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Verweigern …

Schon mal beobachtet, wie ein Pferd den Sprung über ein Hindernis verweigert? Und trotz allen Maßnahmen, von gutem Zureden über kulinarische Leckereien, nicht mehr bewegt werden kann? Ungefähr dieses Bild hatte ich vor Augen, als meine Eltern vom jüngsten Verweigern des jüngsten Familienmitglieds erzählt haben …

Es begab sich, dass die Großeltern sich wie jede Woche auf den Weg machten, um ihre beiden jüngeren Enkeltöchter aus dem Kindergarten abzuholen. Das lief jetzt seit den Weihnachtsferien jedes Mal richtig gut, die kleinen Damen freuen sich, wenn Oma und Opa kommen, schon an der Umkleide werden die großelterlichen Dienstleistungen (Schuhe, Jacke und Mütze anziehen, Rucksack und Basteleien schleppen) huldvoll in Anspruch genommen. Begleitet von zweistimmigem ununterbrochenem Geplapper, was heute alles passiert ist …

Am Auto angekommen steigen normalerweise beide schnell ein, setzen sich und schnallen sich selbst an bzw. probieren es, weil „ich kann das selber, bin ja schon groß!“

Anders letzte Woche, denn da fehlte der pinke Sitz.

Den hatten wir ausflugsbedingt in den Tanten-Peugeot umgebaut. Der und kein anderer muss es aber für Nichte 3.0 sein. Sie „kann nicht“ in bzw. auf einem anderen sitzen. Auch wenn erst alle alles an gutem Zureden, Versprechungen usw gegeben haben, da war nix zu machen. Nicht mal ins Auto einsteigen konnte sie, gar nicht so ohne, wenn ein bockiges Kind am Kindergartenparkplatz auch vergisst, dass da andere Fahrzeuge ankommen und abfahren. Und nicht damit rechnen, dass da eine noch nicht ganz 3jährige einfach mal verweigert?

Irgendwann saß dann Nichte 2.0 auf ihrem Sitz auf dem Beifahrersitz, die störrische Nichte 3.0 mit der Oma ohne Sitz auf der Rückbank angeschnallt (natürlich ohne jegliche Wirkkraft, weil sie zwar schon sooooo groß, aber für das Skoda-Anschnallsystem trotzdem viel zu klein ist …). Die Oma trotz Hüftproblemen schmerzhaft unbequem den Sturkopf möglichst gut festhaltend – der Opa schimpfend, aber trotzdem noch vorsichtiger und umsichtiger fahrend, hat seine kostbare Fracht im Schneckentempo die knapp 3 Kilometer nach Hause chauffiert. Und alle waren froh, dass es dann doch geklappt hat und schnell vorbei war …

Kommentar meiner Schwester: „gut, dass ihr nicht der Polizei begegnet seid, was die wohl gemacht hätten?“ Wahrscheinlich hätten sie aus Mitgefühl mit den genervten Großeltern das Blaulicht eingeschaltet und den Heimweg als Eskorte gesichert 😉

… lass mich!

Noch öfter als das langgezogene „naaaaaa gut“ bekommt ihre Umwelt von Nichte 3.0 wie aus der Pistole geschossen „lass!!!“ „mich!!!!“ zu hören. Gleichermaßen in passenden wie unpassenden Situationen.

So kann es dummerweise passieren, dass die Tante sie dann lassen soll, wenn wir gerade miteinander auf der Toilette sind. Und ich sie eben nicht loslassen kann, weil sie sonst in die Schüssel plumpst … Vielleicht geht sie deshalb mittlerweile wieder lieber aufs Töpfchen? Das kann sie nämlich ganz allein, da hat sie ihre Ruhe und keiner stört.

„Lass mich!“ bekommt man aber auch dann mal auf die Ohren, wenn eine Sekunde zuvor die Welt noch in Ordnung war. Wir miteinander gelacht oder irgendeinen Unsinn gemacht haben.

Deshalb hab ich noch nicht ganz begriffen, wann die Gefahr von akutem Bockigsein und Alleingelassen werdens droht. Weshalb ich recht oft in dieses Fettnäpfchen trete.

Und mittlerweile manchmal – also am ehesten, wenn sich keine der großen Schwestern einmischt – auch ganz gut in die wieder Normalität überleiten kann. Da wär ich aber gerne noch etwas erfolgreicher 😉

Na gut

Ich habe bestimmt schon mal irgendwo erwähnt, dass Nichte 3.0 mich sehr stark an ein Buch meiner Jugend namens „Trotzkopf“ erinnert? Also so in einer Mischung mit dem „Nesthäkchen“? Beides kennen wahrscheinlich nur die Mitleser, die schon ein paar Jahrzehnte auf dem Buckel haben, entweder aus den Büchern der Schriftstellerinnen Emmy von Rhoden und Else Ury, oder aus den Verfilmungen, die liefen beispielsweise als ZDF-Weihnachtsserie im Jahr 1983 😉

Warum ich so oft an die beiden Begriffe denken muss, wenn ich mit ihr zusammen bin? Liegt vielleicht an ganz schön vielen Parallelen im Verhalten … so flucht die junge Dame oft ganz schön eloquent für ihre nicht mal 3 Jahre. Ihr Verhalten ist so oft so gar nicht damenhaft, die rausgestreckte Zunge kommt sehr häufig zum Vorschein. Und sie setzt bei jeder sich bietenden Gelegenheit ihren Kopf durch. Ganz schön schwer für anwesende Erwachsende, denn auch die beiden großen Schwestern sind in solchen Momenten keine wirkliche Hilfe …

Der kleine Trotzkopf sitzt dann bockig, zum Beispiel auf einer Treppenstufe, während alle anderen fertig angezogen sind und raus wollen. Alles positiv Motivieren, alles Betteln, alles Schimpfen – verhallt wie ungehört. Schafft man es dann doch irgendwann nach langem Zureden, sie zum Mitmachen zu animieren, hört man ein äußerst gnädiges, gaaaaanz langgezogenes „Naaaaa guuuut“ – und muss sich das erleichterte Auflachen verkneifen, denn sonst kann die Stimmung auch direkt mit einem missbilligenden Blick und erneutem Bocken enden. Puh, manchmal gar nicht so einfach, wenn die trotzköpfige Persönlichkeit unseres sonst oft so zuckersüßen Nesthäkchens rausblitzt? … 😉

Zur Sicherheit

Freitag Abend haben wir einen Anruf bekommen, der Papa und die beiden großen Nichten hatten eben die kleine Schwester samt Mama im Krankenhaus abgeladen. Das jüngste Familienmitglied hatte nämlich beim Abendessen plötzlich aus dem Mund geblutet. So genau war nichts zu sehen, was ursächlich hätte sein können. Geweint hat sie auch erst, als alle hektisch in ihren Mund schauen wollten. Da aber immer mehr Blut kam …

Und da war die Aufregung ganz schön groß. Etwas später dann aber vor allem die Erleichterung, denn im Krankenhaus haben sie die kleine Patientin zum Glück nur angeschaut und konnten Entwarnung geben. Sie hat sich mit den ja noch recht neuen Zähnen richtig doll gebissen. Erklärt hat uns das Nichte 2.0, unterstützt von 1.0. Und dann hättet ihr mal das Aufatmen durchs Telefon hören sollen. So richtig tief aus dem Herzen kam das …
So ist das nämlich bei Geschwistern, die gehen einem mächtig auf den Keks. Aber wehe, da wär was, nein, das geht gar gar gar nicht ❤️

Die bezaubernde Nichte hatte übrigens vorgeschlagen, diese Episode als Paula-Geschichte zu verpacken. Aber das ging jetzt bei mir nicht, wir können Paula ja nicht immer alle Sorgen und Nöte lösen lassen.