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Paula und die Rabeneltern – Vorlese-Geschichten aus der Nachbarschaft

In diesen Wochen lernt Paula viele Vogelküken kennen. Überall haben die Eltern in ihren Nestern eifrig Eier ausgebrütet und langsam aber sicher wird so gut wie ununterbrochen gefüttert. Was für lustige Plätze sich manche Vögel ausgesucht haben, eine Meise hat ihr Nest in einem alten Gummistiefel von Herrchen Andi gebaut. Eine Amselfamilie wohnt in einem von Karins wertvollen Pflanztrögen auf der Terrasse …

Nur mit Familie Rabe ist Paula in diesem Jahr nicht recht zufrieden. Statt im großen Nest aus dem Vorjahr haben sie ihren kleinen Raben einfach ins Nest der Tauben einquartiert. Wie ein Kuckuckskind. Und wenn er jammert und nach seinen Eltern schreit, dann schimpfen die beiden schwarzen Gesellen irgendwo aus den Baumwipfeln mit tiefen Stimmen. Als ob die von ihrem eigenen Kind nicht erkannt werden wollen? Überhaupt schauen sie nur selten vorbei und ob sie Futter bringen? Paula ist sich da gar nicht sicher.

Jeden Tag schaut sie jetzt nach dem kleinen Raben. Dem scheint es aber zum Glück prächtig zu gehen. Vom nackten Vogelkind hat er sich in einen schwarzgefiederten Jungvogel entwickelt. Er wächst in alle Richtungen und schaut immer neugieriger in die Welt hinaus. Und da, heute ist es so weit: zum ersten Mal breitet er seine Flügel aus. Und hüpft aus dem Nest. Na ja, runterfallen ist noch nicht fliegen können… Jetzt hockt er auf dem kleinen Weg neben dem Schuppen. Und schaut ein bisschen dumm aus der Wäsche.

Eilig läuft Paula zu ihm. „Vorsicht, hier rennen hungrige Katzen rum. Ich kümmere mich um dich.“ Schwups, sie nimmt ihn sanft ins Maul und trägt ihn auf die Terrasse. Dort hockt sie ihn in einen alten Topf. Und daneben legt sie sich. Immer ein Auge auf ihrem Schützling. Da hört sie über sich ein zufriedenes Gekrächze. Sie schaut – und erblickt die stolz grinsenden Rabeneltern. „Siehst du? Ich hab doch gesagt, dass sich schon jemand finden wird, der sich kümmert. Jetzt können wir beruhigt rumfliegen, es uns gut gehen lassen und uns die Bäuche vollschlagen.“

Und weg waren sie. Paula seufzt. Endlich versteht sie, warum die Menschen von Rabeneltern sprechen. Und sie nimmt sich fest vor, gut auf den kleinen Raben aufzupassen. „Und irgendwann werd ich ihm dann auch genau erklären, wie das mit dem Miteinander und der Familie geht – weil so gefällt mir das gar nicht.“

Paula und das Entenküken: Vorlesegeschichten aus der Nachbarschaft

Dass Hunde bei Menschen wohnen ist für Paula ganz normal. Sie wohnt schließlich auch bei Andi und Karin, Herrchen und Frauchen. Katzen wohnen auch bei Menschen. Manchmal auch Hasen. Oder Fische. Aber seit kurzem wundert sich Paula sehr. Im Gartenteich schwimmt jetzt mehrmals täglich ein hübsches Wildentenfräulein. Regelmäßig kommen mehrere wild schnatternde Entenmänner vorbei und bemühen sich sehr um ihre Aufmerksamkeit. So richtig interessiert das die Umworbene aber gar nicht. Scheint zumindest so.

Vor ein paar Tagen hat Paula beobachtet, dass die Entin sich jetzt doch mit einem von den vielen abgibt und tatsächlich so etwas wie ein Nest baut. Huch, die werden doch nicht? Seit heute fliegt nur noch der Kerl immer wieder und wieder weg und her, weg und her…  Das Entenfräulein dagegen hat es sich im Nest bequem gemacht. In den nächsten Tagen guckt Paula immer wieder scheinbar gar nicht interessiert vorbei. Passiert ja aber auch gar nichts.

Doch am Freitag, da hört sie es ganz komische Laute. Neugierig schleicht sie sich hinter den Busch. Im Nest liegt ein großes Ei. Da drin klopft jemand. Jetzt reißt die Schale an einer Stelle ein kleines bisschen. Das Klopfen wird lauter, und irgendwann erscheint ein winzig kleiner Schnabel, gefolgt von einem Köpfchen. „Hui, was ist das denn?“ wufft Paula erschrocken. „Das ist mein Küken,“ antwortet die jetzt Enten-Mama lächelnd. „Schön, dass ihr euch so kennenlernt. Ich freu mich, wenn du mir hilfst, aufzupassen, dass dem Kleinen nichts passiert.“ „Aber klar doch, das mach ich gerne“ ruft Paula begeistert und voller Tatendrang.

Und so kommt es, dass die kleine Hundedame wie eine Tante immer dabei ist, wenn das Entenküken etwas zum ersten Mal erlebt. Von den ersten noch recht erfolglosen Versuchen, ein paar Schritte zu watscheln, über die später ebenfalls eher lustigen ersten Flugmanöver. Die sind anfangs eher zum Lachen, was Paula bei all der süßen Tollpatschigkeit auch trotz dem Versuch, es zu unterdrücken, immer wieder muss …

Und auch Paulas Wachhundqualitäten sind gefragt, muss sie das Entenjunge doch gegen immer wieder gegen unerlaubte Eindringlinge wie die Nachbarskatzen verteidigen. Manchmal hilft dem jungen Enterich da nur mitten in den Teich schwimmen und warten, bis Paula die wild fauchenden Katzentiere aus dem Garten verjagt hat.

Doch irgendwann in den Sommermonaten zieht das jetzt garnicht mehr so kleine Entenküken kühne Flugrunden, erst nur über die Nachbarsgärten, bald aber kommt der Junge Enterich überall hin. Und schon ist es Herbst – Zeit, Abschied zu nehmen. „Mach es gut, Paula, wir machen uns auf den Weg in den warmen Süden. Im Winter ist es uns hier zu kalt, aber im Frühling komm ich dich besuchen. Versprochen!“ „Oh, und dann erzählst du mir alles, was du erlebt hast, bitte? Pass gut auf dich auf und komm gesund wieder …“ sagt Paula. Und auch wenn sie heute traurig ist, sie ist jetzt schon voll Vorfreude auf das Wiedersehen.

Das mit dem Vogelleben

Gestern morgen wollte ich doch nur ein Verlängerungskabel holen – begleitet von der Katzendame schloss ich die Tür zum alten Stall auf, wo auf dem elterlichen Bauernhof Dinge wie diese aufbewahrt werden. Kaum drin tschilpen die Schwalben, die dort nisten, in heller Aufregung. Ehe ich michs versehe hüpft die Mietzekatze in zwei beeindruckenden Sprüngen auf ein hohes Fensterbrett, verharrt dort einen winzigen Augenblick. Erst jetzt seh ich den regungslos scheinenden Vogel. Doch auch mein Schreien hilft nicht, schwups hat sie ihn. das Ende eines viel zu kurzen Schwalbenlebens – und ich fühle mich erbärmlich mitschuldig …

Später wurde ich noch mal Zeuge, wie ein Raubtier – dieses Mal ein Sperber – einen kleinen Star aus seinem Schwarm heraus verfolgte, bis er am Nachbarhaus ans Fenster folg – der Sperber hat nur kurz zugeschnappt, den herunterfallenden Star bei seinem hungrigen Nachwuchs im Nest abgeliefert. Und ist schon wieder weiter zu nächsten Beute ausgeflogen, denn die schwirren hier gerade in Massen durch die Lande …

Sonntagsfreude: Der Spatz

Mein Erlebnis des Tages: ein Spatz war nicht einverstanden, dass ich der Haus-Untersicht einen neuen Anstrich verpasse. Also eigentlich das Drumherum seines Zuhauses verschönere. Er war sogar derart empört, dass er lauthals meckernd an meinen Hals geflogen ist. Recht hat er, obwohl ich ja nicht wissen konnte, dass er da drin wohnt. Und er sich bis dahin sehr gut in einem nicht erkennbaren Nest vor mir versteckt hatte. Aus seiner Sicht wahrscheinlich durchaus berechtigt, mich anzugreifen. Aus meiner Perspektive allerdings muss ich sagen: er hatte Glück. Oder besser ich, denn er kann ja fliegen. Hätte durchaus blöd ausgehen können, so in mindestens 7 Metern Höhe. Auf einem schwankenden Gerüst ein Höhenängstler, der aber irgendwie sowohl gestern wie auch heute immer wieder die Balance hält. Jawoll. Ich gebe zu, ich bin grad sehr stolz auf mich, denn auch wenn die Knie zittern und ich mich nach unten sehne, ich hab alles geschafft, was ich mir vorgenommen habe, also sogar ganz ganz oben.

Sonst freu ich mich, dass wir uns eben einstimmig gegen eine rote für eine anthrazit-graue Linie entlang der Lisenen entschieden haben. Und da ich (wieder mal) am allermeisten Farbe auf mir selbst verteilt habe und die trotz Schrubben nicht abgeht (…) freu ich mich, dass die Mädels heute Abend Rücksicht nehmen und unser Nachhol-Freitag kurz und auf dem Balkn stattfinden wird.

Mehr Sonnagsfeude sammelt Rita.