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Alle anderen

… Haben irgendwie Urlaub, oder? Gefühlt bekomm ich grad auf jede Mail eine Abwesenheitsnotiz. Natürlich vor allem von denjenigen, die schulpflichtige Kinder haben. Sind schließlich „große Ferien“. Richtig toll find ich ja, Autoresponder zu bekommen, die etwas anders, kreativ sind.

„Ja, es ist wahr, ich sitze bei diesen Temperaturen nicht am Rechner, sondern genieße 14 Tage die Schwimmbäder und Seen im schönen Oberbayern. Nach meinen Sommerferien „dahoam“ erreichen sie mich wieder, also wahrscheinlich …“

„Nicht wundern, statt auf Ihre Mail zu antworten verbringe ich den Sommer in Schweden – falls ich wiederkomme antworte ich Ihnen danach ;-)“

„Ich würde Ihre Anfrage gerne beantworten. Wirklich. Doch gesellschaftliche Gepflogenheiten zwingen mich, die nächsten zwei Wochen mit meiner Frau an einem Strand in Bella Italia zu verbringen.“

„Ich bin dann mal weg – bis zum xxx hab ich nichts vor, außer mich im sonnigen Süden zu erholen, es mir gut gehen zu lassen, essen, trinken, schlafen. Mails? Les ich vielleicht danach wieder :-)“

Mag ich, wenn sich jemand so richtig über seine Auszeit freut – und das auch so deutlich äußert. Schöne Ferienzeit!

Vogelbeobachtungen

Auch wenn ich die Zugvogel-Schwärme schon seit Mitte Juli auf ihrem Weg in den Süden beobachte, die letzten Tage hatte ich so viele Vogel-Begegnungen, dass mir klar ist: jetzt sind die endgültig unterwegs. Auf ihrem Weg in die wärmeren Gefilde für den Winter. An einem schönen Spätsommertag letzte Woche hab ich ein zauberhaftes Graureiherpaar quasi neben mir entdeckt, nach einer kurzen Stärkungspause in einer nebelverhangenen Wiese am See sind sie weiter Richtung Berge geflogen. Samstag dann hatte ich eine Beinahe-Kollision beim Autofahren: ein Storch, der sich schwerfällig aus einer Wiese in die Lüfte erhob  und ich war ihm dabei merklich im Weg. Heute morgen schließlich 3 Schwärme, Gänse und Enten, so weit ich es erkennen konnte. Alle haben den See hinter sich gelassen und waren auf ihrem Weg in den Süden. Es ist Spätsommer, bald ist Herbst.

Momente sammeln – in „Eveningmountain“

Ich mag Musik, liebe Musiker, die auf die Bühne kommen und ihr Publikum von der ersten bis zur letzten Minute mitnehmen. Und gehe gerne mit auf musikalische Reisen. Gestern Abend hatte ich unerwartet das Glück, zwei Musikern bei ihrem Abschlusskonzert für dieses Jahr zu lauschen. Die sprühen und gleichzeitig beseelt sind vor Erlebnissen: hunderte von Konzerten haben sie 2013 gespielt, in den letzten Wochen als „Die Momentnsammler unterwegs“ zum 20jährigen Bühnenjubiläum, Martin Kälberer oder Werner Schmidbauer solo, zu dritt mit Pippo Pollina dem „Süden“ so tief verbunden. Ein Ausnahmekonzert vor 10000 Zuhörern (und sicher mindestens ebenso viel Mitfühlern) in der Arena zu Verona. Als Gast ist man dann schon fast ergriffen vor so viel Erlebnissen – und würde ansatzweise sogar verstehen, wenn die Jungs ausgelaugt sind, das Programm noch durchziehen, aber eigentlich längst gedanklich raus sind, entspannen wollen, eine Pause, Weihnachten, whatever?
Zu Beginn des letzten Momentnsammler-Abends im Abensberger Weißbierstadl hab ich mir die Frage gestellt. Ob die heute Abend überhaupt noch können? Die Scheune schon kurz nach Einlass gerammelt voll, bei freier Platzwahl kein Platz unbesetzt, sehr warm wars. Und tiefe Vorfreude. Schnell kommt man mit den Tischnachbarn ins Gespräch, hier gibts wenn dann nur vereinzelt Menschen, die Schmidbauer & Kälberer heute zum ersten Mal live hören. Ein Paar kommt aus Bad Aibling, wo Werner Schmidbauer wohnt. Dort haben sie keine Karten ergattert, dann fahren sie eben. Wow. Auch um uns herum Fans, überraschend viele waren sogar in Verona dabei …
Schon nach den ersten Minuten ist klar, die beiden Musikerfreunde werden auch an diesem Abend alles geben. Sie feiern auf dieser Tour 20 Jahre gemeinsam auf der Bühne, verbinden als Programm Musikerlebnisse aus dieser Zeit. Das sind gefühlvolle, nachdenkliche Momente, des Glücks, des Pechs, der Lebenslust und Freude. Und so viel mehr. Die kleinen und die großen Augenblicke des Lebens. Bewusst. Durch Text und Noten interpretiert. Musik drückt so vieles aus und erscheint in unzähligen Facetten. Da kommt das geniale Hang mit Gesang, ebenso wie die bairischen Versionen der Goldenen Felder (Stings Fields of Gold – schon das Intro beschert mir Gänsehaut über den Körper) und „Oans“ (U2-Klassiker One), „Glück ghabt“, es geht „oiwei weida“. Der Beschaller hat ein Wunder vollbracht, 20 perfekt ausgerichtete Lautsprecher sorgen dafür, dass jeder noch so leise Ton bei jedem Zuhörer landet. Also bei uns zumindest. Mitsingen war gewünscht, jeder Moment des gestrigen Abends so kostbar, die lauten wie die leisen Töne. Ich habe ein neues Stück kennen und lieben gelernt, muss ich heute mal recherchieren, denn das war so perfekt meine Stimmung. Tolle Erklärung übrigens, die da gestern zur Musikkassette gegeben wurde: „ein Kasterl mit Band drin – wenn man ein Lied in Dauerschleife hören wollte musste man gleichzeitig Play und Rewind drücken [Imitation Geräusch einer Kassette beim Zurückspulen], und den Moment abpassen, wo nix war, da ging’s dann wieder los …“. Versteht wahrscheinlich die Generation nach uns nicht mehr?
Sehr schön auch, dass Werner Schmidbauer gestern Abend seine Kinder „dabei“ hatte, seinen Sohn und Liedermacher Valentin, „andere haben eine Vorband, ihr bekommt mich als Zwischenband…“. Und in der noch namenlosen Zugabe seine Tochter, eigentlich alle Kinder und wahrscheinlich das Gefühl für alle Menschen, die ihm wichtig sind: „I bin bei dir“.

Danke für den wunderbaren Abend, all die kleinen, so wertvollen Momente – ich bin froh, dabei gewesen zu sein. Auch die quietschende Toilettentür, immer im unpassendsten Moment, vor allem beim Gitarrestimmen …. Unvergesslich schön wars, mit euch Momentnsammlern in der bezaubernden niederbayrischen Kleinstadt „Eveningmountain“, lieber Martin Kälberer, lieber Werner Schmidbauer, freu mich schon aufs Wiederhören beim Tollwood 2014.

Weihnachtsstimmung?

Morgen in einer Woche ist Weihnachten – dabei ist meine Stimmung noch so gar nicht, weder winterlich noch weihnachtlich. Draußen herrlich leuchtende Herbstfarben, der Ammersee strahlt heute in einem irrisierenden Blau, unterschiedliche Nuancen, vor ein paar weiß gezuckerten Berggipfeln. Irgendwie hab ich noch keine Vorfreude, noch kein „endlich Weihnachten“ Gefühl. Und weil ich das persönlich so schade finde und gute Musik bekanntlich IMMER hilft eine kleine musikalische Einstimmung auf Weihnachten. Viel Spaß 😉

Übrigens: nicht nur ich bin noch nicht in Stimmung, beim mittäglichen Spaziergang am See saß ein Zugvogel-Exemplar, das hier um diese Jahreszeit definitiv nicht mehr sein sollte. Ein großer weiß-gemusterter Vogel mit langem, spitz nach unten zulaufenden Schnabel. Der sollte längst im sonnigen Süden sein?