Schlagwort-Archive: tribüne

Umzugsstimmung: Jeder Zuschauer ein Ehrengast

Jede LaHo ist einmalig, wegen der Mitwirkenden, aber auch wegen der Zuschauer und der Stimmung. 2017 erleben Gäste und Besucher ein – zumindest für mich so noch nicht erlebtes – Fan-Phänomen: das Hallooo ertönt „organisiert“ aus Fanblocks.

Gibt es wohl bereits seit 20 Jahren, 2017 habe ich es aber sehr präsent, da ich der „Südkurve – Hallooo“ auf Facebook folge: eine Gruppe von Fans hat sich den Stammplatz am Treppenaufgang am alten Postplatz gesichert. Und die sitzen hier seit dem sehr frühen Morgen – obwohl alle sehr müde waren gab es ein lautes und sehr fröhliches „Hallooo“ für Passanten. Sobald der Umzug vorbeikommt gibt es für jede Gruppe Applaus und Anfeuerung. Toll!

Auch in der Altstadt, genau vor dem heutigen Sparkassengebäude, hat sich eine Gruppe von Fans niedergelassen. Ausgerüstet mit zwei Bierfässern und guter Laune bringen ein paar aus der Gruppe in der halben Stunde vor Umzugsbeginn die Gäste auf den Tribünen in Stimmung. Während des Zugs haben sie spezielle Rufe für die Mitwirkenden parat, so werden die Fahnen- und manchmal leicht überforderte Standartenträger zum „Igel“ aufgfordert, die Fahnenwerfer sollen mit „Drüber“ ihre Fahnen über die Wimpelketten werfen – was mit donnerndem Applaus belohnt wird. Kein Wunder, dass jede Gruppe hier gerne Station macht und dafür auch mit einem Nachfüllen der Becher belohnt wird …

Der besondere Platz ist übrigens auch in der Historie mit guter Aussicht belegt: 1475 bot das Oberndorfer Haus als Herberge der Braut, die mit ihren Damen hier nächtigte, von den Fenstern aus den besten Blick auf die Ritterspiele, die damals in der Altstadt stattfanden. Sicherlich ähnlich stimmungsvoll.

Nicht zu vergessen: Schon vor dem Dreifaltigkeitsplatz sitzen Anhänger an der Inneren Münchner Straße stundenlang am Hang, um den Mitwirkenden bereits vor dem Einzug in die Altstadt um Punkt 14 Uhr (Glockenschlag von der Martinskirche) zuzujubeln.

Der 3. Sonntagsumzug war so herrlich fröhlich – es hat großen Spaß gemacht und ich freue mich sehr auf den Ausklang am Wochenende. Ich werde noch einmal mit Muse und der Kamera herumziehen, mich vor allem treiben lassen. Und die kleinen Momente einfangen, wie hier die mit Blumen geschmückten Speere der Stadtknechte – die sich gerade am Ländtor beim Mittagsmahl für den Umzug stärken.

Sonntagsfreude: Einfach mitfeiern


… auch 2017 möchte ich es einmal aufschreiben: man braucht keinerlei Karten, um die Landshuter Hochzeit mit allen Sinnen zu erleben. Empfehlenswert ist es unter Umständen für all jene, die eine längere Anreise nach Landshut bzw. Bayern haben. Aber die Feier findet nicht nur bei den oft schnell ausverkauften Veranstaltungen statt. Im Gegenteil.


Man nehme allein schon die spontanen Tribünenfeste – wochentags verwandeln sich die für den Hochzeitszug aufgebauten Sitzgelegenheiten in der Altstadt in einen riesengroßen Picknickplatz. Das beginnt mittlerweile mit zeitungslesenden bzw. Smartphone-checkenden Frühstückern, geht fließend in Mittagspausen, Kaffee und Kuchen bis in die abendliche Brotzeit über. Eine super nette Stimmung – ob organisiert oder spontan, ein Fest für jeden. Und spätestens Mittwoch kommt der ein oder andere im Kostüm vorbei, die Musikgruppen wandern und „performen“ …


Ab Freitag Mittag beginnt das LaHo-Wochenende: Der an das Lager angrenzende Zehrplatz ist als riesengroßer Biergarten geöffnet und man kann recht entspannt am Zaun stehen, beobachten, sich unterhalten. Der offizielle Altstadttreff am Samstag beginnt ab 14 Uhr, meist starten die unterschiedlichen Gruppen bereits am Vormittag. Empfehlenswert ist, sich durch die Stadt treiben zu lassen. Oder sich ein schattiges Plätzchen  zu sichern und auf die immer wieder wandernden Gruppen zu warten.


Samstag begrüßen viele Mitwirkende Gäste, die sie durch die Hochzeitsstadt führen, denen sie ihre LaHo zeigen, persönliche Geschichten erzählen … da bekommt man das ein oder andere mit, was wirklich eine ganz andere Perspektive offenbart, indem man einfach beobachtet und auch mal zuhört. Den Abend kann man im Lager-Biergarten oder in den zahlreichen Restaurants der Stadt ausklingen lassen. Alle Mitwirkenden sind ab 21 Uhr in den Nächtlichen Spielen im Lager – später auf dem Zehrplatz und sehr viel später bis in die Morgendämmerung in den Bars und Kneipen unterwegs ..


Den Sonntag starten viele Gruppen auf Burg Trausnitz, der Eintritt ist frei. Schön ist es auch, sich den Vormittag über in der Altstadt zu tummeln, wo die Kostümierten auf dem Weg zum Hochzeitszug „lustwandeln“. Für den Hochzeitszug gibt es neben den Tribünenplätzen jede Menge kostenlose Stehplätze in Alt- und Neustadt, ja, die besten Plätze sind vielleicht schon durch die weg, die seit dem frühen Morgen ansitzen und reservieren. Aber vor allem in der Neustadt ist bestimmt noch was zu bekommen, ich habe gestern um 13 Uhr noch jede Menge gefunden.

Alternative zum Zug ist übrigens der in dieser Zeit recht gemütlich-leere Zehrplatz, wo man sich die Bauten vom Lagerleben menschenleer anschauen kann. Danach kommen alle Mitwirkenden und feiern in den speziell für sie gebauten Behausungen, das ist ein Augenschmaus. der Eintritt zum Zehrplatz kostet 3 Euro, ist aber jeden Cent wert. Besser etwas Zeit einplanen, denn es gibt viel zu sehen.


Sicherlich sind die offiziellen Veranstaltungen sehenswert, wer also Karten bekommt soll keinesfalls verzichten. Aber am schönsten sind die vielen kleinen Beobachtungen, die man überall in diesem bunten Treiben machen kann – und ganz ohne lange Organisation und Tickets.  Und ich sammle immer wieder neue Begegnungen mit Mitwirkenden, stelle Fragen, erfahre dadurch viel aus den einzelnen Gruppen. Es ist immer wieder neu und spannend, jede mittelalterliche Figur lebt durch den Menschen, der sie verkörpert. Und das tun die meisten mit so viel Leidenschaft und Begeisterung – ansteckend.


Und einen Hinweis möchte ich noch loswerden: Es ist viel los – wer Platzangst hat ist unter Umständen fehl am Platz …

„Am Sonntag einen Blick auf die vergangene Woche richten: Bild(er), Worte, Gedanken… die ein Lächeln ins Gesicht zaubern, einfach gut tun oder ohne große Erklärung schlicht und einfach eine Sonntagsfreude sind.“ Leider hat Rita das schöne Projekt Sonntagsfreude eingestellt, ich teile meine persönliche weiter mit euch, denn mir geht es um den ursprünglich von Maria ins Leben gerufenen Gedanken – sich liebevoll an die vergangene Woche erinnern, nicht immer gleich zur Tagesordnung übergehen, sondern die kleinen Glücksmomente einfangen, um sich auch später daran zu erinnern.

Das mit der Generalprobe

Samstag hatte ich ja das große Glück, Gast beim „Turnierhof des Herzogs“, der Generalprobe für die Mitwirkenden der Landshuter Hochzeit 2017 zu sein. Eher Pech hatte einer der Ringelstecher, er ist vom Pferd gefallen und liegt verletzt im Krankenhaus. Gute Besserung auf diesem Wege.

Sehr nett fand ich, dass neben mir im Publikum eine blonde kleine Schönheit mit Opa saß. So hatte ich neben den professionellen Erläuterungen von Sprecher Christoph Toma – die übrigens auch mir, die ich doch schon ein paar Mal da war, immer wieder was Neues beibringen – auch die persönlichen Kommentare und Eindrücke eines LaHo-Erstlings. Ihre Mama und Oma sind Marketenderinnen, die Gesänge der Reisigen kennt sie auswendig. Neben den Pferden und der Prnzessn galt ihre besondere Aufmerksamkeit den Schmetterlingen, die trotz der vielen Aktivitäten immer wieder auf den Turnierplatz flatterten – klar, dass auch sie einen kunterbunten Pailettenschmetterling auf dem T-Shirt hatte …

Groß war ihre Enttäuschung, dass die Prinzessin noch gar nicht dabei war, die Erklärung, dass die Braut auch vor 500 Jahren eine beschwerlich lange Anreise per Kutsche aus Krakau zur eigenen Hochzeit hatte und erst am Hochzeitstag in Landshut ankam, deshalb fast wie damals eben erst kommende Woche dazukommt stimmte dann versöhnlich. Zudem haben wir Stephanie Müller, die Darstellerin der Braut 2017, im Moderationsturm entdeckt 😉, da strahlten die blauen Augen, war schließlich ein ganz geheimes Geheimnis.

Und ich durfte einmal mehr feststellen, dass Kinder eine andere Sichtweise haben: während um mich herum unzufriedene Stimmen laut wurden, weil die Ritter so gar keinen Stich machen wollten (was nicht stimmt, wir haben zwei sehr gute Treffer gesehen) hat die kleine Besucherin neben mir allen ringsum erklärt, dass die Pferde einfach keine Lust haben. Ist halt so. Und damit hat sie einfach weitergemacht, was anderes beobachtet. So einfach kann es sein.

Mir persönlich hat es übrigens auch sehr gut gefallen, ich war wie immer begeistert von der Kulisse, dem einmaligen Blick auf Martinskirche und Burg Trausnitz, von der Stimmung, dem Lachen, der Fröhlichkeit. Und von der hohen Professionalität dieser Laienveranstaltung. Musiker, Gaukler, Helfer, Reiter, Ritter und Pferde – jeder gibt sein Bestes. Mit viel Leidenschaft.  Am meisten bewundert hab ich die kostümierten Zuschauer auf der herzoglichen Tribüne: während die normalen Zuschauer mehr und mehr kühlenden Schatten abbekamen war dort bis zum Schluss flirrende hochsommerliche Sonne … und das bei all den mittelalterlichen Stofflagen, lange Kleider, Hüte, Hauben, Pelze, Leder … da mussten die Becher oft befüllt werden.

Die Vorfreude wächst von Tag zu Tag. Gerade werde ich mit Bildern vom Tribünenaufbau in der Altstadt beglückt. Noch 3 Tage. Himmel Landshut, tausend Landshut. Landshut Halllooooo.

Probenzeit

Noch ein Woche warten? Nicht für mich. Heute Abend geht’s ins Mittelalter. Ich bin dabei, bei der Generalprobe für die Landshuter Hochzeit 2017. In diesem Jahr fiebere ich gefühlt etwas mehr hin, liegt wohl daran, dass es gefühlt vor 4 Jahren etwas zu kurz gekommen ist? Egal, in jedem Fall möchte ich heute gerne ein paar Worte verlieren über „das mit den Kostümen“. Ich lese nämlich immer mal wieder bitterböse Kommentare von Liebhabern des Mittelalters, wie enttäuscht sie sind, weil ihnen der Zutritt in Kostümen nicht gestattet wird. Ein Wort dazu:

Der Verein „Die Förderer“ hat das Fest als Tradition wiederbelebt. Mit teilweise sehr restriktiven Auflagen. Aber auch mit viel Liebe und fast schon akribischen Details achten die Mitwirkenden darauf, dass alles authentisch ist. Die Kostüme werden den Überlieferungen, Bildern usw. angepasst. Stoffe und Materialien entsprechen dem Gebrauch der Zeit. Ohne moderne Interpretation. Auch die Farben und Formen, Hüte, Hauben, Gürtel, Schmuck. Nichts wird dem Zufall überlassen, jede Gruppe unterliegt einer Vielzahl von Auflagen. Ebenso die Gruppen, wer neu mitmachen darf, was es alles an möglichen Rollen gibt … über die Landshuter Hochzeit 1475 wurde Buch geführt, mit Gästeliste, wo wer untergebracht war, was an Lebensmitteln gekauft wurde und so viel mehr.

Ich kann verstehen, dass Fans des Mittelalters in dieses Event, das alle 4 Jahre ganz Landshut verzaubert, eintauchen wollen. Für mich ist es gefühlt so authentisch, dass ich es hier spüren kann. Und das gerade, weil die 2.400 Mitwirkenden in ihren Kostümen so wunderbar lebendig sind, anders gehen, schreiten, in ihren Rollen aufgehen. Das kann man sehr genießen, ohne sich selber zu verkleiden.

Wem das keinen Spaß macht, wer selbst in eine Verkleidung schlüpfen, wer nicht beobachten, sondern mitmachen will? Der ist anderswo sicher besser aufgehoben. Kaum jemand wird mit seinem selbtgewählten Mittelalteroutfit schaffen, einem Originalkostüm, das von einem seit vielen Jahren bestehenden Team von spezialisierten Kostümbildnerinnen angefertigt wird, zu gleichen? Ich nehme mal das gern gewählte Bild vom Versuch eines nicht-Tracht-affinen Kostüms als Oktoberfestverkleidung, in dem jemand neben einer echten Tracht gerne auch mal ausgelacht wird und übertrage es. Vielleicht wird dann klar, worum es den Förderern geht?

Ich freu mich sehr, gleich die Kostüme 2017 bestaunen zu dürfen, noch viel mehr freu ich mich auf die Menschen, die es schaffen, ihrer Rolle Leben einzuhauchen. Die mich mit ins Mittelaler nehmen und mit allen Gästen und Besuchern vom 30. Juni bis 23. Juli ein fröhliches Fest feiern werden. Bekannte und noch unbekannte Gesichter

Himmel Landshut, tausend Landshut. Landshut Halllooooo.