Schlagwort-Archive: publikum

Sonntagsfreude: Ganz schön gut

Auch wenn intensive Zeiten immer pickepacke voll sind und man das Gefühl hat, nicht mehr wirklich Bodenhaftung zu haben: das Leben mit allen Sinnen zu spüren, das ist es doch, das sind die guten Zeiten. An die wir in nicht so guten lächelnd zurückdenken.

Diese Woche war sehr intensiv, bis oben voll mit Aktivitäten, unterwegs sein, erleben, aufsaugen. Sonntag mit meiner alten Sänger-Freundin, ihr zuhören, mit ihr gemeinsam analysieren, wo sie steht, wie ihre Gefühlslage ist. Sushi essen gehen, danach im Theater mit großen, leuchtenden Kinderaugen staunen, uns von Peterchens Mondfahrt für ein paar Stunden aus der Erwachsenen-Welt verabschieden. Danach so wunderbar mit unserem alten Freund, wegen dem wir schließlich da waren, reden, über alte und neue Zeiten, dabei die Zeit vergessen.

www.youtube.com/watch

Die Arbeitstage der Woche waren angefüllt mit Gesprächen über meine berufliche Zukunft, das schlaucht. Sich immer im besten Licht präsentieren, obwohl das potentielle Arbeitgeber nicht tun … trotzdem ist auch das wegweisend und hilft mir, die hoffentlich richtigen Entscheidungen zu treffen.

Der Ausflugstag nach spontan Kufstein mit der so viel mehr als Konzertfreundin war auch deshalb toll, weil meine beginnende Erkältung durch Kurkuma und Frischluft nicht gar so Entfaltungspotential bekommen hat. Ich komme wohl mit Hals-Aua, etwas lätschig-malad und sexy-heiserer Stimme davon.

Gestern waren wir zwei Konzertfreundinnen auf dem ersten Freisinger Uferlos Winterwunder Festival – haben uns in die Musiker und das Publikum verliebt …

Und heute mach ich mich durch den Nebel auf den Weg zu den Nichten, da soll der Himmel blauweiß sein. Und sie vermissen mich jetzt „langsam schon sehr“. Zudem müssen wir die Partyvorbereitungen für den bevorstehenden 8. Geburtstag der bezaubernden Nichte besprechen, sie feiert zum ersten Mal mit potentiellen neuen Freunden im neuen Zuhause, das ist neu und aufregend …

„Am Sonntag einen Blick auf die vergangene Woche richten: Bild(er), Worte, Gedanken… die ein Lächeln ins Gesicht zaubern, einfach gut tun oder ohne große Erklärung schlicht und einfach eine Sonntagsfreude sind.“ Leider hat Rita das schöne Projekt Sonntagsfreude eingestellt, ich teile meine persönliche weiter mit euch, denn mir geht es um den ursprünglich von Maria ins Leben gerufenen Gedanken – sich liebevoll an die vergangene Woche erinnern, nicht immer gleich zur Tagesordnung übergehen, sondern die kleinen Glücksmomente einfangen, um sich auch später daran zu erinnern.

Theaterfreu(n)de

Wenn ein langjähriger Freund Theater spielt und es sich terminlich ergibt, dann kehrt Frau (statt in den sonst in Freising üblichen Asamsaal) an zweckentfremdete Stätten ihrer Jugend zurück: für die Dauer des mehrjährigen Umbaus ist in der Luitpoldhalle eine Konstruktion geschaffen worden, die zwar anders, aber doch sehr funktional für die Laienbühne ist. So wurde ich für einen Abend in „eine kleine, verträumte Kleinstadt ins Königlich Bayerische Amtsgericht“ versetzt. Und da merkt man mal wieder: jede Rolle lebt von ihrem Darsteller, vom pflichterfüllten Wachtmeister über die gstandene Wirtin, vom naiven Dirndl hin zur tratschenden Pfarrersköchin, vom pfiffigen Totengräber bis hin zum rechtssprechenden Amtsgerichtsrat. Wie auch bei der bayerischen Kultserie nach einer Idee von Georg Lohmeier ist die bairische Gerechtigkeit manchmal nicht für alle Beteiligten fair, aber immer für ein paar Lacher gut.

Mein Highlight des Abends: ein gnadenloser Regisseur. Nachdem eine seiner Mitspielerinnen vorher im Stück ihren Schlusssatz gründlich versemmelt hatte bekam sie nach dem Schlussapplaus auf seine Veranlassung hin die Chance, ihre Pointe aus dem Leichenbitter jetzt korrekt zu wiederholen. Auf die Frage, warum sie ihren Mann dazu angestiftet hat, einen falschen Sterbefall zu verkünden, wo es doch ein Leichtes gewesen wäre, eine Hochzeit zu erfinden, antwortet sie also resigniert im Kontext: „Oh mei, Herr Rat: dass einer stirbt, das glaubt ihnen ein jeder, aber dass einer so dumm ist und heiratet – das glaubt Ihnen nicht ein jeder …“.

Hat sie bravourös gemeistert, wobei sie auch sonst die Lacher auf ihrer Seite gehabt hätte, denn wie heißt es so schön im Abspann zum Königlich Bayerischen Amtsgericht, wenn sich alle mit einer Mass frisch gezapftem Bier versöhnen: „…auf die Guillotin hat unser Herr Rat eh niemanden geschickt.“

Rockoper in München

Wenn mir eines nicht bewusst war, dass die Ballade „I Don’t Know How to Love Him“ aus „Jesus Christ Superstar“ stammt, umso größer war meine Gänsehaut, als die bezaubernde Maria Magdalena ihre Gefühle für Jesus besang. Jetzt hab ich genau dieses Stück selbst so oft gesungen und den Kontext wirklich immer anders interpretiert … Ja, ein Theaterbesuch kann lehrreich sein. Ich muss auch gestehen, dass ich Andrew Lloyd Webbers Musical-Welterfolg bislang nicht kannte. Der Leidensweg Christie also – Unterhaltungen im Foyer zufolge bin ich nicht die einzige, die gedanklich Vergleiche mit der Oberammergauer Passion anstellt. Kein Wunder, auch diese Inszenierung spielt mit der Macht des Bildes, beim Einzug nach Jerusalem tanzen die Jünger und sogar ein Kinderchor aus der Nachbarschaft rund um den Messias-Superstar, die Nacht auf dem Ölberg zeichnet ihn ganz allein mit all seinen Zweifeln. Erneut ein wahres Wunder, dass das Bühnenbild mit all seinen Facetten auf die vergleichsweise kleine Bühne des Deutschen Theaters passt. Musikalisch hat mich der Abend sehr an die donnernden Rockbands der wilden 70er erinnert, die Sänger beherrschen die lauten Töne ebenso wie leise Balladen. So kreischt Hauptdarsteller Glenn Carter die Händler sehr schrill aus dem Tempel, um ein paar Takte später sehr weich über seine Zweifel zu singen. Für seinen lang ausgehaltenen Ton gabs sogar Szenenapplaus …

Musikalisch haben mich „Everything’s Alright“ und „Could we start again please“ sehr beeindruckt, wunderschön, wie die Stimmen von Rebekah Lowings und vermutlich Carl Lindquist miteinander verschmelzen, auch der tiefe Bass von Steve Fortune als Hoherpriester Cajaphas hat mir richtig gut gefallen. Auch dem Orchester hat es hörbar Spaß gemacht, der Ton war mir nur passagenweise zu donnernd, also schlicht zu laut. Gesungen wird übrigens auf Englisch, eine Kurzzusammenfassung wird auf Deutsch eingeblendet, davon hab ich mich aber schnell gelöst. Denn was passiert ist ja bekannt.

Und dann sitz ich so auf meinem Platz und beobachte das Publikum um mich rum, scheint, als ob ganze Schulklassen da sind? Und muss doch schmunzeln und an meine eigene Teenagerzeit zurückdenken. Ja, in dem Alter hätte ich auch den am Coolsten gefunden, der die Wartezeit mit einem pinken Riesenkopfhörer an seinem auch etwas überdimensionierten Smartphone überbrückt. Und der in der Pause Fastfood für alle besorgen geht, obwohl ich mich auch im tadelnden „Ehrlich, das ist scheiße, hier jetzt essen, so. Wir essen nach der Vorstellung, klar?!!!“ wiedererkenne. Neben mir hat eine Dame im Großmutteralter diese Szene beobachtet und musste genauso in sich hineingrinsen. Schön, so ein Abend im Theatersaal, egal, wie alt man ist. 

Übrigens: die Rockoper läuft noch bis 24. April im Deutschen Theater. Am 18. April gibt es sogar Führungen hinter die Bühne.

Königlich Bayerisches Amtsgericht

Meine „kleine“ Wochenendfreude: habe auf Youtube 52 Folgen von Georg Lohmeyers „Königlich Bayerisches Amtsgericht“ entdeckt. Das sind 52 mal ca. 24 Minuten feinstes Entertainment für mich. Schon, wenn Gustl Bayrhammers Stimme erklingt: „Es war eine liebe Zeit, die gute alte Zeit vor anno 14. In Bayern gleich gar. Damals hat noch Seine Königliche Hoheit der Herr Prinzregent regiert, ein kunstsinniger Monarch. Denn der König war schwermütig. Das Bier war noch dunkel, die Menschen warn typisch; die Burschen schneidig, die Dirndl sittsam und die Honoratioren ein bisserl vornehm und ein bisserl leger. Es war halt noch vieles in Ordnung damals. Denn für Ordnung und Ruhe sorgte die Gendarmerie und für die Gerechtigkeit das Königliche Amtsgericht.“ Herrlich, wie der Herr Rat, Amtsgerichtsrat Alois Stierhammer, dann Fall für Fall ernst nimmt, Recht von Unrecht trennt – und trotzdem immer rechtzeitig zum Essen kommt. Und die frische Maß ist auch schon eingeschenkt.

Ob es wirklich so verträumt war, wie es scheint? In der bairischen Kleinstadt um die Jahrhundertwende? Ob die Bürger der Stadt und die Bauern der Umgebung wirklich so oft vors Königlich Bayerische Amtsgericht gezogen sind, um ihr gutes Recht zu bekommen? Auch wenn die bayerische Gerechtigkeit etwas persifliert wird, ein Stück weit zeigt die Serie ganz bestimmt was vom Leben in Bayern vor 100 Jahren. Und an Schauspielern ist alles zu sehen, was in Bayern Rang und Namen hat. Für mich Kult, freu mich, mal in Reihe von 1 bis 52 zu schauen.

<iframe width=“560″ height=“315″ src=“https://www.youtube.com/embed/NPF3so0Kmfc?list=PL9twIQkg1fV3GbunENthId_0NcpPyOUni&#8220; frameborder=“0″ allowfullscreen>