Ort ist immer aufregend, top secret, wird erst sehr kurzfristig bekanntgegeben. Irgendwie weckt das eine besondere Begehrlichkeit, da möchte man dabeisein, dazugehören? Vor ein paar Jahren hab ich mich ergo auch ganz in weiß auf den Weg gemacht – vor Ort dann die Erkenntnis: Zu weiß. Für mich. Ich mag Farbe. Bunte Vielfalt. Weiß ist schön, aber pur auch etwas blass. Zum Glück kann jeder genau so feiern, wie er möchte – bei mir eben lieber kunterbunt, mit wunderbaren Menschen, fröhlich, lieber ausgelassen als zu stilvoll, ohne Anfang und Ende. Meine liebsten Feste leben  von gutem Essen, lachenden Menschen, guter Stimmung und vielen Farben, die sich vermischen und zum genussvollen Augenschmaus werden …

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Ein Beitrag zu Dominiks [*.txt]-Projekt, das 6. Wort lautet weiß.