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Geburtstagspläne

Die Vorstellungen von Pubertier (Monsieur) und seiner Frau Mama liegen mindestens ein Planetensystem voneinander entfernt. Er würde gerne einen Filmeabend mt anschließendem Übernachten machen. 6 Gäste sollen kommen, essen, Film glotzen, alle in seinem Zimmer übernachten – und dann, was Jungs halt so machen, um möglichst wenig zu schlafen … und nach dem Frühstück gehen alle vollkommen übermüdet heim.

Findet seine Mama erstens ätzend langweilig, darüber hinaus passen nicht alle in sein Zimmer, maximal 4 … dann hat er auch noch seine Schwester NICHT gefragt, ob dann evtl. der Rest in ihr Zimmer ausweichen könnte; der gewünschte Film ist auch noch ab 12, die Gäste sind aber alle zu jung dafür … kurz: das wird so nix.

Die Frau Mama hätte eine andere Idee: eine altersgerechte Stadtführung. Frische Luft, unterwegs sein, etwas lernen, ein paar Aufgaben lösen, ein bisschen Wettbewerb vielleicht – danach in die Pizzeria, danach gehen alle heim und schlafen im eigenen Bett. DAS findet Junior öde …

Hm, ja, ich bin mal neugierig, was das für eine Das-Gegenteil-von-Öde-Geburtstagsparty anlässlich des 12. Geburtstags werden wird? 😉

Nova Huta

Ich war vor Jahren schon mal in Krakau, beruflich. In Erinnerung geblieben war mir der alte Marktplatz mit unzähligen Pferdekutschen und ein komplett in Pink gehaltenes Restaurant. Nicht zu vergessen die Begeisterung meiner Kollegen, die damals für längere Zeit in diese Stadt gingen, um ein Outsourcing-Projekt zu begleiten. In der Studentenstadt sind viele junge Menschen, motiviert, engagiert. Mit zweien von ihnen durfte ich in dieser Woche eine „Crazy Tour“ erleben. Das Unternehmen Crazy Guides zeigt die Seiten von Krakau, die zur Historie der vergangenen 100 Jahre gehören, Sozialismus, 2. Weltkrieg – man kann aber auch einfach einen persönlichen Partybegleiter zum Clubbing mieten.

Im Trabi fuhr uns Kataryna, 22,  -die 26 PS des grünen Qualitätsprodukts der DDR voll ausnutzend (für das es übrigens kein passendes Benzingemisch mehr gibt, Mixen die Mädels an der Tankstelle selbst, weil auch die Tankanzeige nie stimmt besser einmal zu oft…) – in die Eisenhütten-Vorstadt Nova Huta. Was für ein Kontrast, die Herren Kommunisten haben sich 1949 an der Größe und Weite von Paris orientiert, imposante Plätze, Prachtbauten, breite Straßen. Die Architekten hatten den klaren Auftrag, sich vom historisch gewachsenen Krakau abzusetzen. In einer Arbeiterwohnng mit Orginaleinrichtung zeigt ein Propagandafilm, wie die Menschen für ein Leben in Nova Huta begeistert werden sollten, eine erfüllte Arbeit, zunächst im Aufbau, später in den Eisenhütten sollte vor allem junge Menschen anlocken. Hat zunächst geklappt, die Werke füllten sich wie die Wohnungen.

Von Anfang an wurden die Öfen der Werke voll beheizt, auf historischen Fotos sieht man, wie viel Dreck durch die hohen Kamine in den Himmel geblasen wurden, zurückgeblieben ist nicht nur die Umweltverschmutzung, der Dreck hat die einst sandsteinfarbenen Fassaden graubraun eingefärbt. Selbst helles Sonnenlicht bringt die Häuser nicht zum Strahlen. Kein Wunder, dass in diesem Umfeld Widerspruch und Aufstand gegen das sozialistische Regime offene Türen fand.

Heute ist es ein aussterbender Stadtteil, langsam siedeln sich junge Familien an, denn es ist eine günstige Wohngegend. Nur veraltete Restaurants und Kantinen, sogenannte Milchbars, aus sozialistischer Zeit sind geblieben. In der Zeit stehengeblieben, vom Mobiliar über die Bedienung, Essen und Trinken hat sich angepasst, nicht die Preise, die sind immer noch für Arbeiter. Bislang gibt es keine Bars oder Clubs – aber unsere Guides sind sicher: so in 10 Jahren wird Nova Huta „in“ werden …

Kasperltheater

Wer als Teil einer Gruppe reist fühlt sich manchmal wie im Kasperltheater … unzählige Befindlichkeiten, ein bisschen Kindergarten, und die eigene oft grenzenlose Kompromissbereitschaft. Klar, man will es allen recht machen, aber ein paar Mal kam ich mir in den letzten 48 Stunden auch vor wie der Personal Assistant der Nation. Ach ja. Umso netter, wenn man unterwegs an den Wurzeln des Kasperls vorbeikommt, die reizende Stadtführerin mit ihrem bezaubernden Dialekt von der Wiener Volksbühne erzählt, wo Ende des 18. Jahrhunderts ein Schauspieler wohl zum ersten Mal nicht mehr als Hanswurst, sondern als Kasperl mit dem großen roten Herzen aufgetreten ist. Als eine, die sich grad ein Stück weit wie ein Kasperl gefühlt hatte, musste ich doch sehr schmunzeln. Steht die Figur doch für das Gute, dafür, dass am Ende alles wieder passt – schließlich ist  das Herz am rechten Fleck. Na dann spiel ich mach ich wohl noch etwas weiter mit 😊

Fast wie Postkarten

Auch meine Patenkinder haben es nicht sooooo sehr mit Kartenschreiben. So kommt es, dass ich mir die Infos vom Landschulheimerlebnis des großen Monsieurs im Internet gesucht habe. Er war nämlich in meiner Lieblingsstadt Landshut, mit der ganzen Klasse. Und durfte da einiges erleben. Schade eigentlich, dass er mir nicht selber davon berichtet hat, denn es scheint, dass die Viertklässler viel gelernt haben?

In Auszügen:

Mittelalterliche Rechtssprechung: „Am Dienstagvormittag kam der Mann, der am Tag zuvor mit uns die Stadtführung auf die Burg Trausnitz gemacht hat, um uns verschiedene Tötungsmethoden beizubringen.“

Hexenverbrennung: „Im Mittelalter reichte es zu sagen: „Sie ist eine Hexe.“ Und wenn die Frau antwortete „Ich bin keine Hexe.“ wurden verschiedene Folterarten angebracht, um sie dazu zu bringen, dass sie sagte „Ja, ich bin eine Hexe.“
„Auf einem Scheiterhaufen wurde eine Frau (weil es immer Frauen waren) an einen Pfahl gebunden. Nun wurde sie verbrannt. Aber eigentlich starben die Frauen nur wegen dem Rauch.“

Martinskirche: „Zum Schluss gingen wir zur Martinskirche und erfuhren, dass der Kirchturm 132 Meter hoch und somit das größte Backsteingebäude der Erde sei. Das Interessanteste fanden wir aber, dass zwei Fenster gar keine echten Fenster, sondern bemalte Steine sind.“

Landshuter Hochzeit: „Die Landshuter Hochzeit fand im Jahr 1475 statt. 30 Millionen Euro hat der Herzog Ludwig dafür bezahlt. Alle 4 Jahre wird die Hochzeit wieder gespielt. 400 Kinder dürfen bei der Landshuter Hochzeit mitmachen. Alle Männer tragen Strumpfhosen und Leggins. … Viele Pferde machten bei der Hochzeit mit.“

Würde mich zu sehr interessieren, was mein großes Patenkind davon geschrieben hat 🙂