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Das mit der Freiorgel

Manchmal darf man spontan sein, muss nicht nach Plan funktionieren. Und darf dann sogar dem Nebel entfliehen – und sich im Zug über die Sonne freuen: alles richtig gemacht. Als die so viel mehr als Konzertfreundin und ich diesen Tag „geplant“ haben, hatten wir viele Ausflugsziele im Kopf. Kufstein gehörte nicht dazu, hat sich gestern aber am Bahnhof dann zu dem Ort gemacht, den wir mit dem nächsten abfahrenden Zug erreichen können UND laut Wetter-App sogar mit Sonne. Keine Frage, dass wir uns beschwingt ins Abteil setzten und unserem Ziel ohne jegliche Erwartungshaltung entgegen“zuckelten“.

Vor Ort wollten wir uns eigentlich treiben lassen, laute Orgelklänge haben uns aber neugierig gemacht und wir haben – immer den Ohren nach – die Heldenorgel im Bürgerturm der Festung aufgestöbert. Was das ist? Die erste und größte Freiorgel der Welt. Die heute 4.948 Pfeifen dürfen täglich um 12 Uhr für 15 Minuten erklingen – das ist in der ganzen Stadt und je nach Wetterlage wahrscheinlich sogar auf den umliegenden Bergen gut zu hören. 4 Manuale und 65 Register, zum Schluss des kleinen Konzertes im Innenhof durften wir und noch über 18 Röhrenglocken des Glockenspiels freuen … Bei unserem Rundgang durch die Festung haben wir dann gelernt, dass wir ein tönendes Denkmal erleben durften, die Idee der Heldenorgel ist eine musikalische Erinnerung an die Gefallenen des 1. Weltkriegs. Sehr besonders, wie ich finde.

Und Kufstein war genau richtig für einen spontanen Ausflug, ich bin einmal mehr an die musikalischen Möglichkeiten der zur Festung gehörenden Arena erinnert worden, wir haben uns in einem süßen Café namens Liebelei aufgewärmt, im nach der legendären Kanone Purlepaus benannten Restaurant einen Tiroler Kaspressknödel einverleibt, sind durch die Gassen gestromert, haben die Sprüche am Auracher Löchl studiert und waren von den Kufsteinern/Tirolern begeistert. Für ein nächstes Mal sind wir bereits bestens vorbereiet: wir würden bei Gitta’s Bistro reinschauen, so nett hat es uns empfangen.

Das mit dem Dankeschön

Freitag abend wurde gefeiert, ein 50jähriges Jubiläum an der Orgel. Viele offizielle Worte wurden da gesprochen, alle mit sehr viel Wertschätzung. Aber da sitz ich mittendrin und fühle, dass das längst noch nicht genug ist. Kennt ihr auch Menschen, die immer mehr geben, als sie annehmen können/wollen? Worte können die Dankbarkeit für alles, was dieser Mann für uns alle getan hat gar nicht ausdrücken.

Also: Dem Anlass entsprechend hat der Chor Händels Halleluja umgedichtet, das er in diesen 50 Jahren unzählige Male begleitet hat. Dutzende Aufnahmen hat er auf Kassetten zu Hause, alle beschriftet, aber unsortiert in einem großen, großen Schrank … Das wird aber nicht erwähnt. Weiß das vielleicht keiner? Dann werden Gedichte vorgelesen, selbst gedichtet und gereimt, versteht sich. Das eine, zu lang, das andere, zu kurz, beide kratzen nur an einem Teil der Geschichte. Das Dankeschön im Namen aller ist unterbrochen von vielen Lachern. Viele Worte, die irgendwie nicht den Kern treffen. Alles steckt so sehr in der Gegenwart fest. Die Musiker bringen Ständchen, untermalt von Kaffeehausmusik werden da aktuelle Erinnerungen, witzige Begebenheiten besungen. Supertoll gemacht, aber irgendwie wird es dem Anlass immer noch nicht gerecht. Der Jubilar merkt selbst, dass hier keiner mehr ist, der die 50 Jahre mit ihm zusammenfassen kann, also ergreift er das Wort. Und berichtet, vom Anfang, als er eingesprungen ist, für die erkrankte Organistin. Dass er seit 50 Jahren nur als Ersatz im Einsatz ist. Wie er sich das Orgelspielen angeeignet hat. Für welche Chorherren, Pfarrer und Dirigenten er schon tätig war. Wie sehr er sich über die vielen bekannten Gesichter freut, die seinetwegen gekommen sind, obwohl sie sonst kaum mehr zu sehen sind. Wie dankbar er für die Musik ist, die sein soziales Netzwerk war und ist. Die ihm so viel Spaß und Freude bereitet, sein Leben bereichert, ihm so viele wertvolle Begegnungen und Erlebnisse schenkt … Auf den Punkt. Dankeschön.

Schön war sie, die Feier, eine Reise in die Vergangenheit. In einen Musikerfreundeskreis, der sich in den letzten Jahren aus den Augen verliert. Aber auf den gemeinsamen Zeiten aufsetzen kann. Wir haben uns sogar vorher zum Proben getroffen, denn wir sind nicht mehr wöchentlich zusammen, müssen uns erst wieder aufeinander einhören, Sicherheit gewinnen, mit einer Ausnahme ist aktive Musik nicht mehr ein wichtiger Bestandteil unseres Lebens. Und die wollten, obwohl es „nicht ganz perfekt“ war doch tatsächlich eine Zugabe …

Anders ist er geworden, „mein“ Chor. Immer noch viele von den alten Mitsängern, aber auch viele neue. Und die haben auch eine andere Art, zu singen. Als ich Mitglied in diesem Chor wurde, gab es einen begnadeten Dirigenten, selber Sänger durch und durch. Der viel erreichen wollte und ein Qualitätsniveau geschaffen hat. Und einen Organisten, der immer mehr gab, als er musste. Ja, anders, das ist das richtige Wort. Nicht mehr mein Chor, trotzdem konnte ich für einen Abend (besser eine lange, heiße Sommernacht) zurückkommen. Und mich entspannt zurücklehnen und wohlfühlen. Dafür von Herzen Dankeschön.

Spruch zum Wochenende

„Mit einer Weisheit, die keine Tränen kennt, mit einer Philosophie,
die nicht zu lachen versteht, und einer Größe, die sich nicht vor Kindern verneigt, will ich nichts zu tun haben.“ (Khalil Gibran)

Bekommen habe ich diesen Spruch vor etwa 20 Jahren, in einem Sammelband. Ein Geschenk von einem Mann, der mich mein musikalisches Leben lang im wahrsten Sinn des Wortes ‚begleitet‘ hat: als Organist, Pianist, als Noten-Lieferant, als Chauffeur. Er feiert heute abend Jubiläum: 50 Jahre Organist des Chores. Eine Überraschungsparty ist für ihn geplant, ich bin noch nicht sicher, wie er darauf reagiert, denn „sowas“ mag er nicht, also im Mittelpunkt stehen, Geschenke bekommen, … Aber: ich freue mich darauf, ihn zu sehen. Und alte Freunde wiederzutreffen.

Euch allen einen schönen Sommerabend und HAPPY WEEKEND

10 x Sommerfreude

Es ist Juli – und ich freu mich so, vor allem darauf:

  • Als verkürzte Wartezeit bis zur nächsten Landshuter Hochzeit 2017 ist ab heute Abend Burgfest auf der Trausnitz – ich mittendrin unterm Vollmond
  • Unser langjähriger Organist feiert 50jähriges Jubiläum – ein Fest mit vielen alten Freunden und bestimmt der ein oder anderen Erinnerung
  • Die bezaubernde Nichte debütiert – als brave Tante geh ich also ins Ballet
  • Tollwood läuft, den ersten Abend hab ich schon erlebt und freu mich auf viel mehr davon
  • Biergartenbesuche, laue Abende, draußen sitzen, meinen Balkon genießen
  • Fortschritte auf der Baustelle, nach dem Beton ist vor dem Estrich
  • Das große Patenkind und ich besuchen unser erstes gemeinsames Konzert: Münchner Sommernachtstraum mit Feuerwerk
  • Grillabende
  • Anschwimmen – war dieses Jahr noch nicht im See
  • Vielleicht schaff ich doch noch mal ein paar Stunden im Liegestuhl im Garten, meine Beine sind so farblos ….

Bine wills wissen und fragt, worauf wir uns in diesem Sommer freuen. Und, ihr so?