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Schreibprojekt 2021 – Momentaufnahme #3

Im Mitmachprojekt stellt Aequitas et Veritas die dritte Frage: Was ist gerade deine Alltagsoase? Was hilft dir, innerlich (wieder) zur Ruhe zu kommen?

Ich hab schon ein paar recht interessante Beiträge gesehen, viel hat mit einem festen Platz oder Routine zu tun. In meinem Fall ist es in den letzten Wochen tatsächlich eine Kombination, denn es hat einmal mit einem „Ort“ zu tun, andererseits geht es aber um einen festen „Ablauf“: mein Ruhepunkt ist das Öffnen eines Fensters.

Ich habe das Lüften als kleines Ritual in meinen Tag eingebaut. Jede Stunde öffne ich beide Fensterflügel weit. Damit beginne ich sehr früh am Morgen, sobald es hell ist. Und das ziehe ich durch bis zum Sonnenuntergang bzw. bis es dunkel wird. Jedes Mal bleibe ich stehen und atme. Ein paar Minuten lang. Bewusst. Ich zähle langsam bis 7, dann atme ich genau so lange aus. Ruhig, mit offenen Augen für alles Schöne, was da ist.

Ok, dummerweise kommt es manchmal vor, dass das, was draußen zu sehen ist, soooo schön ist, dass ich losrenne, um die Kamera zu holen. Aber: auch das ist für mich ja durchaus erholsam 😉

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Sonntagsfreude: Thomasnacht

Heute haben wir die längste Nacht des Jahres 2020, morgen den kürzesten Tag – schon ab Dienstag werden die Tage wieder jeden Tag ein kleines bisschen länger. Für 2020 hab ich mir vorgenommen, schon mit der Thomasnacht in die Rauhnächte zu starten. Mein Körper ist mit viel Schlaf und vor allem träumerischen Nächten ohnehin schon mittendrin –

Vielleicht nicht verkehrt, das Jahr und alles, was war, bewusst abzuschließen? Ich orientiere mich an ein paar der alten Rituale. Mein Ziel ist, zur Ruhe zu kommen und mich zu entspannen. Damit im Inneren wieder etwas mehr Frieden und Klarheit einkehren. Einen Versuch ist es wert, mit weniger ins neue Jahr zu starten …

Wintergefühle im Mai

Bevor ich mich gedanklich auf die zweite kalte Veranstaltung in diesem Mai am kommenden Wochenende vorbereite denke ich kurz an die erste zurück, die Kommunion der bezaubernden Nichte letzten Sonntag. Und halte fest, dass um die Null Grad einfach zu winterlich ist. Für Mai. Dass das einer 8jährigen, der ihr Outfit im Unterschied zu den anderen ja „eigentlich total egal“ ist, vollkommen schnurz ist, wurde am Vorabend des großen Tages dann doch sehr deutlich. Als Mutter und Tante beratschlagten wie man das frühlingshafte Kleidchen etwas temperaturtauglich unterfüttern könnte … dass die Mama doch eine perfekte Lösung gefunden hat wurde erst mal lautstark in Frage gestellt. Nach einer Nacht drüber schlafen: okeeeee, na gut, von mir aus … aber zum Essen zieh ich das aus.

Der Sonntag startete für alle trotz brrrr-kalt entspannt, nur die Patentante stand viel zu früh müde und frierend auf der Terrasse. Um frische Blumen in den Buchskranz zu binden. Ja, das war eine kurzfristige Idee. Man könnte fast sagen: last minute. Und auch gar nicht so einfach, überhaupt passende Blütenköpfe zu finden (haltbar, nicht zu klein, nicht zu groß, zum Glück hatte die heimische Gärtnerei des Vertrauens noch die Möglichkeit, eine Bestellung für uns abzugeben …)

Auf dem Weg in die Kirche haben Patentante und Patenkind sich darauf geeinigt, dass die Tante im Zweifel die kleine Schwester entertaint, damit die Eltern nichts verpassen. Und das hat wunderbar geklappt. Ebenso wie das vorher Eingeübte im Gottesdienst wie am Schnürchen lief – und die nicht geübte Fürbitte durfte sowieso abgelesen werden. Der Buchskranz blieb auf dem Kopf – und dass die Hostie nicht schmeckt hat hoffentlich auch keinen überrascht.

Anschließend gabs im Restaurant das gewünschte Schäufele fürs Kommunionkind – daheim reichlich Geschenke und Erdbeerkuchen (sogar in Herzform von der Oma). Und wie es so ist: der Tag verfliegt, zum Glück war die große Cousine auch kurz für einen Rückzug ins Kinderzimmer zu bewegen. Und am Abend gabs als krönenden Abschluss eine Gewinnerrunde Mensch ärgere dich nicht mit der Oma –

Mein persönliches Fazit: Nichte 2.0 und ich beginnen, eigene Geschichten zu zweit zu erleben. Die sind teilweise ähnlich, dann auch manchmal ganz anders. Während die große Schwester in der Kirche war sind wir über den Spielplatz getobt, haben eine Katze dabei gestört, ein Vogelnest zu Räubern und haben uns mit zwei bezaubernden Hunden angefreundet. Trotzdem haben wir die große Schwester in der Kirche bewundert, nach zu viel Fan-Rufen für Nini aber draußen gewartet – und „wir“ haben nich geweint, als der Pfarrer nach dem Gottesdienst mit dem Finger ein Kreuz auf unsere Stirn gezeichnet hat. Besonders stolz sind „wir“ über das erste alleine geklappte Mittagsschlafritual von Nichte-Tante – halleluja!

Achso, seitdem werde ich selbstverständlich sehr vermisst, bekomme täglich Nachrichten und Anrufe mit Statusberichten. Und stellt euch vor: heute saß ein Reiher auf dem Dach der Nichten. Habe natürlich ein Bild bekommen – und ja, da bin ich neidisch. Ich freu mich ja über jeden Reiher, und auf meinem Dach saß noch keiner.

Familiengeschichten: Grillen

Grillen ist in unserer Familie so eine Sache: Wir „Kinder“ lieben es, meine Eltern mögen gern Gegrilltes essen, aber der Aufwand, bis der Grill angeheizt ist und bis das dann alles fertig ist … aber trotzdem: hin und wieder grillen wir. Und wenn, dann aber richtig. Denkt zumindest meine Mutter.

Anstatt also an die Leichtigkeit des Grillens zu denken, beginnt sie, in Massen zu planen. Rechnet pro Mitesser Portionen, die schlicht nicht zu bewältigen sind, auch für gute Esser. Dass viel übrig bleibt und dass das an der Vorbereitung von zu viel liegt, das mag sie dann aber immer nicht so recht akzeptieren bzw. argumentiert dann immer sehr unsachlich, dass das bei anderen ja auch so sei …

Kürzlich habe ich mich durchgesetzt und es gab keinen zusätzlichen Kartoffelsalat als Sättigungsbeilage. Meine Brüder und mein Vater haben wie so oft dann das viel zu viel an Fleisch aufgegessen, damit es eben nicht übrig bleibt. Allerdings unter lautem Protest. Ihr egal, „hab ich ja gleich gesagt, dass es nicht reichen wird, hätt ich doch bloß den Kartoffelsalat gemacht.“

PS: mein Schwager, angeheiratet, grillt ja Sommer wie Winter. Am liebsten täglich. Mit einem Gasgrill, für Profis, versteht sich. Und das muss dann sogar meine Mama neidlos anerkennen, dass er, wohl weil so oft, die Portionen recht gut schätzt – weniger Masse, dafür Klasse, oft Fisch und Käse.