„Je planmäßiger die Menschen vorgehen, desto wirksamer vermag sie der Zufall treffen.“ (Friedrich Dürrenmatt)
Und dann gabs zum Ende des Lockdowns noch eine große Überraschung bei den Nichten: hat doch tatsächlich eine rotzfreche wildfremde Hasendame einfach so ihre Kleinen in ein Nest bei der ganzen kastrierten Hasenjungsbande „geschummelt“ und sich aus dem Staub gemacht … Spaß beiseite, ist nämlich leider gar nicht sehr lustig.
Weil: Tatsächlich hatten die Nichten ja bei einem Züchter gezielt zwei als „kastrierte Hasenmännchen“ deklarierte neue Hasen eingekauft, die ich letzten Monat ins Hasenparadies transportiert hatte. Seitdem werden die zwei liebevoll gehegt und gepflegt. Allen ist aufgefallen, dass „der“ kleine Graue von den anderen ein bisschen mehr gejagt worden und davon sogar etwas abgemagert ist – aber „er“ hat gefressen und war auch sonst munter. Und wer denkt denn bitte, dass einem erfahrenen Züchter nicht spätestens beim Kastrieren auffällt, dass es sich um ein Hasenmädchen handelt? Aktuell ist die Aufregung groß, denn so war das nicht geplant – aber erst mal versuchen jetzt alle, mit der Überraschung positiv umzugehen. Und dann „schau ma weiter“.
Was ich in den letzten Wochen besonders genossen habe, war eine kleine akustische Beobachtung. An den zahlreichen sonnigen freien Tagen des Frühlings hab ich es mir öfter mal auf einem Liegestuhl mit einem guten Buch bequem gemacht. Und zwischendurch der Stille gelauscht. Um mich zu hören nichts – nur das Summen der Insekten, das Malmen und Schnauben der Sommerkälber auf der Weide, Hühnergegacker. Mal ein Auto … und millionenfach das in dieser Ruhe wummernde Vogelgezwitscher. Wie aufgeregt und laut sie in diesen Wochen sind. Was für eine Hektik und Betriebsamkeit die flatternden Freunde in diesen Wochen entwickeln. Kein Wunder, Material fürs Nest suchen, bauen, Feinde vertreiben, Ei legen, brüten, Nachwuchs versorgen …
Und irgendwo ganz nah ein Kuckuck, der deutlich herauszuhören ist …
Die Vogelbetriebsamkeit geht im Lärm der Stadt oft unter, schön, dass ich sie die Tage in der Ruhe so intensiv belauschen durfte.
Gestern morgen wollte ich doch nur ein Verlängerungskabel holen – begleitet von der Katzendame schloss ich die Tür zum alten Stall auf, wo auf dem elterlichen Bauernhof Dinge wie diese aufbewahrt werden. Kaum drin tschilpen die Schwalben, die dort nisten, in heller Aufregung. Ehe ich michs versehe hüpft die Mietzekatze in zwei beeindruckenden Sprüngen auf ein hohes Fensterbrett, verharrt dort einen winzigen Augenblick. Erst jetzt seh ich den regungslos scheinenden Vogel. Doch auch mein Schreien hilft nicht, schwups hat sie ihn. das Ende eines viel zu kurzen Schwalbenlebens – und ich fühle mich erbärmlich mitschuldig …
Später wurde ich noch mal Zeuge, wie ein Raubtier – dieses Mal ein Sperber – einen kleinen Star aus seinem Schwarm heraus verfolgte, bis er am Nachbarhaus ans Fenster folg – der Sperber hat nur kurz zugeschnappt, den herunterfallenden Star bei seinem hungrigen Nachwuchs im Nest abgeliefert. Und ist schon wieder weiter zu nächsten Beute ausgeflogen, denn die schwirren hier gerade in Massen durch die Lande …