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Episoden aus (m)einem ÖNV-Leben (1)

Ich war die ersten Monate des Jahres ja viel mit dem öffentlichen Nahverkehr unterwegs. Gerne würde ich schreiben, dass alles super läuft, ich das Auto gerne stehen lasse und gut klarkomme. Doch das mit dem MVV und mir ist keine Liebe – ich arrangiere mich und versuche, mit Verspätungen und allem, was dazugehört klarzukommen. Dummerweise sind die Bemühungen einseitig …

Dazu kommt, dass man in der S-Bahn unmittelbarer und näher auf Mitmenschen trifft. Die man gar nicht treffen möchte. Eines Abends hat sich beispielsweise ein erkälteter Asiate mit Panda-Masken-Mundschutz so oft mit vollgeschneuzten Taschentüchern durchs Abteil bewegt, um dann wieder in seine Jacke zu niesen … oder auch sehr beliebt bleibt meine Messewoche, in der morgens und abends viel Körperkontakt in den U-Bahnen möglich war. Ich unterstelle in dem Fall niemandem Absicht, es war so eng, dass für 2 einfach nur 1 Platz war, maximal  …

Ins Herz geschlossen hab ich alle, die Aufenthalte in öffentlichen Verkehrsmitteln zum Telefonieren nutzen, gleichermaßen ältere Damen, die jemandem durch den Hörer zubrüllen, dass sie jetzt in der S-Bahn seien, wie jüngere Kandidaten, die sich mit dem Gesprächsteilnehmer zweifelsohne über gemeinsame Bekannte austauschen. Alle sind immer durch die Bank verdutzt, dass die Umsitzenden so „unverschämt ihre Gespräche belauschen“. Auch die Business-Talks erfreuen sich bei mir wachsender Beliebtheit, spätestens, wenn nach so ca. 10 eindeutigen Namens- und Unternehmensangaben dann die entnervte Ansage kommt „Du, ich muss mich später noch mal melden, bin hier nicht ungestört …“.

Mein Highlight war eine Heimfahrt an einem Mittwoch Abend. Am Isartor stieg ein etwas kränklich aussehender Herr zu, der sich mir gegenübersetzte. Ich hab mich weggedreht, gut so, denn bei der Abfahrt vom Marienplatz übergab er sich … hat mich also „nur“ seitlich erwischt. Hurra. Ja, war ihm peinlich. Ja, er hat alles mögliche getan, um sich zu entschuldigen. Aber als er an der Hackerbrücke ausstieg begann mein Walk of Shame – für die neuen Passagiere fehlte ja auch das zugrundeliegende Ereignis, das mich bekotzt daherkommen lassen hat …

Dann hatte ich noch einen wundervollen Konzertabend, an dem ich beseelt in Richtung Heimat schweben wollte. Für das Wochenende war die Stammstrecke gesperrt, für Nicht-Münchner: Chaos pur. Eigentlich hätte ich Zeit sparen sollen, denn meine S-Bahn sollte direkt von einem Gleis ab Hauptbahnhof ohne Halt zu meinem Zielbahnhof fahren. Am Bahnhof ging ich also entspannt ans angegebene Gleis, doch gegenüber stand noch die S-Bahn, die schon seit 15 Minuten weg sein sollte. Ich also rüber, drücke auf den Türöffner … in dem Moment fährt der Zug los. Lachend über den eigenen Schlamassel zurück, sollte dort doch 15 Minuten später der nächste Zug abfahren. Es war kalt. Es hat geregnet. Die Ansagen gingen hin und her. Bahnbeamte standen unwissend rum … ich kürze ab: das Warten hat lang gedauert, klar war mal gar nix. Und ich war irgendwann kopfschüttelnd und durchgefroren zu Hause. Brauch ich auch nicht mehr, nachts so lang nüchtern am Bahnhof ist definitiv kein Ort, an dem ich öfter viel Zeit verbringen möchte …

Was ich wieder gelernt habe, ist, dass die Fahrpläne nur zur Orientierung dienen. Wann welcher Zug kommt? Dafür gibt’s heute Apps, dumm also, wer seine Pünktlichkeit am Fahrplan ausrichtet … Bedeutet, dass man seine S-Bahn öfter nur nach einem Sprint erwischt, aber immerhin. Oder auch nicht. Manche Bus und Tramfahrer warten aufeinander. S-Bahnfahrer eher nicht.

Aktuell fahr ich häufig mit dem Auto, meinem lädierten Schienbein tut das nicht über viele Treppen zum Bahnsteig steigen (weil der wegen Bau nicht anders erreichbar ist) und das nicht Rennen, um den Zug nicht zu verpassen, schlicht gut. Und trotz viel Messeverkehr war ich autofahrend durch die Bank pünktlicher und mit weniger Zeitaufwand unterwegs. Seufz.

Jetzt hat der Peugeot dummerweise den Blechschaden, die Alternative MVV ist doof, manchmal … Aber: es gibt ganz bestimmt auch noch mehr Positives am öffentlichen Nahverkehr, und das werd ich schon auch noch erleben. Ganz bestimmt. Hoffentlich. Punkt. Oder. Strich.

Das mit dem Sitzplatz

Am liebsten geh ich zu Fuß oder fahr im eigenen Auto. Da kann ich mir meine Mitfahrer auswählen.

Nicht so heute morgen, da musste ich mir meinen Sitzplatz im Stadtbus erst erbitten. Vorher lag nämlich der Fuß einer Mitreisenden drauf. Sie war so mit ihrem Smartphonespiel beschäftigt, dass sie meine Frage, ob ich mich bitte setzen dürfe, erst beim zweiten Mal gehört hat. Und dann erst mal sehr Augen rollen musste …

Eine Station später stiegen neue Fahrgäste ein, wenigstens einer wollte sich setzen. Auf den freien Platz neben der Mitreisenden, auf dem sie ihre Tasche hatte. Das Augenrollen kann ich gar nicht beschreiben.

Ich muss gestehen, dass ich ein klitzekleines bisschen schadenfreudig war, als ich gesehen habe, dass sich vor ihrem Aussteigen ein Junge im überfüllten Bus übergeben musste. Auf ihren Schuh, der vorher auf meinem Sitzplatz lag …

Das mit mir und dem öffentlichen Nahverkehr

20140805-092812-34092910.jpgIch fahre gern Auto. Am liebsten würde ich vor allem dann gerne Auto fahren, wenn das aus Gründen nicht möglich ist – wie vergangene Woche, als der kleine Franzose in der Werkstatt war. Nicht deshalb, weil es keine Alternativen gibt. Sondern schlicht, weil der öffentliche Nahverkehr und ich keinen guten Draht zueinander aufbauen. In meiner Schulzeit gab es keine Alternative zum Schulbus. Täglich 45 Minuten einfache Fahrt. Da meine Station die erste auf dem Schulweg war konnte ich mir zumindest einen genehmen Sitzplatz wählen. Später im Studium war ich ebenfalls auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesen, oft ohne Sitzplatz. Seitdem ich arbeite bevorzuge ich, vor allem frühmorgens allein mit mir und meiner Musik in der schützenden Umgebung meines Autos zu sein. Ich mag noch nicht reden, mag noch niemanden beachten müssen.
Konkret musste ich letzte Woche meinen Arbeitsweg von München aus koordiniert bekommen. Und war wirklich positiv überrascht, wie gut die Netzabdeckung durch Bus und Bahn ist. Mit den Öffentlichen dauert mein Arbeitswegs mit mindestens 2 x Umsteigen etwas über 90 Minuten, wenn alle Anschlüsse klappen. Zum Glück habe ich Arbeitskolleginnen, die mich mehrmals mitnehmen konnten. Denn durch die Mitfahrgelegenheit spart man doch deutlich Zeit.
Was mir wieder aufgefallen ist: Fahrpläne und vor allem der benötigte Tarif stellen mich als Wenig-Nutzer vor ein Rätsel. ich kann nur mutmaßen, dass ich die richtigen Tickets hatte, denn auf Fragen habe ich von verschiedenen Mitreisenden sehr unterschiedliche Tipps erhalten … Dann war ich mehrfach schneller unterwegs, als laut Fahrplan, weil ich oft sogar mehr als eine Verbindung überspringen konnte? Oder die angegebenen 5 Minuten Fußweg weniger als eine Minute gedauert haben?

Fazit: Es hat alles funktioniert – und ich bin sehr froh, dass ich jetzt wieder Autopendler bin.

Anekdote: Auf der letzten Zugfahrt Richtung Werkstatt saß ich neben einer Familie, Großeltern, Mama und 3 Mädels, die mit reichlich Gepäck unterwegs in die Ferien waren. Sie zeigten beim Schaffner ein Bayernticket für 5 Personen vor – und ein Schuljahreszeugnis. Denn: wer da eine Eins drin stehen hat darf kostenlos die Regionalzüge der Bahn nutzen. Eigentlich galt das nur am ersten Ferientag, aber der Schaffner hat ein Auge zugedrückt.