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Sonntagsfreude: Hopfazupf 2020

In diesem Ausnahmejahr ist sogar die „Hopfazupf“ (Hopfenernte) einfach noch mehr besonders – und ich genieße sehr, dass ich die ein oder andere Momentaufnahme machen darf

1994

Heute vor 25 Jahren ist meine Oma väterlicherseits gestorben. An ihrem Geburtstag, sodass wir uns bis heute nur einen Erinnerungstag merken müssen. Meine Erinnerungen an ihre alljährlichen Geburtstagsfeierlchkeiten sind eng mit der Hopfenzupf verbunden, in manchen Jahren war der Hopfen früher reif, dann ging die Ernte durchaus schon Ende August, Anfang September los. Wir waren also so oder so „zu Besuch“. Ich vermute, dass sie nie jemanden eingeladen hat, sondern dass, wie es in katholisch Bayern früher üblich war, all die lieben Verwandten zu Geburtstags- und Namenstag so oder so vorbeikamen. Auf alle Fälle gabs immer Kuchen für den Fall der Fälle. Wenn sie schon reif waren einen Zwetschgendatschi. Mit Sahne. Und später wurde, auch wenn alle gar nicht so lang bleiben wollten, eine Brotzeitplatte auf den Tisch gestellt. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir eines der letzten Jahre, in dem ihre Schwestern und ein paar Nachbarinnen zu Besuch waren. Alle hatten reichlich Zeit mitgebracht, weil zu Hause keiner mehr gewartet hat …

Mit ihrem Tod hat das Jahr 1994 für mich und unsere gesamte Familie eine wesentliche Veränderung hervorgebracht: vorher war das Haus meiner Großeltern fast so etwas wie mein zweites Zuhause. Mein Vater hat den Hof mit bewirtschaftet, wir waren viel dabei, zum Spielen, bei den Großeltern, mit der Oma im Garten, mit dem Opa „unterwegs“. Zu Geburtstagen und an Feiertagen traf sich die ganze Großfamilie, Onkel, Tanten, Cousinen, Cousins. Nicht alle, aber schon der feste Kern sind mehr als 25 Personen …

Seitdem gibt es dieses rituelle Treffen nicht mehr. Das Haus und der Ort haben sich verändert. Auch wenn alles anders geworden ist hab ich mir die letzten Tage fest vorgenommen, mal wieder an diesen Ort meiner Kindheit zurückzukehren. Mir die schönen Bilder nicht nur im Kopf zu erhalten, sondern die Erinnerung auffrischen. Ich vermute, das ist so was wie Heimweh?

Hochzeitswetter

Seit Tagen schauen die Eltern von Braut und Bräutigam besorgt in den Himmel und lauschen angespannt dem Wetterbericht. Meine Mutter glaubt nach wie vor an die Vorhersage von vorletzter Woche, demnach wird es zum Wiesn-Start sonnig und wärmer. Und das wär doch schön.

Alle anderen genießen mit offenem Herzen, was wir die letzten Tage an ausgeflipptem Wetter erleben durften. Am Wochenende gabs in unseren Breiten Polarlichter, ich hab sie gesehen. Jeder Versuch, ein Bild zu machen, ist kläglichst gescheitert, aber schon allein, dass ich sie und Millionen von Sternen gesehen habe … wow. Und es gab Sonne, Wolken, Regen – und vor allem Regenbogen in Hülle und Fülle … so schön waren die letzten Tage. Die bezaubernde Nichte hat zwei Regenbögen auf einem Bild festgehalten, doppelt (Kamera und Tablet-Foto), zur Sicherheit. Und das am ersten Schultag der zweiten Klasse. Obs nächstes Jahr dann drei Regenbögen gibt …?

Wie auch immer es von heute bis Samstag nun werden wird: wir werden es uns schon schön machen. Ob mit Sturm oder Sonnenschein, es wird besonders. Und für den Fall der Fälle hab ich ja meine Erwartungshaltung, meine inneren Bilder von der gemütlich im Spätsommersonnenschein im Obstgarten sitzenden Hochzeitsgesellschaft. Wär durchaus auch mit Regenbogen fein?  

 

Sonntagsfreude: Vollmond in Tirol

Zumindest erahnt haben wir ihn, den Herrn Vollmond. Und schön war unser Ausflug auf die Alm, erholsam. So eine kurze Auszeit an einem Ort, wo alles noch ganz urtümlich ist. Komfort gibt’s kaum, aber eigentlich ist dann doch wieder alles da, was man zum gemütlich leben braucht. Ein Plumpsklo an der frischen Luft, Wasser vom Brunnen, das sich per Seilwinde bis zum Haus ziehen lässt, ein Bettenlager mit richtigen Betten samt Matratze und sogar Federbetten und das Beste: ein alter Holzofen in der gemütlichen Kuchel, der macht an den schon klammen Abenden ordentlich warm … 

Und wenn man dann noch ein Kräuterseminar geschenkt bekommt, von einer Frau, die sich ihr Wissen nicht angelesen hat, sondern es als alte Familientradition von Kind auf gelernt hat, dann freu ich mich viel zu sehr, als dass ich mich wegen den Wolken vor dem Mond ärgern würde … So ein Vollmondfeuer voll von Dankbarkeit, guten Wünschen mit fröhlichen Menschen sollte ich übrigens öfter machen, hat sehr gut getan.

Mehr Sonntagsfreude sammelt Rita. Bei ihr geht’s diese Woche ums Ernten, schön, dieses Erleben mit ihr zu teilen.