Schlagwort-Archive: todestag

#niewieder

“Der wahre Schade entsteht durch jene Millionen, die überleben wollen. Jene ehrenwerten Menschen, die nur in Ruhe gelassen werden möchten; die nicht wollen, dass ihr kleines Leben von etwas größerem als ihnen selbst durcheinander gebracht wird.Jene ohne Ecken und Kanten. Jene, die nie aus eigener Willenskraft handeln, aus Angst davor, über ihren Schatten zu springen.

Jene, die keine Unruhe stiften, sich keine Feinde schaffen wollen. Jene, für die Leidenschaft, Wahrheit, Freiheit, Ehre, Prinzipien nur Literatur sind. Jene, für die alles relativ ist, die Entschuldigung eines Menschen ohne Werte. Jene, die das Absolute nicht kennen, weil ihre Seele es nicht erfassen kann. Jene, die ein bescheidenes Leben führen, sich bescheiden vereinen und bescheiden sterben.

Der gemäßigte Mensch geht so an das Leben heran: Hält man es klein, verliert man auch nicht die Kontrolle darüber. Wenn man keinen Lärm macht, findet der Schwarze Mann einen nicht. Und das ist eine trügerische Hoffnung, denn auch sie werden sterben, jene Menschen, die all ihren Mut zusammennehmen, um sich hinter ihrem kläglichen Dasein zu verstecken, nur um sicher zu sein.

Sicher?! Wovor? Leben bewegt sich immer an der Grenze zum Tod. Die engen Straßen führen wie die großen Alleen zum selben Ort, und kleine Kerzen brennen genauso ab wie lodernde Fackeln. Ich wähle meinen eigenen Weg zu verlöschen.“

aus: Die letzten Tage (Sophie Scholl)

Weil es wichtig ist, richtig wichtig. Und weil es definitiv nicht richtig ist, schweigend zuzuschauen.

1994

Heute vor 25 Jahren ist meine Oma väterlicherseits gestorben. An ihrem Geburtstag, sodass wir uns bis heute nur einen Erinnerungstag merken müssen. Meine Erinnerungen an ihre alljährlichen Geburtstagsfeierlchkeiten sind eng mit der Hopfenzupf verbunden, in manchen Jahren war der Hopfen früher reif, dann ging die Ernte durchaus schon Ende August, Anfang September los. Wir waren also so oder so „zu Besuch“. Ich vermute, dass sie nie jemanden eingeladen hat, sondern dass, wie es in katholisch Bayern früher üblich war, all die lieben Verwandten zu Geburtstags- und Namenstag so oder so vorbeikamen. Auf alle Fälle gabs immer Kuchen für den Fall der Fälle. Wenn sie schon reif waren einen Zwetschgendatschi. Mit Sahne. Und später wurde, auch wenn alle gar nicht so lang bleiben wollten, eine Brotzeitplatte auf den Tisch gestellt. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir eines der letzten Jahre, in dem ihre Schwestern und ein paar Nachbarinnen zu Besuch waren. Alle hatten reichlich Zeit mitgebracht, weil zu Hause keiner mehr gewartet hat …

Mit ihrem Tod hat das Jahr 1994 für mich und unsere gesamte Familie eine wesentliche Veränderung hervorgebracht: vorher war das Haus meiner Großeltern fast so etwas wie mein zweites Zuhause. Mein Vater hat den Hof mit bewirtschaftet, wir waren viel dabei, zum Spielen, bei den Großeltern, mit der Oma im Garten, mit dem Opa „unterwegs“. Zu Geburtstagen und an Feiertagen traf sich die ganze Großfamilie, Onkel, Tanten, Cousinen, Cousins. Nicht alle, aber schon der feste Kern sind mehr als 25 Personen …

Seitdem gibt es dieses rituelle Treffen nicht mehr. Das Haus und der Ort haben sich verändert. Auch wenn alles anders geworden ist hab ich mir die letzten Tage fest vorgenommen, mal wieder an diesen Ort meiner Kindheit zurückzukehren. Mir die schönen Bilder nicht nur im Kopf zu erhalten, sondern die Erinnerung auffrischen. Ich vermute, das ist so was wie Heimweh?

Das mit der Höhle

Im Rahmen der Renovierung wird ein ehemaliges Kinderzimmer eine neue Rolle bekommen, es ist das frühere Zimmer meiner verstorbenen Schwester. Seit Jahren wird dieser Raum nur Höhle genannt, denn zu ihren Lebzeiten und auch seitdem war es eine Art Rumpelkammer. Immer schwer, sich zwischen Klamotten, Büchern und sonstigem Krimskrams einen Weg zum Bett zu ebnen … Das mit dem sehr eigenen Ordnungskonzept hatte auch mein Bruder, der die Höhle nach ihr „behauste“, übernommen. Für mich spielt es eine große Rolle, dass wir diesen Raum künftig mehr in unser aller Mitte rücken. Deshalb wird er irgendwann mal (wenn wir dazukommen) eine keine, gemütliche Wohnküche. Ein Ort, um zusammenzukommen, sich beim Essen nett zu unterhalten. Mit einem schönen Blick … Und der liebevollen Erinnerung an einen besonderen Menschen, auch noch in Jahren mit einem Schmunzeln, denn wir werden das Zimmer bestimmt auch weiter Höhle nennen.

Das mit der Polizei

In Bayern geboren und aufgewachsen, keine Frage: mein Bild von Aufgabengebiet und Tun der Polizei wurde geprägt von der bairischen Kultserie „Polizeiinspektion 1“. Was haben die Herrn Beamten Heinl und Moosgruber für Recht und Ordnung im Bezirk gesorgt, Helden meiner Jugend. Und der joviale Dienststellenleiter: Grandios, eine der vielen Paraderollen von Walter Sedlmayr. Hauptkommissar Franz Schöninger, der ewig grantelnde Bayer, wie er im Buche steht. Und trotzdem beweist er ein riesengroßes Herz, wann immer es darum geht, ein Auge zuzudrücken, wenn einer der Kollegen „Mist“ gebaut hat. Heut ist sein Todestag – und ich hör mir den Abspann an. Gibt so Musik, die man immer wiedererkennt? Muss mal wieder ein paar Folgen schauen, schon allein, um das München der 80er Jahre zu bewundern:-)

Und irgendwie glaub ich, dass die Serie zumindest zu den Inspirationsquellen für Hubert und Staller, die aktuelle Lieblingsserie meiner Eltern, zählt? Auch wenn die Cops auf dem platten Land aktiv sind …