
„Positiv zu bleiben bedeutet nicht, dass die Dinge immer funktionieren werden. Vielmehr ist es das Wissen, dass es dir gut gehen wird, egal wie es ausgeht.” (Garth Ennis)
Wer selbst keine Kinder hat gilt in Sachen Erziehung und Familiendinge ja oft als Außenseiter. Dabei sind „Nicht-Beteiligte“ manchmal auch gar nicht so schlecht, um die Situation von außen klarer und mit Abstand zu sehen. Und eben nicht aus einer dauerhaft angespannten Gesamtsituation heraus kleiner oder größer zu machen, als sie eigentlich ist?
Eines kann ich – auch aus meiner selbsterlebten Kindheit heraus – klar sagen: ein Kind muss spüren, dass die Eltern es kompromisslos gern haben. Egal, was passiert. Immer. Und auch dann hinter mir stehen, wenn ich nicht dem entspreche, was von mir erwartet wird. Mich begleiten, an meiner Seite, vor oder hinter mir. Aber auf alle Fälle bei mir – mit mir.
Ich mag es, wenn alle Familienmitglieder einander wertschätzen. Auch oder eigentlich sogar gerade, wenn Anspannung da ist. Wenn etwas nicht so gut klappt. Wenn das Miteinander schwierig wird. Genau dann darf groß und klein auch mal sagen: „Ich mag nicht oder finde nicht ok, wie das war. Beim nächsten Mal würde ich mir wünschen, dass es anders/besser/ … wird.“ Öfter mal Danke sagen und nichts als selbstverständlich nehmen find ich auch wichtig, Ebenso wie ich glaube, dass Kinder und Eltern sich immer wieder sagen sollten, wie gern sie sich haben.
Du bist mir wichtig. Ich bin stolz auf dich. Du bist Besonders. Für mich. Ich bin froh, dich zu haben. Ich hab dich gerne um mich und mag unser Leben als Familie.
Ich finde nichts schlimmer, als von einem Kind die Vermutung zu hören, dass die Eltern es nicht oder nicht mehr lieb haben. Vor allem, weil es ja niemals nicht stimmt. Im Gegenteil. Aber die, die wir am meisten lieben, können wir auch am meisten verletzen …
Gestern, 24 Stunden in der Stadt, passiert mir ja tatsächlich selten. Morgens zum Freudinnenfrühstück, dann ein kleiner Spaziergang über die Isar in die Stadt. Das schöne Wetter für Herbststimmung im Nymphenburger Park genutzt.
Am Abend der Sonne beim Untergehen zugesehen, mit anderen, die es sich auf der Hackerbrücke bequem gemacht haben.
Um dann in bester Gesellschaft mit der Konzertfreundin den Circus Krone zu besuchen. Aus Überzeugung kein Zirkusprogramm. Zauber statt Akrobatik. Wir wollten der wunderbaren stillen Poetin, der Wortkünstlerin wieder begegnen, die uns alle vor ein paar Jahren so abgeholt hat, „Eines Tages, Baby, werden wir alt sein, oh Baby, werden wir alt sein und an all die Geschichten denken, die wir hätten erzählen können.“
Julia wieder „treffen“, ihren Gedichten zu lauschen, war Literaturgenuss pur. Die neuen Texte haben Tiefgang, holen mich gedanklich ab, lassen Bilder entstehen und vermitteln neben all der Nachdenklichkeit immer eine so positive Enstellung zum Leben. Es macht große Freude, mit Julia zu denken. Das Musikprogramm ist nicht meines gewesen – mit Ausnahme des Gangsterraps, der durch die geniale Reihung von Anglizismen von A bis Z so gerockt hat … wie gut, dass Oma und Opa der Künstlerin wie die gesamte Familie als Ratgeber 50prozentiges ok gegeben haben – habe mich aber mit der sympathischen Künstlerin sehr gefreut, dass so viele Zuhörer mit ihr getanzt haben.
Mein Gänsehautmoment des Abends war übrigens nicht Konfetti, und die Möglichkeit, ein paar Wünsche ans Universum zu schicken, sondern ganz klar Grapefruit.
„…. Komm, wir machen mal das Fenster auf, das Radio laut. Lass frischen Wind herein und alle alten Zweifel heraus. Wenn du fest daran glaubst, dann wirst du glücklich. Und heute gibt es Grapefruit zum Frühstück … Und all die schönen Dinge auf der Welt – das kann kein Zufall sein, Da hat es Mutter Erde mit uns Menschen ganz schön gut gemeint. Zeit vergeht zu schnell, um den Gedankenmonstern zu verfall’n. Und was du von dir hältst, das entscheidest immer du allein. Und Umarmung’n und Blum’n und im Sommer Regenduschen. Guck mal: schwimmen, atmen, lesen, schlafen, Freunde und Momentaufnahm’n, lieben, lachen, kochen, tanzen. Weihnachten – wie nice das ist!Und dann auch noch begreifen, dass du deine eig’ne Heimat bist. Und dann noch sing’n, und wir beide in der Küche. Und noch Coldplay, und vor allem Grapefruit zum Frühstück …“
Passt irgendwie so gut, zum Leben. Zu allem. Bin zwischenzeitlich auf dem Land, freu mich auf einen erholsamen Sonntagsspaziergang in der menschenleeren Hallertau. Und lasse meine morgendlichen tierischen Begegnungen unterwegs Revue passieren: Greifvögel auf ihrem Jagdstreifzug, V-Gänseformationen auf dem jährlichen Weg in den warmen Süden, mehr als 10 weiße Kraniche bei der Rast auf der grünen Wiese (direkt neben der Autobahn …), Hunde mit ihren menschlichen Versorgern, Katzen – und leider auch ein Fuchs, leblos, wie schlafend, am Fahrbahnrand …
Auf morgen freu ich mich übrigens sehr, denn: es gibt eine klitzekleine Änderung, die mein Arbeitsleben „leichter“ macht. Der Montag ist ab sofort Homeoffcetag, ich spare mir einen Tag Fahrerei, das sind 120 Kilometer weniger pro Woche, 480 pro Monat, macht ca 5.000 weniger pro Jahr. 2 Stunden pro Woche, 8 pro Monat, 96 pro Jahr. Ich freu mich so aufs bewusste Kilometersparen und die geschenkten Stunden …
„Am Sonntag einen Blick auf die vergangene Woche richten: Bild(er), Worte, Gedanken… die ein Lächeln ins Gesicht zaubern, einfach gut tun oder ohne große Erklärung schlicht und einfach eine Sonntagsfreude sind.“ Leider hat Rita das schöne Projekt Sonntagsfreude eingestellt, ich teile meine persönliche weiter mit euch, denn mir geht es um den ursprünglich von Maria ins Leben gerufenen Gedanken – sich liebevoll an die vergangene Woche erinnern, nicht immer gleich zur Tagesordnung übergehen, sondern die kleinen Glücksmomente einfangen, um sich auch später daran zu erinnern.
„Eine weise Frau verließ niemals das Haus, ohne sich zuvor eine Hand voll getrocknete Erbsen in die Tasche zu stecken. Sie tat dies nicht, um sie später zu kauen. Nein, sie nahm sie mit, um so die schönen Momente des Tages bewusster wahrzunehmen und um sie besser zählen zu können. Für jeden positiven Moment, den sie tagsüber erlebte – zum Beispiel einen fröhlichen Plausch auf der Straße, das Lachen von Kindern, ein köstliches Mahl, einen schattigen Platz in der Mittagshitze, einen Moment der Stille, ein Glas guten Weines, eine duftende Blume – für alles, was die Sinne und das Herz erfreute, ließ sie eine Erbse in einen kleinen Beutel wandern. Manchmal waren es gleich zwei oder drei Erbsen … Abends saß sie dann zu Hause, leerte den Beutel und zählte die Erbsen. Sie erinnerte sich daran, wie viel Schönes ihr an diesem Tag widerfahren war und freute sich darüber. Sie zelebrierte diese Minuten und stellte täglich aufs Neue fest, dass jeder Tag ihr schöne Augenblicke beschert hatte. Es hatte sich gelohnt, ihn zu leben – und sie schlief zufrieden und glücklich ein.“ (Verfasser unbekannt)
Ich wünsch euch allen ein schönes Wochenende mit etwas Zeit, die besonderen Momente bewusst wahrzunehmen – und wer kein Erbsenzähler werden möchte, mir fallen noch unzählige Möglichkeiten ein, sich abends rückblickend über die schönen Erlebnisse des Tages zu freuen 🙂