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Die „Suche“ nach dem „Richtigen“

„Du findest schon noch den Richtigen …“. Aha. Gibts den denn? Existiert der? Für jeden Menschen? Also in echt? Und muss man/frau die/den Richtige(n) finden, um ein glückliches Leben zu führen? Es gibt eine Menge Tipps, Anregungen, gute Wünsche, Ideen – aber auch eine ganze Menge dummes Geschwätz (Highlights immer wieder: Top10-Tipps – so findest auch du den Richtigen), das man sich als Single, ob weiblich oder männlich und unabhängig vom Alter immer mal anhören muss. Fast immer unaufgefordert. Ja, ich hab schon Situationen erlebt, in denen mich nur mein weiterlaufendes Gedankenkarussell von einer deutlichen und ganz sicher unhöflichen Antwort abgehalten hat.

Eine Beobachtung: Ich erlebe diese stupide Beratungssituation äußerst selten, wenn ich mit zufriedenen, glücklichen Paaren zusammen bin. Die stellen meist nur die interessierte Frage, warum ich allein bin. Was nicht zu beantworten ist, weil es genauso zufällig ist, wie sie einen Partner gefunden haben. Dann eher Fragen zum Leben allgemein – und gut ist’s. Die vermeintlich guten Tipps gibts eigentlich immer von Menschen, denen ich ganz sicher keine Frage zu ihrem Beziehungsstatus stellen möchte. Die schnell in Erklärungsnot kommen. Die mit jemandem zusammen sind, um nicht allein zu sein. Die ihre eigene Beziehungssituation als „es ist schwierig“ definieren würden. Vielleicht auch selber Single, aber natürlich aus anderen,. nachvollziehbaren, weil logische“re“n Gründen. Whatever. Ich habe es mal sehr böse durchgefochten. Fragen ausschließlich mit Gegenfragen beantwortet. Wurde natürlich als exzentrisch eingestuft, als latent unzufrieden, als zickig. Wahrscheinlich noch als vieles anderes, was mir nicht einfällt. Bin ich alles nicht, im Gegenteil. Ich führe ein glückliches erfülltes Leben. Und bin auch gerne bereit, es zu teilen. Nur ist Bereitschaft allein nicht das entscheidende Kriterium.

Wie gestern schon geschrieben: die wenigsten von uns entscheiden sich bewusst, allein, also ohne Partner, zu Leben. Ich habe in meinem Umfeld sehr attraktive, interessante, liebevolle Menschen, durchaus beziehungsfähig. Die aber  – auf Zeit oder permanent – ohne Partner durchs Leben gehen. Ob sie nach der/dem Richtigen suchen? Sie werden zumindest kompromissloser. Mit jeder Enttäuschung gibt es individuell Komponenten, an denen man nicht mehr vorbeisehen wird. Wer sich aus einer zu engen Partnerschaft befreit wird immer um diese Freiheit kämpfen. Wer aus einer zu lockeren Beziehung aussteigt wird mehr am anderen „kleben“. Ob das Gegenüber darüber genauso denkt? Entscheidet mit, ob Beziehung zwischen zwei Menschen klappen kann.

Und den Schritt in die Partnerschaft wagen – das ist das große Ding. Ja, ich habe in meinem Leben schon einige Beziehungen gelebt, einmal waren es immerhin 7 Jahre. Und trotzdem lebe ich heute allein, bin Single. Und glücklich, so wie es gerade ist. Es gibt die Tage, da wünsche ich mir den Richtigen, den einen, meinen Mr. Big oder „den“ Traummann an meiner Seite. Und es gibt die Tage, da bin ich sehr zufrieden mit meinem Alleinsein. Mit meinem Leben, meiner Unabhängigkeit, mit meiner Sicht der Welt. Die Phasen sind nicht planbar, zeitlich nicht einordenbar. So und nicht anders ist es. Frühlingsgefühle, Schmetterlinge im Bauch, himmelhochjauzend verliebt – immer mal wieder. Nur aktuell nicht von Dauer. Leider? Ja, manchmal schon. Oder auch nicht. Das ist ja das Ding: es geht allein auch ganz gut. Und mal ganz ehrlich Theorie versus Praxis: gerade hab ich keine Gefühle. Ich philosophiere wieder, wenns mich das nächste Mal erwischt. Dann vielleicht weniger „gerade glücklich Single“? Dann auch mit Sicherheit weniger abgeklärt und aufgeräumt im Ist-Zustand …

Fernsehwelt, in der wir leben

Kürzlich habe ich einen Abend mit einer Folge von „How met your mother“ auf der Couch verbracht – und plötzlich kam mir der Gedanke: ob wohl meine Patenkinder in 20 Jahren mit ihren oder besser vor ihren Eltern sitzen, und sich über die Suche nach dem richtigen Partner aufklären lassen müssen? Und dabei die sexuellen Abenteuer Revue passieren? Nicht nur die eigenen, sondern auch die der Wegbegleiter der Eltern – ähm, das wäre dann ja wohl unter anderem ich, die Patentante?

Denke ich zurück an meine Kindheit, gabs noch eine ganz andere Fernsehwelt – insofern werden meine Patenkinder unter Umständen in 20 Jahren gar nicht mehr wissen, wovon „How I met your mother“ handelt. Dann wirds neue Serien oder noch schlimmer Doku-Soaps geben. Aber ich hoffe, dass ich meinen Gedanken nicht vergesse und zumindest immer mal nachfrage – denn es ist spannend, seine Eltern mal aus dieser Perspektive zu sehen? So wie heute sicher viele glücklich verheiratete Paare die Serie anschauen und mit Lily und Marshal schmunzeln, weil sie an ihre eigene partnersuchende Vergangenheit zurückdenken? So mancher Mann, der sich wünscht, an die Quote eines Barney heranzukommen, so manche Frau, die gerne mit Robin tauschen würde – und wie viele Single-Frauen wohl in den letzten Jahren auf der Suche nach Ted nach NY geflogen sind, um im McLarens als Frau seines Lebens auf ihn zu warten?

Hm, ich mag die Serie, ich mag die Figuren, mag das Skript, kann mich in vieles hineinversetzen, über vieles lachen, finde es wunderschön, dass ein Freundeskreis wie Familie auf engstem Raum lebt, sich täglich sieht, eine Stammkneipe hat. Kurz ich mag dieses freundschaftliche Miteinander. Wir leben in einer von Singles geprägten Zeit, in der es gar nicht mal so einfach ist, einen, geschweige denn, den richtigen Partner zu finden. Im Gegenteil verabschiedet sich die Gesellschaft gerade ein Stück von der Idealvorstellung?

In irgendeiner Frauenzeitschrift stand kürzlich in der Kolumne sinngemäß: mit fast 40 nehmen wir einen nicht besonderen Mann. Oder suchen doch lieber weiter …?