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Papasani

Solange ich denken kann, nennt meine Mutter meinen Vater „Papasani“. Nicht immer, aber wenn sie ihn tadelt. Da ändert sich auch der Tonfall ihrer Stimme, das Papasani zieht sich, mit sehr langen Vokalen und viel Modulation, man könnte nach jeder Silbe ein missbilligendes tststs einfügen. Sonst wird er ja mit seinem Vornamen und auch in einem netten Ton angesprochen …

Immer mal wieder hab ich mich gefragt, wo sie das her hat, dachte an einen Film, ein Buch, eine überlieferte Figur. Ist schließlich ein komisches Wort – zusammengesetzt aus dem Kosewort Papa und dem Anhängsel -sani. Dass das keinesfalls von der Abkürzung für Rettungssanitäter stammt, obwohl mein Vater das in seiner Bundeswehrzeit war, liegt im Kontext auf der Hand. Eher schon der Partisan … aber so richtig erschließen lässt es sich nicht.

Auch hatte meine Mutter keinerlei

Vorbild oder Anregung. Ich hab sie gefragt. Sie wollte ihn schlicht nicht wie wir Kinder Papa nennen, vor allem nicht, wenn sie ihn tadeln wollte. Da kam ihr das spontan über die Lippen. Schwups, Wortneuschöpfung. Fällt seit damals durchaus regelmäßig, der kreative Name Papasani 😉

Unterwegs im Lager: Momentaufnahmen von der Landshuter Hochzeit 2017



An den Wochenenden der Landshuter Hochzeit füllt sich das Lager im Zehrplatz mit mittelalterlichem Leben. Festlicher Schmuck und Blumen zieren jeden und alles. Die Kostümierten sind durch einen Zaun von den Zuschauern getrennt, wird oft abfällig mit "Wie im Zoo" verurteilt, ermöglicht aber vor allem uns Zuschauern einen Blick aufs mittelalterliche Treiben ohne Jeans und Kameras. Hab ja schon mehrfach geschrieben, dass ich es gut finde, wie getrennt wird zwischen mitwirkenden Rollen und Gästen.


Überall wird Feuer entzündet, das normale Volk ebenso wie die Zigeuner beginnen mit den Vorbereitungen fürs festliche Mahl. Doch halt, auch andere Hausarbeiten müssen noch rechtzeitig vor dem großen Fest erledigt werden. Eine Zigeunerin flickt das zerrissene Hemd des Herrn Gemahl – soll doch nicht in Lumpen zu Herzogs Hochzeit gehen. Und dann verrät sie das Geheimns des Zapfens, das ist eine Art Nadelkissen, gotisch. Nur Nadeln und Faden stammen aus der Neuzeit.



Während die Erwachsenen das Essen vorbereiten, Tische decken, einen Schwatz halten genießen die kleinsten das Lager als riesengroßen Spielplatz …





Entdeckt …!
Am Pranger stehen – kann ich …


Hopp, hopp, hopp!

Komm mit, ich zeig dir was!

Ich glaub nicht, dass ich ein Fürst werden will, oder Papa?

Vielleicht werd ich Prinzessin, wenn ich groß bin?

Ich bin dran … nein ich, nein ich.

Lustig ist das

Auf einen Ratsch vorbeigekommen

Essen fassen

Schweinshaxe mit

Feierlich geschmückt

Und, wie dick dürfen die Scheiben vom Rollbraten heute sein?

sein?






Und mit etwas Glück gibt's einen Probierhappen über den Zaun gereicht – köstlich 😋

Das mit dem 1. Schultag

p1100686So ein erster Schultag ist wirklich aufregend, schon die ganzen Vorbereitungen und die kleinen Unsicherheiten: wie ist mein Lehrer? Wo sitze ich? Neben wem? Wer ist in meiner Klasse? Was ist anders an der Schule? … Und ganz wichtig: was ist in meiner Schultüte? Heute waren drei kleine Damen unter den bayerischen Erstklässlern, die mir besonders am Herzen liegen. Die Tochter meines Cousins, Mademoiselle und die bezaubernde Nichte. Und da muss ich einfach über Outfits sprechen: die Cousintochter trug natürlich ihr schönstes Prinzessinnenkleid, Mademoiselle einen auffallenden Hut, die Nichte etwas ungeplant ihr Dirndl. Alle 3 hatten Schultüten in ihren Lieblingsfarben, einmal mit Schmetterling, einmal mit einem Einhorn und vielen Blumen und Sternen, einmal so komplett rundrum mit Einhörnern beklebt – selbstgebastelt, aber klar. Und: alle drei fanden Schule so gut, dass sie morgen wieder hingehen werden.

Als Patentante war ich zur Einschulung der bezaubernden Nichte eingeladen, durfte mit in die Kirche, wo Pfarrer und Lehrkörper die Erstklässler begrüßt und den anderen Grundschülern vorgestellt haben. Nicht kapiert haben alle Anwesenden eine prinzipiell nette Geschichte, vom kleinen, wasserscheuen „Krokodil„, das sich als Drache entpuppt, eben anders als seine scheinbaren Artgenossen ist. Das Willkommensgeschenk, ein Kompass, das für den eigenen Weg eines jeden Schülers steht, ist zu Hause direkt ins Schatzkästchen gewandert. Alles nett gedacht, wenngleich ich vermute, die symbolische Bedeutung des in der Schule groß aufgezogenen Leitspruchs „Es gibt nicht den einen richtigen Weg, es gibt nur deinen richtigen Weg.“ könnte in seiner Bedeutung möglicherweise erst in späteren Jahren wachsen …

Anschließend durften die Schulanfänger auch schon wieder nach Hause gehen, die schweren Schulränzen erst mal in die Ecke stellen und die berstend gefüllten Schultüten auspacken. Sich an den Geschenken freuen, ein bisschen im Kreis der Familie den neuen Lebensabschnitt feiern. Und nachmittags war dann die erste Hausaufgabe dran: jedes Kind hat einen DIN A5 Zettel mitbekommen, auf dem sie ihre Schultüte zeichnen sollten. Mit Unterstützung der künstlerisch nicht wirklich begabten Tante und einer Bleistiftskizze super bewerkstelligt. Danach noch mal lümmeln, spielen, sich freuen. Und irgendwann in den nächsten Tagen, nach dem Fotografentermin, nach dem Wandertag, nach den ganzen Vorbereitungen, nach der Buchausgabe, da geht’s dann los, mit dem Lernen, mit dem Plan, mit dem Ernst des Lebens.

Das mit der Esskultur

Essen muss man. Man darf aber auch. Genussvoll essen, an einer reich gedeckten Tafel Platz nehmen. Auf der eine riesengroße Auswahl liebevoll angerichtet ist. Vom Brotkorb über das Frühstücksei, von der Marmelade bis zum Fischsalat. Von der Käseplatte zum Käsegebäck, von Wurst bis Fisch, von Nutella bis Obst – von süß bis herzhaft. So viel, viel zu viel, schön viel, dass jeder immer wieder zugreifen kann. Schön ist es, so eine Einladung zum Brunch zu bekommen. Und dann noch die beste Freundin mit ihrer Familie sehen, zum ersten Mal die Freundin ihres großen Neffen erleben. Der Tisch ist schön voll besetzt. Und auch ihr Papa schaut mal vorbei, öfter, weil er sich in der netten Gesellschaft wohlfühlt – trotz Demenz.

Esskultur – wenn heute auch nur ein sehr kurzes Intermezzo – hat für mich viel mit Menschen zu tun. Mit Zeit. Mit Auswahl. Dann reicht auch schon eine kurze Stunde aus, um ein gemeinsames Mahl so sehr zu genießen.

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Heute erlebt, mein Beitrag zu Marinas Thema Esskultur.