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Das mit den sprachlichen Mischungen

Der Bayer sagt kein „ne“, weder als Vereinung, noch als spielerische Version von „oder“, noch als Abkürzung von eine, noch als „nicht wahr“ … Und trotzdem habe ich Freitag abend aufmerksam hingehört, wie ein Bayer in meinem Alter, geboren und aufgewachsen in der Hallertau, studiert in Berlin, heute auf der ganzen Welt daheim, viele seiner Sätze mit einem durchaus bairisch eingefärbten „ne“ beendet hat. Und das ganz sicher als Teil der bairischen Sprache empfindet. Schon komisch, wie sich Sprache manchmal entwickelt, ne?

Bin übrigens Wiederholungstäter gewesen, habe einen Konzert-Kabarettabend zum zweiten Mal erlebt – dieses Mal etwas mehr auf Sprache und Inhalt fokussiert. Ist schließlich eine musikalische Lesung – die fast ohne Lyrik auskommt, einfach weil die Gedichte selbst den Verfasser nicht so richtig überzeugen konnten. Und hab den Abend erneut sehr genossen, was für wunderbare Musiker, dieser Andreas Martin Hofmeir und Guto Brihnoli. Und die ein oder andere Geschichte macht auch beim zweiten Zuhören einfach nur „keinen Aufwand“. Hat mir wieder sehr gut gefallen.

Darf ich Schokolade?

Auch an meinen Patenkindern bemerke ich hin und wieder, dass sich Sprache verändert. Für mich als Germanistin ganz schwierig: wenn da was fehlt. Also zum Beispiel ist „Kann ich Schokolade?“ oder „Darf ich Schokolade?“ kein vollständiger Satz. Ich warte immer, dass da noch was kommt. „Ich gehe Klo“ oder „Wir müssen Supermarkt“ ist für mich kein Deutsch. Könnte es aber in Zukunft mal werden? Sagt dieser Artikel, das sei Sprache im Wandel. Und dagegen kann man ja nun mal nichts machen. Wieviele englische Begriffe haben wir heute im ganz normalen Sprachgebrauch, vergleicht man das Deutsch aus Herrn Goethes Tagen, so ist ganz klar: Sprache ändert sich. Schon allein aus Gesprächen im Dialekt, denen ich hin und wieder lauschen darf, weiß ich ganz genau, wie überbewertet Verben oder Präpositionen sind. Und trotzdem muss es mir nicht gefallen. Und trotzdem kann ich versuchen, vollständige Sätze zu sprechen. Weil es so für mich einfach mehr Sinn macht. Und Punkt.