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Frühflug

Ich habe noch einen Nachtrag zu meinem Ausflug nach Spanien: ich bewundere – aufrichtig – alle, die morgens um 6 Uhr fit und wie aus dem Ei gepellt an den Flughäfen dieser Welt stehen. Und schon hochkonzentriert sind. Wenn ich mein Bett gegen oder Gotte bewahre vor 4 Uhr früh verlassen muss, bin ich entsetzlich langsam, froh, wenn ich mich nicht verletze und während des Zähneputzens vergesse ich mehrfach, was ich als nächstes tun will. Am Flughafen folge ich unauffällig den Schlangen und hoffe, dass mein Hirn langsam auf Touren kommt. Konversationen, zum Beispiel mit dem Sicherheitspersonal, um diese Uhrzeit überfordern mich komplett. Wenn dann noch jemand vor oder hinter mir sitzt, steht oder geht, der – egal welche – Körpergerüche verbreitet … Nicht meine Zeit, zum Glück muss ich nur selten so früh fliegen.

Spanische Ansagen sind für jemanden, der zumindest ein paar Brocken der Sprache beherrscht, ein großes Vergnügen mit unzähligen Variationen des freien Interpretierens. Eine kreativer als die andere. Besonders „frei“, weil ja die englische Version schlicht nicht zu verstehen ist. Und auf dem Rückweg ist mir übrigens wieder eingefallen, wieso ich immer wieder Iberia und nie wieder Vueling fliegen wollte: diese Günstigfluglinie ist eine der wenigen, die an Bord nicht mal Wasser serviert, auf einem 2,5 Stunden Flug kosten 0,25 Liter 3 Euro. Flugkosten 1 way mindestens 100 Euro. Schade, wenn man Iberia gebucht hat und von Vueling geflogen wird …?

Das mit dem Hubwagen

Heute morgen beim Möbelschweden war ich im wahrsten Sinn des Wortes der Pausenclown. Oder das Männerbelustigungsprogramm?  Kurz gesagt: Ich bin so richtig belächelt worden. Wie es dazu kam? Ich hatte die vergangenen Wochen die Services gründlich studiert und festgestellt, dass es eine Möglichkeit gibt, online einzukaufen und dann selbst abzuholen. Und gegen einen kleinen Aufschlag spart man sich die Stunden fürs Zusammensuchen der Siebensachen in der SB-Halle – und bekommt alles abholfertig zusammengestellt. Gesagt getan. Wir sind wie tausende andere schon vor der offiziellen  Öffnungszeit da, alles auf Palette abholfertig gepackt. Super. Wenn da nur nicht das mit dem Hubwagen wäre. Also a) mach ich das ja nicht sooo oft und b) machen die Dinger nie was ich will.

War wohl sehr amüsant, mir beim Manövrieren zuzusehen? Standen bestimmt so 5 Kerle rum und hatten ihren Spaß. Wie es wohl wäre, hätte ich das gute alte Zeitalter der Kavaliere erlebt? Egal, selbst ist die Frau.

Alle Einkäufe sind gut und heil auf der Baustelle gelandet. Und wurden erst mal in der Garage geparkt. Jetzt sind 2 Schreibtischstühle aufgebaut. Und der Rest kann warten.

Rausch [*.txt]

Kürzlich, auf dem Oktoberfest: eine Frau tanzt vor uns, ausgelassen, trinkt, tanzt, stellt ihre Maß bei uns ab. Später – sie sagt etwas, keiner versteht, was sie will. Irgendwann kapier ich: sie denkt, sie hat ihre Handtasche bei uns gelassen … Äh, nein. Geld, Schlüssel und Handy drin! Ja, aber wir haben die Handtasche nicht gesehen. Minuten später bittet sie die Musiker um Hilfe, die Tasche wird gefunden. Glücklich strahlt die Besitzerin. Einige Zeit später. Sie trinkt weiter, tanzt, legt die Handtasche achtlos auf dem Nebentisch ab, verschwindet … später kommt sie an viele Tische. Suchend.

Am selben Abend, auf dem Heimweg: ich laufe zur S-Bahn. Vor mir verliert ein Mann sein Handy, es schlittert, bleibt dann in Einzelteilen liegen – er steht vollkommen fassungslos, versucht, alles aufzuheben, immer wieder fällt ein Teil zu Boden. Ich hab ihm schließlich geholfen, alles richtig zusammengesteckt. Nur mit der PIN könnte ich nicht behilflich sein. Weiter auf dem Weg, oben auf der Hackerbrücke quatscht eine Gruppe junger Münner eindringlich auf die Polizisten ein! immer wieder erzählen sie! wie toll sie es finden! hier so gut beschützt zu werden! Kichern! Kneifen sich gegenseitig – und beginnen von vorne. Die Beamten Lächeln, nehmen es mit Gelassenheit. Minuten später steh ich am Bahnsteig und warte auf meine S-Bahn. Nette Mitarbeiter passen auf, dass keiner auf die Gleise stürzt. Ein Paar, das sich mittig stützt, schafft trotzdem beinahe, von der Kante zu fallen … Meine S-Bahn kommt, es geht nach Hause. Hurra, Fahrscheinkontrolle. Ein junger Italiener versucht wortreich und lautstark, zu erklären, dass sein Hotel ihm ein Komplett-Wiesn-Paket verkauft hat. Ganz bestimmt, er muss trotzdem bezahlen – die 4 Kontrolleure suchen weiter. Eine junge Frau hat kein Ticket, sie winkt, kann nicht mehr sprechen. Die Kontrolleure tun sich schwer, denn sie hängt richtig in den Seilen. An meiner Station steigen alle aus, die Frischluft ist zu viel für die Ärmste, sie gibt eine Menge von dem, von sich, wovon sie wohl etwas zu viel hatte …

Statt einem Alkoholrausch nehm ich vom Oktoberfest eigentlich immer rauschhafte Begebenheiten mit nach Hause 😉

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Ein verspäteter Beitrag zu Dominiks [*.txt]-Projekt, das zwölfte Wort lautet „Rausch“.

Die Philosophie des UPS-Mannes

Gerade ist Weihnachtsgeschäft. DER Umsatz des Jahres, in den Innenstädten und in Einkaufscentern ist die Hölle los, laut aktuellen Medienberichten haben Online-Versandhäuser ihr Personal rund verdoppelt, um mit dem Ansturm fertig zu werden. Und irgendwie scheint mir grade jeder genervt, von der Verkäuferin an der Supermarktkasse über die Bäckereifachverkäuferin, alle sind gestresst. Weil so viel los ist? Dabei entfällt also in der Zeit des Jahres, in der Kunden viel Geld ausgeben, für Umsatz sorgen und damit den Arbeitsplatz der Beschäftigten langfristig zu sichern versuchen das kleine bisschen Höflichkeit, der nette Umgang mit den Mitmenschen. Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft, vor allem Geduld? Fehlanzeige!?

Ich erlebe seit einigen Wochen genau das Gegenteil, einen Menschen, der ganzheitlich Dienstleistungscharakter durch und durch verkörpert. Der immer Zeit zum Plaudern hat. Der jeden Tag vorbeikommt, das ist sein Job, dabei immer nett, höflich, interessiert und aufgeschlossen ist. Er ist Amerikaner und arbeitet sein Leben lang für UPS. Seine Aufgabe ist es, Pakete zuzustellen. Er weiß nicht, was in den Paketen drin ist – aber er wird immer danach gefragt. Was würde wohl passieren, wenn er das wüsste …? Von vielen Menschen wird er richtig schlecht behandelt, sie schätzen ihn als gering oder klein ein. Er sei ja „nur ein Paketzusteller“. Das bekommt er durch abfällige Reaktionen immer wieder zu spüren. Und er ist darüber nicht verbittert, im Gegenteil: er spricht darüber, über seine Motivation. Sagt, wie wichtig gute Laune ist. Seine eigene. Und er grinst dabei, denn „wenn die Leute wüssten, wie gut ich verdiene, würden sich viele darüber ärgern und hätten gerne meinen Job!“

Heute hat er uns im Büro erzählt, wie eilig es gerade in der Weihnachtszeit alle hätten. Er hätte gerade auf einem Parkplatz bremsen müssen, weil eine ältere Dame ihren Einkaufskorb fallen lassen hat. Er sei ausgestiegen und habe ihr beim Aufsammeln und Einräumen geholfen. Trotz des wütenden Gehupes mehrerer Autofahrer, einer sei sogar ausgestiegen und habe ihm gedroht. „Weihnachten ist bald genug, was haben es nur alle so mit der Eile hier in Deutschland? Wollen die, dass die Zeit noch schneller vergeht, als sie es eh schon tut? Vor Weihnachten sollten alle mal einen Gang zurückschalten, ruhiger werden, die Dinge langsamer angehen – meine ich!“ Die Philisophie eines UPS-Mannes, der viel sieht, viel hört, vieles beobachtet. Und nicht nur die Weihnachtspakete zustellt …