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Paula und die Quarantäne – Vorlesegeschichten aus der Nachbarschaft

„So eine Scheiße, so ein Kack, so ein Mist, so eine mega riesengroße Ladung voll Scheiße …!“ Nanu, was ist denn heute los? Paula ist ganz verdutzt, denn das Nachbarsmädel, das da so inbrünstig vor sich hin flucht, ist zur Abwechslung mal die Mittlere. Und da muss schon ordentlich was sein, dass die so viele Flüche aneinanderreiht.

Jetzt kommt auch Frauchen dazu und fragt, was denn um Himmelswillen los ist. „Ach Karin, du musst Abstand halten, ich glaub, ich darf gar nicht mit dir reden, wir sind nämlich in Quarantäne. Zum Kotzen ist das!“ „Oh, das tut mir leid, seid ihr denn alle in Quarantäne?“ fragt Frauchen nach. „Nein, nur meine kleine Schwester und ich. Weil ein Kind noch bis Dienstag im Kindergarten war, obwohl es schon krank war … und jetzt darf ich mit niemandem spielen und niemanden besuchen. Alle anderen dürfen, nur ich nicht. Das ist so unfair.“ „Hm,“ Frauchen versucht nicht zu schmunzeln, „so allein bist du ja gar nicht. Deine kleine Schwester ist ja genauso dran.“ „Ach die, die will ja eh am liebsten mit der Mama zu Hause sein, aber iiiiiich, ich will …“ „Ja, das versteh ich. Trotzdem geb ich meinen Enkeln Bescheid, dass sie erst mal nicht kommen sollen. Und wenn du wieder darfst, dann dürft ihr euch dafür direkt zum Spielen treffen. Ok?“ „Ooooookkkkkaaaiiii,“ mault das Nachbarsmädel, denn Geduld ist jetzt nicht so ihres.

Frauchen und Paula unterhalten sich natürlich auf dem Weg rein noch. Und eines ist klar. Quarantäne ist wirklich doof. Weil immer nur Zuhause bleiben ist auch irgendwann langweilig, auf einmal bellt Paula ganz aufgeregt. Ihr ist etwas eingefallen. Den ganzen Nachmittag ist sie im Garten mit Üben beschäftigt. Alle möglichen Kunststücke, manche hat sie schon seit Jahren nicht mehr probiert. Als dann alles wieder wie am Schnürchen klappt flitzt sie durch den Geheimgang in den Nachbarsgarten. Dort macht sie mit lautem Kläffen auf sich aufmerksam – schließlich sitzen alle Nachbarsmädels auf der Tribünen genannten Treppe, genau wie wenn sie selber eine Aufführung machen.

Und jetzt geht es los. Paula zeigt einen Trick nach dem anderen, bis auf den Salto klappt alles, und selbst da bekommt sie neben glockenhellem Gelächter donnernden Applaus. Nochmal muss sie springen, tanzen, hüpfen, sich drehen – und noch eine Zugabe, und von vorn. Jeden Nachmittag gibt Paula für die Quarantäne-Nachbarinnen Vorstellungen, so vergeht die Zeit um Flug. Schon ist der Tag des Freitestens gekommen, alle sind super aufgeregt, vor allem, weil gar nicht klar ist, wie die zwei Mädels getestet werden können. Eben ist die Mama mit den beiden losgefahren zum Testzentrum – Paula kann vor lauter Neugierde gar nicht dösen, unruhig läuft sie am Zaun auf und ab.

Da, endlich kommen sie zurück. Als das mittlere Nachbarsmädel Paula entdeckt zieht sich ein Strahlen von einem Ohr zum anderen und sie zeigt „Daumen hoch“. „Hurra, jiiipppiieeeh, ja, ja, ja,“ jubelt Paula mit den Mädels um die Wette. Frauchen bekommt das am Küchenfenster natürlich mit und kommt in den Garten. „Wie mich das freut, dass ihr nicht mehr in Quarantäne seid – ich geb gleich den Enkelkindern Bescheid, dann könnt ihr euch in den nächsten Tagen zum Spielen verabreden!“

Episode aus (m)einem Autofahrerleben (21): Fluchen

In meiner Familie scheint das Fluchen auf andere Verkehrsteilnehmer im Erbgut zu liegen. So erklär ich mir zumindest die Reaktion der bezaubernden Nichte, auf meine – zugegeben viele Worte umfassende – Schimpftirade am Samstag Abend. Wenn der vor mir aber auch nur im Weg rumsteht, statt vorwärts zu fahren. Ist doch wahr …

Worauf sie meinte: „Du fährst schooooon genauso gut, wie die Mama. Aber ihr schimpft auch gleich viel.“ Wie übrigens auch unser Vater. Und zumindest einer unserer Brüder …

Auf ihre Belehrung hin meinte ich nur, dass ich sie gerne an die Aussage vom überflüssigen Schimpfen erinnern werde, wenn sie dann mal den Führerschein hat und viel unterwegs ist. Hiermit passiert. Schließlich kann ja keiner voraussagen, ob ich das noch persönlich machen kann. (Auch ihr Kommentar, und recht hat sie, wer weiß, ob ich mich bis dahin noch aktiv erinnere, was wir so bequatschen, bin ja schon uralt … und die vielen „Verkehrsbehinderer“ auf meinen Wegen kosten viel Nerven und Energie 😉😊)

Nostalgiemoment: Unterwegs mit Opa

Immer im Herbst, vor allem an „goldenen Oktobertagen“, erlebe ich „meinen“ Nostalgiemoment. Ich sehe mich förmlich als Dreikäsehoch. An der Hand meines Opas. Wir zwei gemeinsam unterwegs, über den Feldweg erreichen wir die nahegelegenen Wälder. Und dann immer der Spürnase nach …

Ich kenne nur einen Großvater, der Vater meiner Mutter ist vor meiner Geburt verstorben. Das hat „mein“ Opa durch unzählige Kindheitserinnerungen aber mehr als wettgemacht. Anders als für seine anderen Enkelkinder war er für mich unwahrscheinlich präsent, wir zwei mochten uns und das war für ihn wohl eine hochwillkommene Gelegenheit, etwas mit der Enkeltochter zu unternehmen. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wieviel Spaß ich hatte, als Alibi. Denn tatsächlich war mir trotz meines Alters bewusst, dass er unsere Ausflüge der Oma gegenüber etwas anders darstellte, als das, was wir tatsächlich miteinander erlebt haben. 

Waren wir im Sommer stundenlang im Wald spazieren, so hieß das im Klartext, dass ich stundenlang im Planschbecken des nahegelegenen Schwimmbads sein durfte – er trank mit den anderen alten Herren unterm Sonnenschirm ein kühl(end)es Bier. Immer Weißbier, wehe, es gab keinen Schaum. Das Bild der Strohhüte und später auch Gehhilfen kann ich auf Knopfdruck in mir einschalten. 

Mit dem Auto wurden wir öfter einkaufen geschickt, das hat manchmal unerwartet lang gedauert, weil wir „noch weiter fahren mussten, weil die im Supermarkt kein Butterschmalz hatten …“. Und wir in echt in die Wirtschaft mussten, um eine Partie Karten zu spielen . Ich war übrigens immer die, die einspringen „musste“, wenn einer aufs Klo musste. Kein Wunder, dass ich schon früh ein leidenschaftlicher Kartenspieler und schlechter Verlierer war? 

Unvergessen eine Heimfahrt von der Wirtschaft, Opa hatte ein Bier zu viel – und ich meine erste Autofahrt, im gelben Audi der Großeltern, die Serpentinen den steilen Berg hinauf hab ich super gemeistert. Dumm war nur, dass die Oma uns beim Einfahren in den Hof gesehen hat … die hat ihm eine Standpauke gehalten, dass wir beide nur noch gezittert haben. Und uns verschwörerisch zu geblinzelt haben …

Die schönsten Stunden aber waren die herbstlichen Ausflüge in den Wald, selbst wenn der Plan ein ganz anderer war, wir haben immer Schwammerl gefunden. Und die konnten wir nicht den Schnecken zum Fraß überlassen. Also musste der Hut oder öfter auch mal eine Weste oder das Hemd vom Opa herhalten, um unsere Schätze heimzutragen. Und immer wusste er, welcher Vogel „das“ war, welcher Baum, welche Spuren …

Wenn ich heute durch den Wald gehe, hab ich immer ein Stück weit mich als Kind dabei, neugierig in alle Richtungen schauend. Und manchmal fällt mir sogar was ein, was der Opa damals gesagt hat … irgendwie habe ich sogar seine Stimme im Ohr, eine bunte Mischung aus den vielfältigen Stimmfärbungen meiner Onkel und meines Vaters, nur sein ganz besonderes Tenor-Timbre, das hat dann doch nur ihn ausgezeichnet. Kein Wunder, dass mir viele Jahre immer von der besonderen Singstimme meines Opas vorgeschwärmt wurde. An die kann ich mich nur leider nicht erinnern. Dafür, dass er immer vor sich hingepfiffen hat.

Meinen Nichten wünsche ich von Herzen, dass sie später auch das Bild von ihren Ausflügen mit ihrem Opa in ihren Herzen mit sich tragen dürfen.

Imme sammelt Nostalgiemomente: „Mach mit, teil deine Erinnerungen! Bei meiner Blogparade zum Thema Nostalgie geht es darum, von einer Kindheitserinnerung zu erzählen, an die du heute noch gerne denkst. Denn was gibt es Schöneres, als in den guten alten Zeiten zu schwelgen?“

Beobachtungen an einem heißen Sommerabend

Gestern Abend war es im Süden Bayerns heiß, stickig, das Gewitter hat sich langsam zusammengebraut. Auf dem Parkplatz des Supermarktes ging eine Frau mit ihren beiden kleinen Mädels zum Wagen, wo der Mann bereits wartete, die Türen und den Kofferraum weit aufgerissen, damit Luft ins Auto kam. Die Frau ließ ihre große Tochter, maximal 3 Jahre alt, den Kindereinkaufswagen mit sämtlichen Einkäufen schieben, sie schob das Kind – die Kleinere, noch nicht allzu sicher auf den Beinen, trabte unschlüssig hinterher. Die Mutter schimpfte-schimpfte-schimpfte ununterbrochen. Zu viel für das Kind? Wahrscheinlich, denn es steuerte das Wägelchen in einen Gulli, ein Rad blieb stecken, der Wagen mitsamt der Einkäufe kippte. Die Mutter schimpfte weiter, das Kind solle die Sachen einsammeln, aufheben und zurück in den Wagen werfen – währenddessen wollte ein Auto auf den Parkplatz, was nicht klappte, weil die kleinere Tochter ziellos herumlief. Unbeaufsichtigt von den Eltern, denn der zugehörige Mann beobachtete die Szene rauchend, ohne sich auf seine Familie zuzubewegen oder gar einzugreifen. Ich hab mich schützend vor die Kleine gestellt, was natürlich vom Kind ängstlich missverstanden wurde – dennoch, der Autofahrer kam vorbei, Gefahr gebannt. In der Zwischenzeit hatten Mutter und die Größere alles eingesammelt, es ging weiter zum Auto und dem wartenden Mann. Die Kleine torkelte erneut unbeaufsichtigt hinterher – ich konnte einen Autofahrer von der anderen Seite abbremsen. Puh, nix passiert. Ihre Mutter hat in der Zwischenzeit übrigens ununterbrochen weiter auf ihre ältere Tochter eingeschimpft, die, sobald die Eltern die Einkäufe im Auto verstauten, wie befreit davonhüpfte. Weit und breit kein Auto im Fahren, Rollen oder auch sonstiges, dennoch – bitte entschuldigt das Wort – brüllte die Mutter das Kind nieder. „Hier fahren Autos, das ist gefährlich – das habe ich dir schon hundert Millionen Mal gesagt …“ und so weiter und so weiter. Ich saß in der Zwischenzeit im Auto und wollte eigentlich losfahren. Nur leider stand wieder die Kleine beängstigend nahe an meiner Fahrstrecke. Insofern hab ich mir dann aus Solidarität mit die Schimpftiraden angehört – und bin erst losgefahren, als die Familie wohlbehalten aus der Parklücke und auf dem Heimweg war.