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Alle reden drüber – wirklich alle?

Montag vormittag – auch das dritte Telefonat dauerte knapp 40 Minuten. Und bestand mindestens zur Hälfte aus dem beliebtesten Gesprächsstoff: dem Wetter.  Woher kommt das bloß? Und warum mache ich das mit? Gespräche könnten so schnell erledigt sein: Klingelzeichen – Ja bitte – Anliegen – ja/nein/vielleicht – wir verbleiben – tschüss. Statt dessen dauert der Smalltalk über das Wochenendwetter, die Aussicht auf „Sommer mit Schönheitsfehlern“, das Meckern, dass es fürs nächste Wochenende aber schon wieder nicht sooo gut werden soll … Bis ich beim Thema ankomme vergeht Zeit. Versteht mich bitte richtig: das ist durchaus nett, gerade bei Kontakten, die man weniger gut kennt. Schließlich ist es ein unverfängliches Thema, es geht uns alle an, da hat jeder was beizusteuern, gibt einem ein gutes Gefühl … Man stelle sich mal vor, auf Smalltalk müsste man sich vorbereiten, womöglich einlesen – puh!

P1020307Mit Kindern plaudere ich nie übers Wetter: die stört weder tagelanger Regen, noch finden sie Schneemassen störend. Der Frühling ist eine von 4 Jahreszeiten, über die sie im Kindergarten Lieder singen. Frühlings- oder Herbstwetter mit vielen Pfützen und Matsch: toll, kann man reinspringen. Am Sommer mögen sie am liebsten Eis, Schwimmbad, Planschbecken, draußen Spielen (geht auch bei Regen und in Gummistiefeln). Im Herbst muss man wieder mehr Klamotten anziehen – im Winter noch mehr. Bei schlechtem Wetter draußen kann man im Haus tolle Abenteuer erleben, Kinder beklagen sich selten, wenn es draußen heiß ist und Erwachsene lieber drinnen im Schatten bleiben.

Mit Kindern sprech ich nicht übers Wetter, sondern erlebe es? Auch mal einen Gedanken wert 🙂

Spruch zum Wochenende

Eben hatte ich einen Anruf. Der nicht für mich gedacht war. Ich war nicht der gewünschte Ansprechpartner. Auch habe ich die Erwartung des Anrufers schlicht nicht erfüllt. Dabei wollte der jammern, sich auskotzen, mir seine Geschichte erzählen, wollte Mitleid, Emotion, Hilfe. Und bekanntermaßen bin ich Gutmensch, habe zugehört. Hatte ein offenes Ohr, habe versucht, mich in die Situation zu versetzen.

Nur gabs dann diesen Wende-Punkt im Gespräch:

Ich: Ich verstehe Sie gut, nur kann ich Ihnen nicht weiterhelfen.

Anrufer: Das erleb ich immer, dabei hab ich mich jetzt so bemüht, Ihnen meine Probleme zu erklären. Und ich kann doch auch nichts dafür, dass ich so viele Probleme hab und mir glaubt ja keiner und kein Arzt will mich mehr untersuchen und alle meinen, ich soll in die Klapse.

Ich: Ich verstehe Ihre Probleme, aber ich kann Ihnen nicht weiterhelfen. Wenn ich Ihnen etwas raten darf: Sprechen Sie mit X.

Anrufer: Neinneinein, das bringt ja alles nichts. Das habe ich alles schon versucht, aber wissen Sie, ich kann so schwer sprechen, das fällt mir mit meinen ganzen Problemen einfach schwer. Meist schaffe ich keine Minute …

Ah. Wenn mir das jemand nach fast 15 Minuten Telefonat quasi ans Ohr knallt, dann fühle ich mich – bei allem Mitleid, falls die Geschichte dahinter wahr ist – einfach und schlicht verarscht. Und alles nur, weil ich heute der Notdienst zwischen den Jahren bin, was ansonsten echt toll ist und viel Ruhe mit sich bringt? Hm.

Dieser Situation widme ich in jedem Fall meinen Spruch zum Wochenende, weils so gut passt: „Es gibt viel Unglück auf Erden – wer zweifelt daran? – aber die Hälfte davon zimmern sich doch die Menschen selbst mit großer Mühe zusammen.“ (Ludwig Tieck) Also zumindest die, denen es besser geht, als sie sich selbst eingestehen wollen? Egoismus ist ok, aber nicht, wenn man zufällig und wahllos seinen Müll ablädt. Nein, finde ich nicht in Ordnung. Und Punkt.

Euch allen ein schönes Wochenende