Sie sind wieder da. Der Umzug ist vollbracht, es war für alle Mitwirkenden sehr anstrengend. Aber alles befindet sich mittlerweile im neuen zu Hause, es wird bestimmt noch Wochen dauern, bis alles seinen Platz gefunden hat. Trotzdem, sie sind back home. Donnerstag war die Patentante als Bespaßungsprogramm eingeladen, während die Eltern mit den Großeltern versuchen, das Chaos zu lichten und das neue Heim bewohnbar zu machen.
Das an und für sich ist schon ganz schön und wir hatten auch immer mal wieder Spaß. Nur ist das mit der Trotzphase gar nicht so einfach. Weder für das trotzige Kind noch für alle anderen. Zum Beispiel folgende Situation: Miss Trotzkopf Fast4 möchte gern mit mir spielen. Das ist Mr Trotzkopf 8einhalb schon nicht recht. Ich setze mich über alle Einwände hinweg und baue ein Spiel auf. Natürlich falsch. Der Große und ich beginnen zu spielen, S. nölt, haut, schreit, weint … Trotzt. Ohne Grund, aber selbstverständlich mit viel Recht. Irgendwann spielen wir tatsächlich zu dritt, ein anderes Spiel. Natürlich. Danach wird wieder getrotzt und gestritten. Grade keine leichte Situation? Und nicht alles kann auf Veränderung und Umzug zurückgeführt werden. Klar, das ein oder andere Spielzeug versteckt sich noch in einer Umzugskiste, aber das waren die kleinsten Probleme. Und trotzdem werd ich mir in der Erinnerung zwei erdbeerverschmierte Schnuten an der Kasse des Selberpflückfeldes und den Raketenbau im Garten in Erinnerung behalten. Kleine Monente, in denen zwei Geschwister einfach nur ans miteinander was schaffen denken, statt gegeneinander zu arbeiten. Und dann hab ich ja kürzlich gelesen, dass Trotz nie logisch ist – und nur mit Humor zu ertragen ist. Dann mach ich das mal.
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Kinderwelt
Wenn ich mal wieder fast 24 Stunden mit meinen Patenkindern zusammen bin fallen mir so viele „Kleinigkeiten“ auf, diese immensen Unterschiede zu uns Erwachsenen. Die kleine Welt ist so sehr im Hier und Jetzt, manchmal so eigenartig, gar nicht Erwachsenenlogisch auf Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft ausgerichtet, dadurch schon mal voller Widersprüche in sich, und meistens doch ganz einfach:
- Auch wenn man seine kleine Schwester abgöttisch liebt gibt es unzählige Situationen, in denen man egoistisch ist. Und sein will. Und in denen es definitiv das falscheste Argument ist, als Großer jetzt mal vernünftig zu sein.
- Weinen ist oft Ausdruck von riesigem, individuell zu wertenden Unglück, manchmal aber auch einfach Zeichen für „grade eben war noch alles gut, jetzt muss ich irgendwie mit Heulen auf mich aufmerksam machen“
- Als 3jährige hat man nicht das geringste Problem, minutenlang auf den Zehenspitzen zu stehen. Nicht zu balancieren und dabei zu kippeln, nein, einfach auf den Zehenspitzen stehen. Zum Beispiel beim Waschen und Zähneputzen. Oder beim Tanzen wie ein Schmetterling im Garten. Oder in den hochhackigen Schuhen der Mama, mit denen Mademoiselle besser laufen kann als ich. GNTM-verdächtig?
- In einem Sandkasten sitzen 3 Kinder, es ist genug Spielzeug da. Allerdings will eine kleine Schwester trotzdem immer genau das, womit die anderen spielen. Und fühlt sich dabei vollkommen im Recht.
- „In 10 Minuten“ oder jede andere Zeitangabe ist für Kids gut oder schwer aushaltbar, je nachdem, was gerade auf der eigenen Ideenliste steht. Wenn man Aufmerksamkeit braucht wird dieses „in 10 Minuten“ schon nach wenigen Sekunden hinterfragt. War das alles gar nicht so wichtig und ist in den nächsten Sekunde vergessen kann aus „in 10 Minuten“ auch eine Ewigkeit werden.
- „Jetzt“ nach Hause zu gehen oder etwas zu beenden oder ins Bett zu gehen oder oder oder ist nur dann ein guter Plan, wenn es langweilig ist. Nur, weil es schon spät ist, das Spielen aber gerade so toll läuft, ist aber eine absolut nicht willkommene Unterbrechung.
- Kinder sehen andere Dinge und nehmen andere Dinge wahr – wenn die große Freundin erklärt, dass sie beim Schwimmen kein Wasser in die Ohren bekommen darf bedeutet das noch lange nicht, dass man sie nicht tauchen darf. „Kannst ja die Ohren zuhalten….“
- Liebe Eltern, wenn ihr euren Kindern verbietet, mit einem Strohhalm in einer Flasche zu blubbern, dann erklärt auch gefälligst die Konsequenzen: „Papa, das ist unfair. Du hast mir nicht gesagt, dass die Limo dann aus der Flasche rausspritzt, wenn ich Blubberblasen mache …“ Das gilt selbstverständlich für jedes Verbot, eh klar.
- Mädchen sind anders, Jungs auch: was für mich und eine 3jährige ein wunderschönes Spiel ist ist dem 7jährigen viel zu langweilig. Die Frage ist an der Stelle dann eigentlich nur: wer motzt mehr? Denn da Erwachsene keine Lust auf motzende Kinder haben (zumindest ich) wähle ich den Weg des geschickten Ablenkungsmanövers, gar nicht immer so einfach, aber im Großen und Ganzen wollen wir ja viel schöne Zeit miteinander verbringen … oder?
- Wenn mal ausnahmsweise die große Freundin da ist und man sich total freut, dann wacht ein 7jähriger um halb sechs auf, ist sofort in Plauderlaune und versteht nicht wirkllich, warum Erwachsene um diese Uhrzeit weder ansprechbar noch gut gelaunt sein können. Ist schließlich schon hell.
- Schmeckt oder schmeckt nicht: auch wenn ein Kind mal was gerne mochte, kann sich der Geschmack ganz schnell verändern. Und während meines Besuchs in Franken saßen zwei verblüffte Eltern vor mir, weil ihre Kinder Dinge gegessen haben, die sie sonst nicht angerührt hätten. Meine neueste Erkenntnis bleibt aber: Mädchen so um die 3 essen gerne Butterbreze, es reicht ein kleines Stück Breze, aber viel Butter sollte es sein. Kann man so toll abschlecken 🙂
- Erwachsene sehen in einem Garten die Blumen, die Farben, die Entspannungsmöglichkeiten, die Ruheoasen, einen herrlich angelegten Schwimmteich … Kinder? Haben dafür kein Auge, im Schwimmteich muss man schwimmen und toben, auf der Terrasse gibt es Schaukeln, im Garten gibt es geheime Verstecke, ein Trampolin, einen geheimen Gang (ja, ich musste mit, und nein, es war kein Gang, noch weniger ein Weg, an einer Stelle musste ich durchrobben, aber am Ende haben mich 2 strahlend blaue Augenpaare erwartet: „Jetzt kennst du unseren geheimen Weg!“
- Wenn wir uns trennen ist der Große (7) immer sehr dramatisch: „Du sollst aber bleiben, immer, ich werd dich soooooooooooooo sehr vermissen“ – dieses Mal wurde er von der kleinen Schwester (3) getröstet: „Wir sehen die Doris doch schon ganz bald wieder, du musst nicht traurig sein“.
Die Welt ist ganz einfach und alles ist selbstverständlich so, wie Kinder es empfinden. Was wir Erwachsenen nur immer mit Erziehung wollen? Und überhaupt, was genau war jetzt noch mal die Trotzphase? Warum nenn ich euch beide eigentlich noch mal grade immer Motzkäfer …? Hab ich vergessen 🙂