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Paula und die lebendige Erinnerung – Vorlesegeschichten aus der Nachbarschaft

Wenn Paula den Nachbarsmädels so zuhört ist sie öfter sehr verwirrt. Immer wieder reden die alle von noch einer Tante, die war aber noch nie da. Das ist manchmal ganz schön irritierend für die Hundedame, die jetzt zwar viel über den Menschen aus Erzählungen weiß, aber noch nie gesehen hat, wie diese Tante aussieht oder wie sie sich bewegt … komisch.

Mittlerweile kann sie sich ein ziemlich gutes Bild machen, die Tante war die jüngere Schwester der Mama der Nachbarsmädels. Machte oft einen Schmollmund. Ist mal mit dem Schlitten in einen Stacheldrahtzaun gefahren. Hat mal in ein Quecksilber-Barometer gebissen. Und und und…

Heute hört sie ganz genau zu, denn die bekannte Tante der Nachbarsmädels ist mal wieder zu Besuch. Und erklärt der jüngsten Nichte beim Schaukeln, dass Tante C. schon im Himmel ist. Weil sie krank war – dass es ja aber doof wäre, wenn alle nicht mehr von ihr sprechen würden. Das wäre ja quasi totschweigen. „Lieber wollen wir sie in lebendiger Erinnerung halten. Deswegen sprechen wir über sie, erinnern an das Gute und das, was nicht so geklappt hat. Klar lachen wir auch mal über den Tollpatsch, der sie war. Und so ist sie immer noch ein Stück bei uns.“

Die Nichte lächelt verstehend und nickt. Und Paula? Die versteht auch und ist glücklich, das ist schön, wenn jemand, der gestorben ist, in lebendiger Erinnerung bleiben darf. Zufrieden schließt sie die Augen und schläft mit einem Hundelächeln ein …

In Absprache mit den Nichten gehen die Paula-Geschichten weiter, auch wenn das lebendige Vorbild für unsere Paula-Geschichten, die tapfere kleine Hauptfigur aus dem Nachbarsgarten, am Wochenende über die Regenbogenbrücke 🌈 gegangen ist. Sie hat uns in den vergangenen Monaten so oft ein Lächeln ins Gesicht gezaubert. In der Tradition unserer Familie werden wir sie in lebendiger Erinnerung halten – und weiter der Phantasie über ihre Abenteuer im Nachbarsgarten und drum herum freien Lauf lassen – RIP kleine Paula ❤️

Freundschaft

Der vorgezogene Tauftermin fiel auf das Wochenende, das die beste Freundin mit ihrem Mann für endlich mal wieder ein paar Tage in Bayern gebucht hatten. Wenigstens ein paar schöne Stunden am Freitag Abend haben wir uns gestohlen – und üblicherweise sind die Nichten nicht so bereit, Tanten-Nichten-Zeit zu opfern. Meine Argumente haben sie dann aber zu gut verstanden: die beste Freundin und ich kennen uns schon mehr als die Hälfte unseres Lebens. Fast genau so lang müssen wir unsere Freundschaft auf Distanz leben. Das gelingt uns mal mit vielen Kontaktmöglichkeiten, mal weniger. Auch außerhalb von Corona …

In jedem Fall ist unsere Freundinnen-Zeit immer ein Geschenk von zwei Seiten. Das muss gepflegt werden. Und Gelegenheiten sind dazu da, genutzt zu werden. Auch wenn das bedeutet, dass es insgesamt nur wenig gemeinsame Zeit wird. Die muss dann eben effizienter genutzt werden.

Dann kamen am Folgetag die beste Freundin der bezaubernden Nichte mit Familie. Und wieder mal wird klar: auch die zwei haben die Chance, ihre Freundschaft fortzusetzen. Sie finden ihre Wege, die Distanz zu überbrücken. Aber sie haben sich so gern und machen immer da weiter, wo sie aufgehört haben. Und das überträgt sich sogar auf die jeweiligen Zweitgeborenen. So ist der 5jährige mit seiner 3jährigen Freundin händchenhaltend den Hang hoch gelaufen. Zum Abschied gabs ein Bussi – und dann noch eins 😍

Meine Tante, Deine Tante …

… Tanten sind für alle da. Nichte 2.0 „entdeckt“ die Bedeutung des kleinen Wörtchens „meins“. Alles, was sie mag, wird zu „meins“. Insofern bin ich seit kurzem „meine Gigi“ – gar nicht so leicht, der bezaubernden Nichte immer wieder deutlich zu machen, dass das nichts an „meine Coco“ ändert? Zum Glück ist sie als die Große alt genug, dass ich ihr immer wieder zeigen kann, dass das, was wir uns beide in den Jahren ohne Geschwisterkind aufgebaut haben, bleibt – auch wenn jetzt die kleine Schwester ihren Platz in der Familienkonstellation einfordert.

Und auch wenns Zeiten gibt, in denen das große Schwester sein einfach nur anstrengend ist (wie gut ich das kenne und mich schon öfter mal amüsiert wiederentdecke …), wenn sie dann „meine geliebte große Schwester“ ist, ohne die die Kleine nie sein möchte, ja, dann ist das durchaus auch ganz schön 🙂

Musik am Mittwoch: 1,40 m

Keine Ahnung, was das Video aussagen soll, ich schlage vor: einfach die Augen zumachen und sich von Worten und Musik tragen lassen:

„In unser besten Zeit, da waren wir immer zu zweit. Und das Bett, das wir teilen, war nur dein, war nur mein, das war eins vierzig breit. Das war die beste Zeit. Kein Zentimeter für Streit. Der Horizont ist zwar weit und andere Betten sind weich, doch was wir haben das reicht. Denn eins vierzig reicht, denn eins vierzig reicht …“ (Prinz Pi)

Ganz genau, eins vierzig reicht, üppig!