Schlagwort-Archive: partnerschaft

Spruch zum Wochenende: Vertrauen

Franz Grillparzer hat vor Zeiten geschrieben:

Jeder Irrtum hat drei Stufen: Auf der ersten wird er ins Leben gerufen, auf der zweiten will man ihn nicht eingestehen, auf der dritten macht nichts ihn ungeschehen.

Eine Freundin erlebt einen Beziehungs-Wiederholungsvertrauensbruch. Im aktuellen Fall fehlt Stufe 1, denn aus den Erfahrungen vor rund einem Jahrzehnt kann ihr Partner das nicht zufällig getan haben. Im Gegenteil: Er hat das Spiel, den Kontakt zu der anderen Frau, wieder aufgenommen, wohlwissend riskiert, sie zu hintergehen und zu verletzen – und damit seine Beziehung und die Familie zu zerstören … Die zweite Stufe läuft gerade – alle wollen einfach nur zurück in die Normalität. Wenn da nicht die 3. Stufe wäre. Denn wie Bitteschön soll man eine Wiederholung ungeschehen machen? Und in jeder Zweierbeziehung ist ein Dritter schlicht einer zu viel …

Grad versuchen 2 zum 2. Mal, etwas ungeschehen zu machen. Was sie verursacht haben. Was viele andere verletzt. Was viel zu viele klare Grenzen überschritten hat. Und beide wollen jetzt nur aus der unangenehmen Situation raus … in die sie nicht nur sich, sondern all ihre Liebsten, gebracht haben. Die sollen jetzt Bitteschön verzeihen. Und wieder normal sein. Und vergessen. Zum wiederholten Mal? Ganz ehrlich: ich mag es, zu vertrauen. Aber im konkreten Fall hab ich berechtigte Zweifel …

– Da muss ich jetzt ein paar große Zeilen Abstand schaffen. Luft rauslassen. –

Denn es darf auch anders sein: Umso schöner, dass ich gestern mit der besten Freundin in ihren Hochzeitstag reinfeiern durfte – umso schöner, dass meine Trauzeuginnenpflichten mir in dem Fall ein Lächeln schenken. Und mich zum Schmunzeln bringen: der Ehemann hat das Ehepaar zum Hochzeitstag als Team zu einem sportlichen Wettbewerb angemeldet. Und überlesen, dass das für seine Frau bedeutet, alle Disziplinen mit den für Männern geltenden Regeln, also extra viel Gewicht und der extra-große Medizinball und so, zu absolvieren. Sie wird ihr Bestes geben, keine Frage – und den Rest erledigt ihr Team- und Lebenspartner. Und danach feiern sie das Leben und die Liebe. Und genießen voll Vertrauen aufeinander und zueinander das kleine große Glück.

Spruch zum Wochenende: Liebe

Keine Symbole … Sondern eine liebevolle und gleichberechtigte Partnerschaft. Auf einem Fundament, das auf Zuneigung, Freundschaft und Vertrauen basiert und mit einem lebendigen Alltag voll gemeinsamen Erlebnissen, Lachen und Miteinander gefüllt wird. Einfach, nachhaltig, ganzheitlich. Frei nach dem Motto:

„Liebe ist nicht das, was man erwartet zu bekommen, sondern das, was man bereit ist zu geben.“ (Katharine Hepburn)

Familiengeschichten: Filmstoff

Gibt ja so Filme, da zweifelt man als Zuschauer, ob der Stoff nicht schlicht zu unrealistisch ist. Und dann passiert das Leben – und alles wird relativ.

Vor einigen Monaten gabs in der Familie zwei Trennungen – zeitgleich. Eine Cousine, ein Cousin, Geschwister, wieder auf dem Singlemarkt. Klar wurde in der Familie etwas spekuliert. Aber, na ja, man kennt sich. Ist ja auch nicht die erste Trennung in unserem Cousinen-Cousin-Netzwerk. Im Gegenteil. Dann hörte ich aus dem Freundeskreis ein paar Gerüchte. Komisch. Absurd. Mittlerweile bestätigt. Der Mann meiner Cousine lebt seit einigen Wochen glücklich mit der Frau meines Cousins. Bleibt irgendwie alles in der Familie? Oder zumindest bleiben die gewohnten Protagonisten. In neuen Rollen.
Und so auf einen Blick scheinen – bis auf meine Tante, die übrigens auch nur auf die von ihr jetzt nur noch Schlampe genannte Schwiegertochter sauer ist, die den braven und sicherlich auch nicht ganz ohne Einverständns involvierten Schwiegersohn verführt hat – kommen alle mit der Situation bestens klar.

Sollte das jetzt jemand verfilmen wollen: das Ende ist halt eher unspektakulär, irgendwie so Happy End à la Hollywood? 🙂

Experiment: So schnell sind zwei zu verlieben?

Nicht nur die Medien sind voll von dieser „Methode“, auch die Gespräche in meinem privaten Umfeld drehen sich in den letzten Tagen um das 36-Fragen-Experiment von Dr. Arthur Aaron aus den 70ern bzw. den aktuellen Selbstversuch von Mandy Len Cantron in der NY Times: wenn 2 sich auf Grundlage dieser Gesprächsgrundlage begegen sollen sie sich unweigerlich ineinander verlieben … Gestern abend, ein Fest mit Menschen, von denen mindestens die Hälfte unkonventionell lebt. Und ein Großteil laut eigener Beteuerung nicht nach einem Partner sucht. Trotzdem wurde äußerst motiviert darüber diskutiert, ob das Experiment bei jedem funktioniert, ob das Verlieben unweigerlich passiert, ob es auch funktioniert, wenn die 2 Teilnehmer vielleicht anderweitig glücklich gebunden sind – und noch einiges mehr. Klar, dass ich mich heute gedanklich damit auseinandersetze. Da ich vorher nur oberflächlich gelesen hatte habe ich den Test heute für mich „durchgespielt“:

Die „Instructions“ machen deutlich, dass es darum geht, sich zwischenmenschlich nahe zu kommen. Bedingung für die beiden Teilnehmer sei, sich auf die entstehende Nähe zum unbekannten Gegenüber einzulassen, indem man teilt.  Sich offen und ehrlich austauschen. Laut Spielregeln müssen beide etwa eine Stunde Zeit investieren, um Fragen zu beantworten, die Auskunft über die eigenen Erfahrungen mit einer nahen Partnerschaft geben. Es gibt 3 „Teile“ mit Fragen oder Aufgaben, die in der Reihenfolge abwechselnd beantwortet werden sollen. Je ein Teilnehmer liest eine Frage vor und antwortet, dann hört er aufmerksam zu, wenn der andere antwortet. So entsteht ein intensiver Austasch. Die Teilnehmer sollen alle Aufgaben in der Reihenfolge erledigen, nichts austauschen, nichts überspringen. Und sich ausreichend Zeit für Gedanken und Antworten nehmen. Und sich danach mehrere Minuten tief in die Augen schauen.

Teil 1 sorgt unmittelbar für Nähe, ist aber noch unverfänglich genug, dass keiner dem anderen zu früh  „zu nahe“ treten kann:

1.) Mit welchem lebenden Menschen hättest du gerne ein Verrabredung zum Essen, wenn du frei wählen kannst? 2.) Wärst du gerne berühmt? Wofür? 3.) Legst Du dir deine Worte zurecht, bevor du mit jemandem telefonierst? Warum tust du das? 4.) Was macht für dich einen „perfekten“ Tag aus? 5.) Wann hast du zum letzten Mal für dich selbst gesungen? Und wann für jemand anderen? 6.) Wenn du 90 Jahre alt werden könntest, was würdest du für die letzten 60 Jahre lieber haben: Den Körper oder den Geist eines 30jährigen? 7.) Hast du eine Vermutung, wie du mal sterben wirst? 8.) Nenne 3 Dinge, die dein Gegenüber und du deiner Meinung nach gemeinsam habt. 9.) Wofür in deinem Leben bist du besonders dankbar? 10.) Wenn du verändern könntest, wie du erzogen wurdest, was wäre das? 11.) Du hast 4 Minuten Zeit, um deinem Gegenüber deine Lebensgeschichte mit möglichst vielen Details zu erzählen. 12.) Wenn du morgen mit einer zusätzlichen Eigenschaft oder Fähigkeit aufwachen könntest, welche sollte das?

Teil 2 wird intensiver, wie in jedem guten Austausch habe ich mich als Teilnehmer daran gewöhnt, dass wir uns beide einer Frage nähern, jeder auf seine Art. Ich habe bereits das Vertrauen gefasst, mich zu öffnen:

13.) Eine Zauberkugel verrät dir die Wahrheit über dich, dein Leben, die Zukunft oder etwas anderes, was möchtest du wissen? 14.) Gibt es etwas, das du schon lange mal tun wolltest? Warum hast du dir den Traum noch nicht erfüllt? 15.) Was war bisher der größte Erfolg in deinem Leben?  16.) Was ist dir in einer Freundschaft am wichtigsten?  17.) Was ist deine liebste Erinnerung? 18.) Was ist deine schrecklichste Erinnerung? 19.) Wenn du wüsstest, dass du in einem Jahr stirbst, würdest du etwas an deinem jetzigen Leben ändern? Warum?  20.) Was bedeutet Freundschaft für dich? 21.) Welche Rolle spielen Liebe und Zuneigung in deinem Leben? 22.) Nennt jetzt abwechselnd eine positive Charaktereigenschaft, von der ihr glaubt, dass sie euer Gegenüber besitzt. Macht dies fünf Mal. 23.) Wie eng und herzlich geht es in deiner Familie zu? Glaubst du, dass deine Kindheit glücklicher war, als die anderer Menschen? 24.) Wie ist deine Beziehung zu deiner Mutter?

Logischerweise festigt Teil 3 das gefasste Vertrauen, vom Ich nähere ich mich einem Wir an, das aufgebaute Vertrauen wird noch erweitert. Und die Themen werden noch persönlicher, das Gegenüber darf mich begleiten.

25.) Denkt euch drei wahre „Wir“-Aussagen aus. Zum Beispiel: „Wir sind beide in diesem Raum und fühlen uns …“. 26.) Vervollständige bitte: „Ich wünschte, ich hätte jemanden, dem ich erzählen könnte…“. 27.) Bevor dein Gegenüber ein enger Freund werden könnte, was müsste er/sie unbedingt von dir wissen? 28.) Sag deinem Gegenüber, was du an ihm/ihr magst. Sei dabei ehrlich und sage auch Dinge, die du normalerweise einer Person, die du gerade erst kennengelernt hast, nicht sagen würdest. 29.) Teile mit deinem Gegenüber einen peinlichen Moment aus deinem Leben. 30.) Wann hast du zum letzten Mal in Gegenwart einer anderen Person geweint? Und wann für dich alleine? 31.) Nenne eine Sache, die du bereits jetzt an deinem Gegenüber magst. 32. Worüber macht man keine Witze, sofern es so etwas gibt? 33.) Wenn du heute Abend sterben würdest, ohne die Möglichkeit, noch mal mit jemandem zu sprechen, was würdest du bereuen, jemandem nicht gesagt zu haben? Warum hast du es noch nicht gesagt? 34.) Dein Haus und damit all dein Besitz fängt an zu brennen. Nachdem du deine Liebsten und deine Haustiere gerettet hast, kannst du ein letztes Mal ins Feuer laufen und einen Gegenstand retten. Welcher wäre das? Warum? 35.) Der Tod welches Familienmitglieds würde dich am meisten mitnehmen? Warum? 36.) Berichte von einem persönlichen Problem und bitte dein Gegenüber um Rat, wie er/sie die Sache handhaben würde. Bitte dein Gegenüber außerdem, einzuschätzen, wie du über das ausgewählte Problem denkst.

Mein Fazit: ich glaube sehr wohl, dass das funktioniert. Schon allein, weil zwei sich rein vom Ablauf her zuhören müssen. Wie oft höre ich von Dates, die vollkommen missglücken, weil es an Aufmerksamkeit und Achtsamkeit fehlt. Nur einer redet, einer hört nicht zu. Es gibt kein aufrichtiges Interesse. Das Experiment schließt diese Möglichkeiten vollkommen aus. Grundbedingung ist, dass zwei sich aufeinander einlassen und für mindestens eine Stunde jeder in die Welt des anderen eintaucht. Durch den Aufbau der Fragen ist ein Wir unausweichlich.

Jetz muss Mann bzw. Frau sich nur noch auf das Experiment einlassen 😉