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Momentaufnahmen #10

Im Schreibprojekt stellt aeqitas et veritas die 10. Frage: Kannst du dir eine politische oder gesellschaftliche Situation vorstellen, in der du dich für zivilen Ungehorsam entscheiden würdest?

Um „ziviler Ungehorsam“ korrekt zu definieren und verstehen musste ich im ersten Schritt Wikipedia bemühen und dann erst mal sehr gründlich nachdenken. Denn ganz ehrlich, ziviler Ungehorsam bedeutet nicht, dagegen sein oder protestieren. Per Definition ist es eine Form politischer Partizipation. Also nicht nur anderer Meinung sein und das demonstrieren. Sondern bewusst anders agieren, (politisch) gegen eine Regierung bzw. gesellschaftliche Regeln aktiv werden.

Und das kann ich dann doch nicht mal schnell mit einem Ja oder Nein beantworten. Ich genieße seit meiner Geburt das große Privileg, in einer Demokratie mit freier Meinungsäußerung leben zu dürfen. Auch wenn mich manche Entscheidungen und Entwicklungen innerlich oft schier zerreißen, ich muss es aushalten, wenn es auch mal nicht nach dem geht, was ich für wichtig und richtig erachte. Denn jede Einflussnahme, die das unterdrücken würde, würde nicht dem Grundrecht der Demokratie entsprechen … Und es ist das Wohl der Mehrheit, an dem sich alles ausrichtet. Was meistens den meisten darin zusammenlebenden Menschen zu Gute kommt. Ja, ich protestiere gegen einiges und darf meine Meinung frei äußern. In der Demokratie, von der ich meist profitiere, bin ich aber auch bereit, mein Ich und auch meine persönlichen Bedürfnisse manchmal hinter ein Wir zurückzustellen.

Bei jeglicher Entwicklung in eine menschenverachtende Richtung, bei dem Versuch, Frieden und Freiheit zu beschränken, bei einer diktatorischen oder das Volk nicht mehr einbeziehenden Richtung, einem Verbot der (freien) Meinungsäußerung, ja, dann möchte ich gerne zivil ungehorsam sein und wünsche mir, dass so eine Situation nie eintritt. Und zwar im mich umgebenden System ebenso wie im ganz privaten Umfeld … Gewalt, Eskalation oder Krieg sind keine Lösung, nie. Es muss immer einen Weg des Friedens geben. Punkt.

Schreibprojekt 2021 – Momentaufnahme #4

Im Mitmachprojekt stellt Aequitas et Veritas die vierte Frage:
Gibt es etwas oder jemanden, der deine Überzeugungen hinterfragt bzw. herausfordert?

Beim ersten Lesen hab ich in die Richtung Schwurbler und Querdenker gedacht, die Gedanken dann aber etwas weiter schweifen lassen. Und dann hat sich ein kleiner Missstand in mir zu Wort gemeldet, der immer wieder zu Diskussionen führt, weil manche Mitmenschen mit meinem Singlesein, damit zufrieden sein und keinen Kinderwunsch haben in einem gewissen Sinn „zusammenstoßen“.

Es  gab in meinem Leben immer wieder Gespräche und kritisches Hinterfragen.

Ich habe nach vielen Versuchen, eine Konversation als Gedanken- und Erfahrungsaustausch zu führen, irgendwann irgendwie gelernt, dass es wohl Menschen gibt, die – da sie selbst es anders „sehen“ – einfach nicht glauben können, dass ich ein ganz gutes, zufriedenes und vor allem erfülltes Leben habe.

Und ich merke, dass es nicht immer so ist, dass ich das erklären kann. Weil diese Mitmenschen weder emotional noch von der Intelligenz her verstehen oder nachvollziehen wollen, dass ein anderer Mensch ein anderes zufriedenes Leben führen kann, als sie es für sich definieren.

Seit ich das verstanden habe habe ich aufgehört, das Hinterfragen als Herausforderung anzusehen.

Ich antworte eher minimalistisch oder ziehe mich ganz aus der Affäre. Die Fragenden denken ohnehin nur das, was sie sich denken wollen. Und so lasse ich es sein. Und hinterfrage im Gegenzug auch nicht ihr Leben. Ich bin nicht ihre Entwicklungsschritte gegangen, sie nicht die meinen. Und das ist, wie es ist.

Mehr zur Mitmachaktion „Momentaufnahmen

Dieses Kommentieren zum Thema Pressefreiheit …

Was mir richtig bitter aufstößt ist das Lamentieren zum Thema Meinungs- und Pressefreiheit – schon allein, dass jeder jetzt ein Experte für Recherche ist und seine Meinung dazu in die Welt hinaus“bläst“ ist schon ein recht eindeutiger Hinweis, wie frei jeder von uns das tun darf? Und dann wird das unwahrscheinlich gerne mit affirmierenden Worten wie „Trau dich, zu hinterfragen“. Oder „Das solltest du auch mal tun“. Oder „Hör auf, alles zu glauben“. Oder „Sei mutig, teile diesen Beitrag“. Oder „Ich möchte euch empfehlen, das hier zu schauen/lesen. Ich habe selbst recherchiert: das ist die Wahrheit, nicht das, was uns die Medien weismachen wollen“.

So passiert dann, dass nicht-wissenschaftliche Behauptungen, wichtigtuerische Erkenntnisse ohne jegliche Methode und falsche Fakten durch die Welt gepostet werden … Die Taktik ist recht einfach: der Glaube, etwas besser zu können, als die Experten. Jetzt ist das mit dem Recherchieren, dem Fakten prüfen, dem bis zur Quelle vordringen und auch diese zu verifizieren eine Disziplin, die üblicherweise einige Zeit in Anspruch nimmt. Die man mit vielen Höhen und Tiefen erlernt. Die sich nie mit Hören-Sagen zufrieden geben sollte. Die immer noch eine kritische Nachfrage aushalten sollte …

Das beschäftigt nicht nur mich, auch andere haben sich den Frust von der Leber geschrieben und Fakten zusammengetragen, die ich wert finde, geteilt zu werden …

So schreibt Nils Wrage:

„… Ich kann Vieles schlucken und unkommentiert lassen. Generell lasse ich hier das meiste unkommentiert. Aber eins nicht, und das ist etwas, worauf ich auch bei hiesigen »Freunden« stoße. Und zwar das Gemutmaße darüber, dass uns die etablierten Medien belügen. Dass sie uns verarschen. Dass sie uns verblöden zugunsten einer wie auch immer gearteten geheimen Elite. Kennt Ihr den Begriff »Pressefreiheit«? Habt Ihr Euch damit mal beschäftigt? Eine wirklich existente Pressefreiheit ist so ziemlich der aussagekräftigste Gradmesser über die generelle Freiheitlichkeit einer Gesellschaft. Und ja, in einer wirklichen Pressefreiheit hat auch jene Presse, die gezielt lügt und Desinformation verbreitet, eine echt große Freiheit. So funktioniert das Spiel. Gehört dazu. Aber der Vorwurf, dass die großen deutschen Medien Euch belügen und unter dem Einfluss bestimmter Entscheidungsträger stünden, lässt mir die Galle hochkommen. Das kalte Kotzen kommt mir da. …“

Vollständig hier nachzulesen:

Und das schreibt Florian Stäuble:

„Liebe Selbstrecherchierer, Querdenker, eigene-Meinung-Bilder und Mainstreammedien-Ablehner. Ich muss euch jetzt mal was erklären:Seit Monaten werde ich mit Aussagen konfrontiert, die inhaltlich alle in dieselbe Richtung laufen:„Da ich den Mainstreammedien (damit sind vermutlich alle klassischen Nachrichtenerzeuger und -aufbereiter gemeint, in denen der Beruf des Journalisten ausgeübt wird) kritisch gegenüberstehe, bin ich dazu übergegangen, selbst zu recherchieren. Das solltest du auch mal tun. Dann wird dir schnell ein Licht aufgehen und du wirst erkennen, wie sehr wir alle verarscht werden und wie intensiv uns die klassischen Medien die eigentlichen Wahrheiten vorenthalten“.So weit, so gut.Aber EINS solltet ihr euch schon mal bewusst machen, ihr Youtuber: Ihr recherchiert nicht selbstständig und objektiv im Internet. Das könnt ihr gar nicht. Das kann keiner. …“

Vollständig hier nachzulesen:

Alle, die es trotzdem besser wissen: ich hoffe, ich hab euch wenigstens die Möglichkeit gegeben, drüber nachzudenken.

Feige oder diplomatisch?

Als Kind war ich manchmal schrecklich unsicher: ich wollte nicht feige sein, war nicht einverstanden mit dem, was andere sagten oder taten, ich stand trotzdem daneben und hab einfach nichts gesagt. Manchmal statt einer Antwort zu geben gelächelt. Kein Ja, kein Nein. Ich wollte nicht etwas tun, nur weil es ein anderer gemacht hat, wollte nicht gut oder schlecht finden, nur weil andere das taten. Wollte weder Mitläufer sein, aber auch nicht wegen einer anderen Meinung angefeindet werden. Manchmal wollte ich auch ganz einfach schlicht keine Stellung beziehen, Manchmal war mir das Thema egal, manchmal fand ich den, der gerade auf der Shitlist der anderen war, gar nicht so schlecht. Ich hab mich schon früher oft auch mit denen verstanden, die von den anderen verachtet wurden. Alles gar nicht so einfach, denn man möchte schließlich dazugehören, zu denen, die in sind. Die den Trend angeben. Die irgendwie hipper, cooler, beliebter … was auch immer sind?

Heute nennen wir es diplomatisch sein. Als Erwachsener ist es nicht nur ok, manchmal keine Meinung zu etwas zu haben, gerade im Beruf kann es sogar gefordert werden. Ich bin nicht immer mit allen Äußerungen von Menschen einverstanden, hin und wieder weiß ich es sogar besser – aber ich habe kein Problem damit, auch mal die Klappe zu halten. Nicht immer recht zu haben (ok, nicht oft, aber manchmal klappt das schon). Nicht das letzte Wort zu haben. Sondern einfach nur nett zu lächeln, mir meinen Teil zu denken – und dadurch am Ende des Tages meine Ruhe zu haben. Sich aus gewissen Dingen raushalten, „unpolitisch“ oder „politisch korrekt“ sein, heißt nicht automatisch, dass man Mitläufer ist, sich duckt und seine Meinung nie äußert, im Gegenteil.

Es ist wichtig, für seine Prinzipien, Meinungen und Werte einzustehen, dann, wenn es einem selbst wichtig ist. Aber muss ich mich wirklich zu allem äußern? Zu allem eine Meinung haben? Kann ich das überhaupt? Ich finde es ok, manchmal nur zuzuhören, ganz ohne mir eine Meinung zu bilden. Und vor allem, ohne selbst Stellung zu beziehen. Und auch wenn ich nicht immer einverstanden bin mit den Äußerungen anderer Menschen: ich kann trotzdem auch heute noch die Schnauze halten, in mich hineinlachen – und bin dabei nicht feige, sondern setze meine Prioritäten.

Wenn ich mich zurückerinnere war eine ganz unsicher Zeit anfangs im Kindergarten: an meinem ersten Tag waren wir „Kleinen“ ganz alleine. Ich hatte einen Platz, kannte meine Nachbarn. Alles gut. Am zweiten Tag kamen die „Großen“ dazu. Ich setze mich auf meinen Platz, eines der größeren Mädels hat mich kompromisslos von meinem Platz vertrieben: „Steh auf, da sitze ich – schon immer!“ Im ersten Moment hätte ich mich am liebsten gestritten – dann hab ich mich umgesehen, mich auf einen anderen freien Platz gesetzt. Und was soll ich sagen: meine beiden Kindergartenjahre sind nach den Turbulenzen des Anfangs ruhig verlaufen. Ich habe wunderbare Freunde kennengelernt. Und habe heute noch eine Freundin aus dieser Zeit. Wir sehen uns nicht oft, aber wenn wir uns sehen ist es wunderschön! Und sie war übrigens in ihrer Kindheit die Nachbarin des besagten größeren Mädels – mit der ich später tatsächlich auch so etwas wie eine Freundschaft geführt habe und die sich heute noch freut, wenn sie mich mal wieder trifft 🙂